Zu verschiedenen Zeiten pflegen sie hinaufzugehen, und zwar die Bewohner von Oo auf
den Wadu-ndangga, die von Mbawa auf den Doro Läsi (bedeutet auch: Kampfspiele), und die
von Kananta auf den Doro Paha, den Berg des Opfermahles (wörtlich: Fütterns). Einmal
im Jahre aber findet das allgemeine Ra d j u - F e s t statt, hauptsächlich zu Ehren des Dewa
Langi. Nach Zollinger soll es seinen Namen tragen von dem schwarzen Hund (radju), der
in der Morgenfrühe des Tages rund um das Dorf geführt und dabei geprügelt wird. Mir
hat man in Oo vom Verlauf der Feier folgendes mitgeteilt: Wenn im Wuran ngupa, dem
Monat September, die Reissetzlinge ausgepflanzt sind, findet das große Pflanzfest „Radju“
statt. Der Priester (ntjuhi) eines jeden Dorfes röstet am Morgen des Tages über dem
Feuer ein Huhn auf einem Bambusspieß und gibt den Kindern je ein kleines Stück mit
Reis zu essen. Darauf ziehen die Männer zur Jagd aus, um, wenn möglich, ein Schwein
oder wenigstens einen Hirsch zu erlegen. Erst nach der Erbeutung beginnt das eigentliche
dreitägige Fest, zu welchem auch Pferde geschlachtet werden. Alles, Jung und Alt, zieht
nach dem Wadu-ndangga, auf dem sich der Opferplatz (kedalu) befindet.
Der Priester ruft zu Beginn den Dewa Langi an und bedient sich dabei der Vermittlung
der Vorfahren durch folgende Worte:
Waro, Parafu 0 Waru, Parafu
Raho, raho Bittet, bittet
Dewa Langi Dewa Langi
Sedidi dana Die harte Erde
Nboto ura angi Mit den Winden zu bewässern
Raho, raho Bittet, bittet
Busi salama! Um den kalten Segen 1
Darauf hängt er die bereits erwähnte Ampel, Dewa kai, auf, gefüllt mit Sirihpinang,
und auch alle anderen bringen dem Gotte ein paar Blätter dar. Nachdem von ihm der
Schädel des erlegten Wildes auf dem großen Opferstein niedergelegt ist, setzt sich alles
zum Mahle. Nach dem Glauben der Donggos nehmen die Waro und Parafu an diesem teil
und tragen den „geistigen Inhalt“ der Speisen zum Dewa Langi.
Der Priester steigt darauf mit den Festteilnehmern zur Küste hinab. Er verfertigt
aus dünnem Bambus ein Opferkästchen (rangki = Floß), stellt es auf gutschwimmendes
Holz oder einen Bananenstamm, bringt einige Speisen, in diesem Falle Reste des großen
Opfermahles, und ein Stück geröstetes Huhn hinein und setzt es auf dem Meere als Opfer
für Dewa 0 ‘i, den Got t de r Wa s s e r , aus.
Während der Festtage wird aber auch allerlei Kurzweil getrieben; man macht Musik
mit Trommeln (genda), Bambus-Schlaginstrumenten (katongga) und Flöten (djalitu, suli),
die Kinder auf Pfeifchen (kaföa) aus Reisstroh. Kampfspiele (läsi), Tänze (mpissi) mit
Trommelbegleitung finden statt und zwar früher, so sagen die Bimanesen, von Männern und
Frauen unbekleidet. Die Tanzenden bilden einen Halbkreis, und nach einem einleitenden
Gesang (rawa) springen plötzlich zwei Männer vor, wiegen sich auf einem Fuß, strecken die
Arme aus und bewegen taktmäßig zur Musik die Hände, ähnlich wie die Javanen. Von
Zeit zu Zeit hüpfen sie zwei Schritte vor, machen einen Ausfall und begleiten ihre
Sprünge durch laute verschönernde Rufe (pakambu, Bim.: katao oder mal.: kembang
= Blumen), nämlich: „Hä, tjissi, hissi, hä!“, Worte, die wahrscheinlich „Tanzet, tanzet“
(mpissi) bedeuten.
Als mir zu Ehren ein solcher Tanz (Taf. IX, Fig. 1) aufgeführt wurde, gerieten die
beiden Vortänzer in besonders gehobene Stimmung, schrien und sprangen wie toll hin
und her mit einer Begeisterung, wie man sie selten bei Eingeborenen zu sehen bekommt.
