
dem für andere. Tracheäten namentlich für Insekten typischen Verhalten überein. Wenn auch
die Blutbildung bei den Insekten gelegentlich, wie dies z. B. kürzlich von S chw a rtz e (1899)
für Lepidopteren nachgewiesen worden ist, vorzugsweise an eine ganz bestimmte Körperstelle
gebunden sein kann, so handelt es sich hierbei doch nur um Ausnahmen, und es scheinen bei
den Insektenembryonen jedenfalls die Blutzellen in der Regel nur aus den in der ventralen
Mittellinie sich vorfindenden Mesenchymzellen hervorzugehen, die zwischen den paarigen Ur-
segmenten .gelegen sind. Für Scolopendra ist, wie ich. oben gezeigt habe, das Gleiche gültig,
nur ist in diesem Falle ausserdem noch ein weiterer embryonaler Bildungsherd für Blutzellen
in der dorsal zwischen den beiden streifenförmigen lateralen Körperhälften befindlichen Blasto-
dermpartie (Membrana dorsalis) nachzuweisen.
Die Entwicklung der übrigen Abschnitte der definitiven Leibeshöhle steht bei Scolopendra
gleichfalls in vollkommenem Einklang mit den an anderen Arthropoden gewonnenen Resultaten.
Es gilt dies namentlich bezüglich der Entstehung des Cavwh pericardiale und des das letztere
ventral abschliessenden Perikardialseptums (Peri'cardialmembran und Musculi alaeformes). Durch
eine charakteristische Spaltung, welche beim Scolopender die Perikardialmembran an ihrem
medialen Teile erfährt, und durch Anheftung der so entstandenen beiden Lamellen, an das
Herz, kommt bei der genannten Form der paarige Sinus lateralis cordis {„sinus aliforme“ nach
Duboscq 1898) zu Stande (Fig. XVIII), der zur Aufnahme der Pericardialzellen dient. Dem
letzteren ist, wie ich oben hervorgehoben habe, eine besondere morphologische Wichtigkeit
nicht zuzuschreiben.
In embryonaler Zeit fallen bei Scolopendra zwei weite ventral gelegene blutführende
Räume auf, die ich als laterale Blutsinus beschrieben habe. Sie wachsen später an den beiden
Körperseiten empor und beteiligen sich namentlich an der Bildung der den Darmkanal umgebenden
Körperhöhle.
D ie s e r e m b r y o n a le p -a a rig e L a t e r a l s i n u s d e s ' S c o l o p e n d e r s f in d e t
s e in H om o lo g o n in dem f rü h e r von mir (1895a) b e s c h r ie b e n e n w e ite n un -
p a a r e n E p in e u r a ls in u s d e r In s e k te n em b ry o n e n . Die ursprüngliche Paarigkeit des
betreffenden Raums steht bei Scolopendra im Zusammenhang mit der paarigen Anlage des
Bauchmarks, während bei den Insekten mit der Vereinigung der beiden Neuralstränge auch
der dorsal von letzteren befindliche Sinus unpaar geworden ist.
Im Anschluss an die embryonalen Lateralsinus mag endlich noch ein besonderer aus
ihnen teilweise hervorgehender, das Darmrohr umgreifender Abschnitt der definitiven Leibeshöhle,
besprochen werden, zumal es sich hier um einen Teil handelt, der auch beim jugendlichen
und selbst hoch beim fertig ausgebildeten Scolopender seiner Grösse wegen leicht nachzuweisen
ist (Fig. 66 pvs) und der überdies in neuerer Zeit gerade durch Duboscq (1898) eine
sehr eingehende Berücksichtigung gefunden hat. Der genannte Autor bezeichnet den betreffenden
Abschnitt der Leibeshöhle als sinus périviscéral, und wenn er auch die Ansicht äussert, dass der
periviscerale Sinus ein Blutraum ist, der sekundär durch Oblitération des Cöloms zu Stande
kam, so hebt er doch andererseits ganz besonders die Wichtigkeit hervor, die Genese dieses
Blutraums kennen zu lernen: „car si l’on prouvait qu’il dérive de la cavité des sacs coelomi-
ques beaucoup d’affirmations qui passent pour des dogmes* seraient annéanties.“
Meine Resultate über die Entwicklung des P e r i v i s c e r a l si a u s lassen sich folgender-
massen zusammenfassen. Der Sinus entsteht als ein Spaltraum, welcher zwischen der visceralen
Wand des Cölomsäckchens und der von dieser Wand abgespaltenen splanchnischen Mesodermschicht
auftritt. Die letztere liefert die Muscularis des Intestinums, die zu einer dünnen Lamelle
ausgedehnte viscerale Ursegmentwand wird dagegen zum Peritoneum des Darmtraktus. Zwischen
Peritoneum und Muskelschicht 1 bleibt dann, einfach als blutführender Raum der Perivisceralsinus
zurück. Es geht aus diesen Befunden klar hervor, dass der Perivisceralsinus zum Cölom keine
Beziehung haben kann,, da ja letzteres* welches freilich durch die Entwicklung des Fettkörpergewebes
inzwischen zu Grunde gegangen ist, schon ausserhalb (lateral) vom Peritoneum gesucht
werden müsste.
