
 
		Ist  das  Brautgut  (òsan  ràsa  sau),  bestehend  aus  2  Klewang,  2  Speeren,  2  weißen1)  
 Blechtafeln  (mas  bulan)  und  einem  Stück  weißeh  Zeuges  entrichtet,  so  wird  der  Frucht -   
 b a r k e i t s z a u b e r   ausgeführt.  Bei  den  Tobu  Tihu  besprengt  die  Mutter  der  jungen  Frau  
 die Brautleute mit Schweineblut  (gemengt mit Kokoswasser)  und  spricht die Worte:  „Matjiring  
 mamori,  bleibt  gesund  (matjiring,  auch  zahm  machen)  und  lebt lange.“  Von  dem”  Schwein  
 erhalten  die  beiderseitigen  Familien  je  die  Hälfte,  ohne  daß  ein  gemeinschaftliches  Mahl  
 stattfindet. 
 Die  Bewohner  Mahuans  dürfen  gleich  den  Tobu  Tihu  nur  2  Weiber  nehmen  und  
 zwar  nur  zwei  Schwestern,  von  denen  die  zuerst  geheiratete  das Regiment  im  Hause  führt.  
 Die  Frauen  haben  mir  versichert,  stets  gut  von  ihren  selbstgewählten  Männern  behandelt  
 zu  werden,  und  Ehescheidungen  sollen  ganz  unbekannt  sein. 
 Als  Zeit  der  Heiratsfähigkeit  gilt  auf  Wetar  der  Eintritt  der  Menses,  doch  kommen  
 im  Küstengebiete  auch  Heiraten  im  Kindesalter  vor.  Ein  Fest  der  Geschlechtsreife  wird  
 weder  bei Mädchen  noch  bei  Knaben gefeiert, wohl  aber  rasieren  die  Tobu  Tihu  von  diesem  
 Zeitpunkt  an  ihre  Schamhaare.  Eine  Beschneidung  (los  làsan  ubus),  deren  Existenz  sie  
 zwar  von  den  Aloresen  kennen,  führen  sie  nicht  aus.  Zur  Zeit  der  Menstruation  (Tihu:  
 lai'k  lori)  dürfen  die  Frauen  sich  nicht  in  der  Wohnung  des  Mannes  aufhalten,  sondern  
 beziehen  meist  ein  gemeinschaftliches  Häuschen  (Welemur:  urna  lori)  nahe  dem  Dorfe.  
 Erst  am  vierten  Tage,  nachdem  ein  Bad  genommen,  häufig  später,  kehren  sie  zurück.  
 Gleiches  geschieht  nach  der  Geburt  eines  Kindes  und  zwar  bis  zu  dessen  ersten  Gehversuchen. 
   Nur  bei  den  Tobu Tihu  darf  die  junge Mutter  das Ehegemach  mit  ihrem  Gatten  
 bereits  wieder  teilen,  sobald  di||Uterusblutungen  aufhören. 
 Über  die  G e b u r t e n   (Ilmedo:  gisan  ana)  ist  nichts  von  den  üblichen  Gebräuchen  
 Abweichendes  zu  berichten.  Die  Nachgeburt  wird  in  einen Tamarindenbaum  gehängt,  aber  
 einem  Geiste  derselben  nicht  geopfert. 
 Während  bei  den  Bergbewohnern  der  Kindersegen  als  ein  großes Glück  angesehen  
 wird,  gebrauchen  die  Christen  der  Südküste  Abortivmittel.  Bei  ihnen  ist  Verführung  von  
 Minderjährigen,  Frauenaustausch  und  Blutschande  garnicht  selten,  überhaupt  Zustände,, wie  
 sie  im  alten  Sodom  nicht  schlimmer  sein  konnten,  und  über welche  ich  mich  bei  Gerichtsverhandlungen  
 (von  Seiten  des Beamten)  überzeugte.  Wie  mir  der Hilfsprediger  von  Timor  
 versicherte,  bildet  die Christengemeinde  von Wetar  das  Schmerzenskind  der ganzen Mission. 
 Zum  Schluß  erübrigt  es  noch,  kurz  auf  die  T o t e n g e b r ä u c h e   einzugehen.  Bei  
 den  Tobu  Tihu  wird  die  Leiche  gebadet,  wenn  möglich  in  einen  großen  Slendang  (lohe,  
 senikir,  Südküste:  dake)  gewickelt  und  in  einer  Baumrindenkiste  (papan)  schnell  bestattet,  
 und  zwar  in  einer  Grube,  die  etwa  die  Tiefe  der  Hüften  eines  Darinstehenden  erreicht'  
 Sie  liegt  ausgestreckt,  den Kopf  nach  Osten  gerichtet  und  erhält nicht, wie  bei  den Welemur-  
 Leuten,  Beigaben.  Das  Grab  (metraten)  wird  mit  einer  großen  Deckplatte  und  Steinen  
 bepackt  und  auf  dasselbe  Sirihpinang  und  altes  chinesisches  Porzellan  gelegt. 
