geschätzte Huld zu gewinnen, vollständig. Der Sultan blieb nach wie vor unzugänglich.
Zwar pflegt das Volk seine Befehle mit sklavischer Unterwürfigkeit zu befolgen, doch ist er in
Wirklichkeit, nach allem, was ich gesehen und gehört, ein schwächlicher und energieloser
Herrscher, dem die N. I. Regierung hoffentlich bald die Selbstherrschaft aus den Händen
nehmen kann. Kürzlich haben sich, wie der Java-Bode berichtet, die Bergbewohner am
Batu Lanteh gegen das Gouvernement aufgelehnt und eine Patrouille überfallen, sind aber
schnell wieder zur Ruhe gezwungen worden.
Die Hauptstadt Sumbawa macht im übrigen durch ihre großen und schönen Häuser
einen sehr guten Eindruck. Schon bei einem früheren Besuch waren mir sofort die S c h n itz w
e r k e an Giebeln (bangkong), Hausecken (poto layang), Türen
und Fenstern (lawang salah) aufgefallen, welche denjenigen der hier
in größeren Dörfern wohnenden Bugis ähneln. Sie gehören auch zu
einer der wenigen, mehr als gewöhnlichen Leistungen der Bewohner.
Erwähnt habe ich bereits die Naga und das aus ihr hervorgegangene
Ranken-Ornament. Die Sumbawanen bringen außerdem
allerlei Vögel an ihren Häusern an. Unter diesen nimmt der Kakadu
(pekat) den ersten Platz ein. Er befindet sich, gekennzeichnet durch
den hohen Schopf z. B. auf dem großen Gebäude des Datu Taliwang
(Fig. 96), gelegentlich auch mit einem Granatapfel (gäsal) im Schnabel
und auf einem fruchtbeladenen Ast sitzend, während andere Häuser,
wie das des Datu Kalibla der Pirol, Oriolus (Fig. 97), mit einem
Büschel auf Kopf und Schwanz, schmückt. Außer diesen echt
sumbawanischen Giebelverzierungen (¿bangkong pio“, pio == Vogel)
werden noch bugische kopiert, wie schwungvolle Ranken, z. B. der
Bohne (bunga buöh). Auch die Sitte, die Fenster mit einem Gitter
oder durchbrochenen Blumen und Ranken auszufüllen, stammt von
den Bugis.
Die Sumbawanen sind also besonders befähigte Schnitzkünstler
und pflegen auch sonst allerlei andere Tiere aus Holz nachzubilden,
wie Büffel, Pferde etc., und oft sogar noch bunt zu bemalen.
Sie statten überhaupt alle möglichen Dinge ornamental aus, besonders
die zur Spinnerei und Weberei gebrauchten Gegenstände, z. B. das
Riihegestell für das Webholz, von dem ich in Mata eine interessante
Form fand, nämlich einen Kommode-ähnlichen Kasten (sarontong)
mit Fächern für Sirih und einer Art Resonanzboden zur Erhöhung
des Geräusches, dann Garnwickler (ruing), Sirihkästen, Reisfnesser
(rangap), Gemüselöffel, bezw. Reisspatel (senbk) u. a. Die Bambus-
gegenstände, wie Webschiffchen (kolök) und lange Rohre (golong)
zur Trennung der beiden sich kreuzenden Fadenlagen beim Weben
verzieren sie mit Mustern der Linienkreuz- und Kreuzblütenserie,
sowie Tieren, wie dem Hahn und anderen Vögeln, Rankenmustern
(Fig. 83), und selbst niedlichen, fruchttragenden Palmen (Fig. 99).
Neben dieser Lieblingsbeschäftigung des Schnitzens schätzen
sie als zweite das Opiumrauchen und Faulenzen. Sie sind träge,
Fig. 96. S umbawamsche Haus- halten wenig von Reinlichkeit, erfüllen ihre religiösen Pflichten rein
giebeiverzierung,^einen Kakadu |S fiyfetfch. gelten aber trotzdem als unduldsam und fanatisch. In
der Hauptstadt gehen sie am Freitag Abend um 6 Uhr in weißen Gewändern zur Moschee
(lahggar). Feste aber feiern sie nur wenig und sind nicht gerade fröhlich dabei; der Sum-
bawane ist eben mehr ernster Natur, und Musik gehört zu den größten Seltenheiten. Höchstens
hört man einmal auf Xylophon-artigen Instrumenten spielen.' Will der Sultan ein Fest geben,
so müssen die Bugis musizieren und die Gäste zusammentrommeln.
Das Arbeiten wird der Bewohner des Sultanats Sumbawa wohl erst dann erlernen,
wenn ihn, ähnlich wie auf dem stark bevölkerten Java, der Kampf ums Dasein dazu zwingt.
Er beschäftigt sich vorwiegend mit A c k e r b a u , pflanzt seinen Reis um den Januar aus und
erntet ihn einmal im Jahr. Nur selten nutzt er den Boden durch Bestellen mit Zweitgewächsen
ganz aus und meist begnügt er sich mit dem eigenen Bedarf an Mais, Tabak, Bohnen
(kadjang hidju). Das Land besitzt große Alluvialebenen, vor allem bei Ampang, Plampang,
Sumbawa, Utan und Taliwang, ist also für die Bodenwirtschaft wie geschaffen. Nur im
Ostmonsun führen die meisten Flüsse wenig, einige oberflächlich gar kein Wasser, doch
wäre durch künstliche Berieselung, Wasseransammlung und Grundwasseranstau die Ertragsfähigkeit
mancher Gebiete
aúf die Höhe von Java zu
bringen. In bergigen Teilen
liefert die Kultur in Gärten
(räu) ganz gute Erträgnisse.
Nur Kokospalmen finden
sich spärlich, mit Ausnahme
des Gebietes der
Hauptstadt, vor allem der
Gegend von Lapi-Lopok,
und meist haben sie die
Bugis der Küste sogar erst
angepflanzt. Nur den Lon-
tarpalmenj die für Flechtw
e r e U n ZU e r u n e n t Fig. 97. Giebelschmuck eine s Fürsten h au se s in Sumbawa, d e n ge lb en P iro l d a rste llend.
behrlichen Zigarette dienen,
begegnet man überall. Auch die hier meist grünen Bananen schmecken schlecht und
bessere Sorten werden noch eingeführt, während der Mangga-Baum überall steht.
An den Nordabhängen des Batu Lanteh von Batu Dulang bis Kadok gedeiht sogar ein
guter Kaffee, doch werden die Plantagen wegen der Habsucht der Fürsten schlecht gehalten.
Der Reichtum des Landes beruht in der V i e h z u c h t , den vielen Pferden und
Büffeln, die sich jedoch ohne genügende Aufsicht herumtreiben, sodaß Diebstähle zu den
Alltäglichkeiten gehören. Die Waldprodukte sind bedeutend, vor allem Wachs sowie Holz
(kaju kuning) zum Gelbfärben, welches das früher viel ausgeführte Rotholz (kaju sappan)
fast ganz verdrängt hat.
Trotzdem aber steht die A u s f u h r des Sultanates weit hinter der von Bima zurück,
hauptsächlich weil der Sumbawane keine Anlage zum Kaufmann und kein Arbeitsbedürfnis
besitzt. Dazu kommt noch, daß von manchen Dingen der Sultan allein Eigentumsrecht
genießt, z. B. ist jeder verpflichtet, ihm das Pikol Sappanholz für fl. 1.— abzustehen, welches
er selbst den arabischen Händlern zu fl. 2.50 weiterverkauft, trotzdem der nominelle Handelswert
oft fl. 5—7.50 beträgt.