den beiden genannten Extremen liegenden, aus Raummangel nicht alle abgebildeten Formen
haben zum großen Teile eigene Unterartnamen erhalten, doch finden sieh selbstverständlich
auch Stücke, die zu keiner Unterart genau stimmen, sondern zwei einander sehr nahe
stehenden miteinander verbinden. Die oben abgebildete Reihe umfaßt nur solche Formen,
die von Dr. Elbert mitgebracht wurden, sie ließe sich noch ausdehnen, wenn man die
Sumatranische PI. granum Busch und die im ganzen malayischen Archipel verbreitete PI.
pagoda Lea in sie aufnähme. Die Gründe der großen Variabilität der Melaniiden lassen
sich bisher noch nicht nennen, an jedem Fundort lebt gewöhnlich nur e in Glied einer
Formenkette, doch kann die gleiche Form auf jeder Insel und auf jeder einzelnen wiederum
in allen Wasserjäufen Vorkommen, sodaß eine zoqgeographische Verwertung dieser Unterarten
resp. Kettenglieder ausgeschlossen ist. Nur Seen scheinen Formen zu erzeugen
die fur jeden einzelnen charakteristisch und die auf jeden einzelnen beschränkt sind.
Jetzt will ich die g e o g r a p h i s c h e V e r b r e i t u n g der Mollusken behandeln. Es
ist hier jedoch nicht der geeignete Ort, über sämtliche, aus dem von Dr. Elbert bereisten
Gebiete bekannten Binnenmollusken zu berichten, zumal gute derartige Übersichten, die
bis zum Jahre 1899 reichen, vorhanden sind.1) Ich beschränke mich infolgedessen darauf,
auf die von v. Martens (1. c., p. 262—263) ausgesprochenen Ansichten über die molluskengeographische
Gliederung des malayischen Archipels hinzuweisen.
Seinen Ausführungen, die jetzt durch die . Elbertsche Mollusken-Sammlung neue
Stutzen gefunden haben, können wir uns voll und ganz anschließen. Martens stellt zunächst
fest, daß die Wal l acesche Linie, d.-h. die Grenzlinie zwischen der indischen und
der australischen Fauna, die zwischen den Inseln Bali und Lombok verlaufen soll, fü r die
Mol lusken si cher nicht e x is tie r t. Nun ist nicht zu verkennen, daß sich die Mollusken-
Fauna von Sumatra, Java und Borneo durch den Besitz der großen Cyclophorus-Arten,
der Gattungen Megalomastoma, Hemiplecta und Amphidromus an die der Halbinsel
Malakka anschließt, während sich Celebes und die östlich von Java gelegenen Inseln
durch die Gattungen Xesta, Chloritis und Cyclotus auszeichnen, die auf die Molukken und
Neu-Guinea hinweisen.
In dieser eigenartigen Verteilung, die im westlichen Teile dès indischen Archipels
auf eine Verbindung mit dem asiatischen Festlande, im^stlichen dagegen mit Neu-Guineäf“
also einem Stücke von Australien, hindeutet, liegt aber keine Bestätigung des Wallaceschen
Gedankens: Einerseits ist es ganz sicher, daß die Halbinsel Malakka, zu der ja, wie erwähnt
wurde, die Großen Sunda-Inseln Beziehungen aufweisen, nur eine landfest gewordene
Insel des Sunda-Archipels darstellt, und andererseits bildet die allgemein zu Australien
gerechnete Insel Neu-Guinea keine zoogeographische Einheit, indem ihr nordwestlicher, in
holländischem Besitze befindlicher, den Molukken zugekehrter Teil faunistisch fast ganz
mit diesen übereinstimmt und als ehemaliges Glied derselben aufgefaßt werden muß.
Dieses ist nämlich mit einem anderen Faunengebiete, welches das übrige Neu-Guinea und,
jenseits der Torres-Straße, den Ostzipfel von Australien nördlich der Wüste umfaßt, zusammengeschweißt
worden. W ir k ö n n e n im i n d i s c h e n Ar c h i p e l al so we d e r von
e i g e n t l i ch i n d i s c h e n , no c h von a u s t r a l i s c h e n F äun e n be s t a n d t ei le n r eden,
') v. Martens, Landschnecken des indischen Archipels, p. 252—255, in: Zool. Ergehn. Reise Niederl.