 Nach  der  Beerdigung  schlachtet  man  ein  Schwein  oder Büffel  und  singt  am Abend  
 Lieder,  in  denen  alle  Dinge  aufgezählt  werden,  die  der  Tote  im  Leben  gern  gehabt  hat,  
 z.  B.  bei  einer  Frau  ein  schönes  Kopftuch  aus  China  (lesu  ka  Makau)  mit  den  Worten:  
 Mòdo huna mòdo paipei (Häuptling) si anamö ata uma ün lesu ka Makau.  Außer diesem Totenfeste  
 (rius  marnata  =   Waschen  des Toten)  besteht  keine  Feier,  nur  bringt  man  von  Zeit  zu Zeit  
 Sirihpinang  für  die  Seele  aufs  Grab. 
 *)  Au s  S ilb e r;  Rot  is t  h ie r   v e rb o te n   (Juli). 
 In  anderen  Gegenden Wetars,  z.  B. Mahuan,  werden  die Toten  in  ein  nur  knietiefes  
 Loch  verscharrt  und  von  den Tuputi im Baum aufgehängt, worauf die Familie das Haus  verläßt.  
 Schon  den  Sterbenden  behandeln  die  Leute  aus Angst  vor der Seele  schlecht,  Schwerkranken,  
 deren  Tod  sie  in  Kürze  erwarten,  stellen  sie  Essen  und  Trinken  hin  und  laufen  fort,  um  
 sich  anderswo  neu  anzusiedeln,  eine  Sitte,  wie  sie  nach  persönlicher  Mitteilung  von  Herrn  
 Dr.  K.  Deninger  ähnlich  auf Ceram  vorkommt.  Da  keine  geschlossenen  Dörfer bestehen  und  
 die  kleinen  Hüttchen  infolge  der  Furcht  vor  den  Tobu  Perai  auf  schwer zugänglichen  Felsen  
 oder  auf  Bäumen  errichtet  werden,  wie  in  West-Neu-Guinea,  so  bedeutet  der  Verlust  des  
 Hauses  den  Eingeborenen  nicht  viel.  Die  Seelen  endlich  wandern  je  nach  Rang  zu  den  
 Versammlungsplätzen  auf  bestimmten  Bergen.1) 
 Die  anthropologische  Stellung  der Wetaresen. 
 Beim  Betreten  Wetars  fällt  es  auf,  daß  sich  die  Bewohner  von  den  mittelgroßen  
 Stämmen  der-westlichen  insein  durch  eine  bedeutendere  Körperlänge  unterscheiden.  Über  
 die Kö r p e r b e s c h a f f e n h e i t   der Wetaresen machen Riedel2) und Jacobsen3) einige kurze Angaben  
 und  bemerken,  daß  deren  Züge  an  die mongolische  Rasse  erinnern.  Die  Bevölkerung  
 der Südküste weist außerdem Menschen mit stark  
 europäischen Zügen auf, welche Erscheinung sich  
 wohlmöglich  wie  bei  den  Bewohnern  der  benachbarten  
 „Zuidwester-Eilanden“  auf  die  Vermischung  
 mit  den  nicht  zur  Heimat  zurückgekehrten  
 portugiesischen  Soldaten  der  früheren  
 Garnisonen  zurückführen  läßt.  Aber  auch  unter  
 den  im  mittleren  Teil  der  Insel  wohnenden  
 Welemur-Leuten  finden  sich  solche  Typen  nicht  
 selten.  Das  nebenstehend  abgebildete Mädchen  
 (Fig.  152)  von  Leswerang  z.  B.  besitzt  eine  
 hübsche  leicht  gebogene,  schmale Nase, schönen  
 Mund,  ausdrucksvolle Augen  mit  guten  Brauen,  
 langwellige  Kopfhaare  mit  gekräuselten  Stirnlocken, 
   eine  wohlgeformte  Brust  ohne  stark  
 hervortretende  Schlüsselbeine,  ziemlich  kleine,  
 normal  ausgebildete  Füße  mit  kurzen  Zehen  
 und  schlanke  Hände,  sowie  ein  Gesicht  mit  
 ganz*  schönem,  wenn  auch  im  unteren  Teile  
 leicht hervortretendem  Profil.  Der brachycephale  
 Schädel  hat  eine  hohe  gerade  Stirn,  die  scharfwinkelig  
 in  das  Dach  übergeht, 
 Die  Bevölkerung  in  den  Landschaften  Hurü,  Iliwäki,  Sao  und  Ilmedo  hat  eine  auffallend  
 helle, gelbbraune Hautfarbe.  Ihre Körperbeschaffenheit  erinnert  stark  an  die  Timoresen  
 und  des  öfteren  auch  an  Papuas.  Der Tafel XXVI  (Fig.  3)  abgebildete Häuptling  von Mahuan  
 im  östlichen  Wetar  zeigt  einen  solchen  Mischtypus.  Er  hat  ein  stark  verlängertes  Gesicht, 
 x)  Siehe  auch  Riedel  a.  a.  O.,  S.  452—53. 
 s)  a.  a.  O.  „De  sluik-en  kroesh.  Rassen.“  S.  433.  *)  a.  a.  O.  „Reise“,  S.  104.