Die Meinung, dass der in Rede stehende Sinus nun trotz der schon an und für sich
entgegenstehenden theoretischen Bedenken doch vielleicht in irgend einer Weise ein Derivat
des Göloms sein könne, mag vielleicht dadurch entstanden sein, dass bisher das zur lateralen
Begrenzung des Perivisceralsinus werdende Peritoneurii nicht zutreffend als ,,layie somatigue“
beschrieben worden ist, während dasselbe .thatsächlich gerade umgekehrt nur den Namen
La?niiia splanchnicä oder msceralis führen darf, da es eben den Rest der visceralen Ursegmentwand,
nicht aber denjenigen der somatischen Wand repräsentiert.
Die oben von mir hervorgehobene Verwachsung des Peritoneums mit den angrenzenden
Fettkörperlappen, welche ihrerseits allerdings grösstenteils von def somatischen Wand abstammen,
bildet für die soeben gegebene morphologische Erklärung keine Schwierigkeit, indem es sich
hier um eine Erscheinung handelt, die auchy*anderwärts, namentlich an den Peritonealmembranen
der Insekten nicht selten zu konstatieren ist;
Wenn somit der Perivisceralsinus der Chilopoden eine morphologische Wichtigkeit in dem
angeregten Sinne nicht beanspruchen kann, so dürfte dieser Sinus meiner Ansicht nach eine um
so wesentlichere Rolle in physiologischer Hinsicht spielen. Die unmittelbare Umgebung der nur
aus Epithel und Muscularis bestehenden Darmwand durch einen weiten circulären Blutsinus muss
sicherlich die Resorptionsvorgänge wesentlich begünstigen .und wird gleichzeitig bei starker
Füllung des Darmrohres auch die Erweiterung und Ausdehnungsfähigkeit desselben erleichtern.
Die Entwicklung der mesodermalen Organe, der Muskulatur, des Fettkörpergewebes
u. a. bietet bei Scolopendra im Vergleich zu den bei den Insekten bekannt gewordenen Verhältnissen
wenig bemerkenswertes .dar. Es sei deshalb zum Schluss hier nur noch auf . die Entstehung
derjenigen Organe hingewiesen, welche ich oben unter der Bezeichnung lymphoide
Organe zusammengefasst habe.
4. Die lymphoiden Organe.
Dieselben sind bei Scolopendra sämtlich mesodermaler Natur, und zwar gehen sie aus
dem lockeren Mesodermgewebe hervor* das-bei der Auflösung der öqlomsäckehen von den
zerfallenden Wandungen derselben geliefert wird.
Es giebt bei Scolopendra zweierlei verschiedene Arten von Lymphorganen, die sich einmal
durch ihre Lage und zweitens durch den Zeitpunkt ihres Auftretens von einander unterscheiden.
Dieselben sind der im Kopf gelegene Lymphkörper und die im Rumpf befindlichen
Lymphstränge.
Bei den Embryonen von Scolopendra entwickelt sich zunächst der paarige Lymphkörper
in der Region des Intercalarsegments. Er nimmt dort seinen Platz zur Seite des Ösophagus ein.
Dieser Lymphkörper dürfte vom vergleichenden Standpunkte deswegen von Interesse