Indien, II, Leiden 1897; v. Martens, Süß- und Brackwassermollusken des indischen Archipels, p. 300—301,
in: Zool. Ergehn. Reise Niederl. Indien, IV, Leiden 1897; P. u. F. Sarasin, Die LandmoIIusken von Celebes,
p. 222—228, Wiesbaden 1899.
s o n d e r n m üs s e n eine ma l ay i s c h e Fa u n a a n n e h m en , die e i nen we s t l i c h e n ,
i n do ma l a y i s c h e n , und e i nen ö s t l i c h e n , a u s t r o m a l a y i s c h e n , Zwe i g aus -
bi ldet e. . '
Die Scheide zwischen diesen Unterfaunengebieten fällt meines Erachtens nicht mit
der Wallaceschen Linie zusammen, sondern liegt östlicher, zwischen Sumbawa und Flores,
ist aber keineswegs ganz scharf, da z. B. die Xesten in letzten, spärlichen Ausläufern
westlich bis Bali, die Amphidromen in einer Art östlich bis nach den Tenimber-Inseln
gehen Eine eigenartige Stellung nimmt die Insel Celebes ein, die in sich ganz verschiedenartige
Faunenelemente vereinigt, da ihr nördlicher Teil auf die Philippinen, ihr südwestlicher
Zipfel auf die größeren Sunda-Inseln, d. h. auf indomalayisches, ihr südöstlicher
Zipfel dagegen auf die Molukken oder, in anderen Worten ausgedrückt, auf austromalayisches
Faunengebiet hinweist. Von den Celebes im Süden vorgelagerten Inseln gehören Saleyer
zu Südwest-Celebes, Kabaena, Buton und Muna dagegen zu Südost-Celebes,
4. Die geographische Verbreitung der Süßwasserfische
zwischen Äsien und Australien.
Von Dr. C. M. L. P o p t a - Leiden.
In ichthyologischer Beziehung rechneten die Zoologen den westmalayischen Teil
der Inselwelt zwischen Asien und Australien zu Süd-Asien und den ostmalayischen zu
Australien. M. Weber1) zeigte 1894 jedoch für Celebes und ich 19112) für Lombok,
daß die Inseln keinen australischen,- sondern einen in hohem Maße verarmten indischen
Fischcharakter besitzen. Ganz kürzlich wies Weber3) auch für die Kei-Inseln indische
Typen nach. Unsere Kenntnis der Süßwasserfische im östlichen Archipel war bislang
wegen des noch nicht ausreichenden Sammlungsmateriales ungenügend, und daher die
Lösung der Frage nach ihrer Verbreitung bislang nicht möglich.
Diese Lücke wurde nun zu einem beträchtlichen Teile durch die Sunda-Expedition
ausgefüllt, welche von den Inseln Celebes und den Eilanden Buton, Muna und Kabaena,
sowie Lombok, Sumbawa, Flores und Wetar etwa 2570 Flußfische mitbrachte, eine Zahl,
die bei der Fischarmut dieser Gebiete gegenüber den westmalayischen Inseln garmcht
hoch genug zu bewerten ist. Das von Herrn Dr. Elbert, dem Leiter der Expedition, mitgebrachte
Material zeigt außerdem eine so vorzügliche Erhaltung, daß auch biologisch und
anatomisch die weitgehendsten Schlüsse gezogen werden können.
Dem Zwecke des vorliegenden Werkes entsprechend, muß ich mich jedoch darauf
beschränken, die geographische Verbreitung der Süßwasserfische zu schildern und die
ichthyologischen Beziehungen benachbarter Inseln zueinander klar zu legen. Da die Süßwasserfische
nur den natürlichen Flußwegen folgen, also keine Meeresteile überschreiten
können, so ermöglicht ihr Studium mehr als dasjenige anderer Tiere, Schlüsse über einen
früher bestandenen Zusammenhang der Inseln zu ziehen. Das ichthyologische Verhältnis
0 Zoologische Ergebnisse einer Reise in Niederl. Ost-Indien Bd. III, S. 468. 1894.
2) C. M. L. Popta: „Notes f. t. Leyden Museum“ 1911, Fol. XXXIV, p. 9—16, und „Verhandl. d.
83. Versamml. der Deutsch. Naturf. u. Ärzte z. Karlsruhe“ 1911, Teil 2, S. 423. 0 W to1„
8) „Die Fische der Aru- und Kei-Inseln“. Abhlg. d. Senckenb. Naturf. Gesellsch. Bd. 34, S. 15. 1912.