Währenddessen sang die Korona beständig ein monotones Lied, einen religiösen Gesang,
den die Donggos „Rawa-nbali“, d. h. Lied der Rückkehr, nennen. Sie wiederholten beständig
die Worte:
Nbali-nden, bolan london, Kehrt zurück, jetzt erwachet, steigt herab.
Sadja-nai, safadjo ro den. Verzeiht, daß wir nicht so schön im Tanze uns wiegen.
Dou Waro bola ro maru? Seelen unserer Väter, wachet oder schlafet ihr?
T o t e n g e b r ä u c h e : Wie sich alle religiösen Ideen der Donggos um die Verehrung
der Urahnen drehen, so pflegen sie auch ihrem Namen die Abstammungsbezeichnung hinzuzufügen.
Gelegentlich hörte ich jemanden einfach „Dou Däke“ anreden. Diese Unterscheidung
nach der Abkunft erstreckt sich auch auf die Toten. Die Dou Däke, das bevorzugte
Geschlecht, erhalten, wie gesagt, ein rundes Grab (rade), doch kommen sie nicht
in Hockerstellung hinein, wie die Bimanesen1) glauben, sondern das Loch wird unten länglich
ausgehöhlt und die Leiche ausgestreckt niedergelegt. Jeder Erdhügel erhält rings herum
eine Packung aus großen Steinen („nteli heko“, nteli = Mauer, heko = rings herum).
Das Langgrab schmückt als Denkmal (tanden rade, Bim.: tandapfe Zeichen) ein Stein zu
Häupten und zu Füßen, das Rundgrab ein§ große mittlere Felsplatte („dimpan“, Bim.:
dimpa = Leber), und das letzte wird außerdem ganz mit Steinen zugedeckt.
Der in ein weißes Tuch eingewickelte Tote wird nun möglichst am Sterbetag auf
einer Bambus-Tragbahre (selentje) zum Begräbnisplatz, der sich meist unweit des Dorfes
auf einer Anhöhe befindet, gebracht und in Nord-Süd-Richtung auf der rechten Seite in die
Grube gelegt. Ist er vom Geschlecht der Dou Däke, so erhält er einen Stein auf den Kopf
und der Dou Duna eine Planke als Bedeckung. An Beigaben bekommen die Männer ihre
Waffen und die von ihnen im Leben am meisten geschätzten Gegenstände mit.
Nach Anhäufung des Grabhügels wird zuerst dem Dewa Langi ein Opfer dargebracht,
indem der Priester jene bereits erwähnte Götterampel, mit Sirihpinang gefüllt, an
einen eingeschlagenen Pfahl aufhängt. Dann stellt man für die männliche Seele einen geflochtenen
Sirihkorb mit Inhalt und einen Krug Wasser hin und für die weibliche nur
Sirihpinang und gelegentlich noch einen Teil des Webstuhles (Taf. IX, Fig. 2).
Sind die Zeremonien beendet, so findet das Totenfest (rowa, wohl aus dem Malay.
arawa), und zwar am 3. Tage („rowa tolu nai“, nai =% Tag) statt, und weitere am 7. und
10. Tage.
Diesen Angaben sei noch folgender Bericht Zollingers2) angefügt:
„Wenn jemand stirbt, so verteilen die Hinterbliebenen den Nachlaß in gleiche
Partien, und der Verstorbene erhält auch seinen Teil. Von diesem wird alles Brennbare dem
Feuer übergeben, und alles nicht Brennbare bekommt er mit ins Grab, während alles Lebende
geschlachtet wird. Die Totenmahle dauern so lange, bis das ganze Erbteil des Dahingeschiedenen
(Pferde, Büffel, Ziegen und Hunde) verzehrt ist.“
E h e g e b r ä u c h e : Während die Bestattung einiges von den sonst üblichen Gebräuchen
Abweichendes bietet, stimmt die Art der Eheschließung (nika = Ehe) in manchem
Punkte mit der von Celebes überein (Bd. I, S. 272). Von den Donggos wird nämlich
ebenfalls ein Brautwerber (penati) mit einem Teller, auf dem Sirihpinang und Zutaten, in
0 Auch bei Roos: Sumba, Tijdsch. v. Ind. Taal-, L. en Volkenk. D. 24. 1877.
2) a. a. 0 ., S. 129.