Nachdem der Mund zu einer halbmondförmigen Spalte geworden ist, bildet sich auch an
seiner nach vorn gewendeten konvexen Seite eine Verdickung von etwa sichelförmiger Gestalt
(Fig. 11 clyp) aus. In letzterer ist die erste Anlage des Kopfschilds oder CLypeus zu erblicken.
Es ist besonders hervorzuheben, dass die Clypeusanlage von vorn herein eine unpaare ist, und
dass sie anfänglich eine vor dem vorderen Mundrande in der Medianlinie gelegene Anhäufung
von Zellen darstellt.
Bei dem in Fig. 1 1 abgebildeten Vorderende eines Keimstreifens ist die Clypeusanlage
erst sehr schwach angedeutet. Deutlich sind aber in ziemlich beträchtlicher Entfernung hinter
der Mundspalte zwei umfangreiche Wülste (an) zu bemerken, die namentlich ihrer dunklen
Färbung wegen hervortreten. Abgesehen von dieser Eigenschaft lenken sie besonders noch
dadurch die Aufmerksamkeit auf sich, dass ihr hinterer, etwas schräg gestellter Rand sehr scharf
begrenzt, gewissermassen wie abgeschnitten erscheint. In den beiden Wülsten hat man die
Anlagen der Antennen vor Augen. Ihre scharfe Begrenzung am Hinterende ist um so auffallender,
als sie vorn ohne jede Grenze in die Kopfpartie des Keimstreifens übergehen.
Zwischen dem hinteren Antennenrand und der darauf folgenden Ektodermpartie findet
sich eine helle, sehr schmale schlitzförmige Zone (anf), welche scheinbar von Zellen vollständig
entblösst ist. Bei einer genaueren Untersuchung überzeugt man sich aber, dass dies nicht der
Fall is t, sondern dass auch in der betreffenden Zone einige Ektodermzellen vorhanden sind.
Der frappante Eindruck einer schlitzförmigen Öffnung wird nur dadurch hervorgerufen, dass
sowohl der hintere Antennenrand wie der Rand der sich hinten anschliessenden Ektodermschicht
verdickt sind. Die schlitzförmige Zone stellt in Wirklichkeit eine Intersegmentalfurche
dar, ich will sie Antennenfurche nennen.
Fast gleichzeitig mit dem Erscheinen der Antennenanlagen oder doch wenigstens sehr
bald darauf treten auch die Anlagen der Kiefersegmente hervor. Sie sind an Fig. 1 1 ebenfalls
schon zu erkennen, und man überzeugt sich leicht, dass das vordere Maxillensegment,
besonders- aber das Mandibelsegment etwas in der Entwicklung Zurückbleiben, während das
hintere Maxillensegment und Kieferfusssegment, wie auch die folgenden Rumpfsegmente, verhältnismässig
viel schneller ausgebildet werden.
In dem durch Fig. 10 dargestellten Stadium ist insofern ein Fortschritt bemerkbar, als
sich jetzt die Antennen mit erheblich grösserer Deutlichkeit als früher präsentieren. Die anfangs
nur am Hinterende derselben vorhanden gewesene Antennenfurche umgreift nunmehr
auch von der lateralen und vorderen Seite her die Antenne, so dass diese infolge dessen sehr
deutlich vom Körperniveau sich abhebt. Ihr hinterer und zum Teil auch ihr lateraler Rand
sind verdickt, während der mediale Rand allmählich in das angrenzende Körperepithel übergeht.
Besonders durch das Herumziehen der betreffenden Furchen auch auf die vordere Seite
des Antennenpaares ist es wohl bedingt worden, dass nun auch vor den beiden Antennenfurchen
und zu den Seiten der Mündöffnung zwei weitere kleine quergestellte wulstförmige
Vorsprünge (Fig. 10 pran) sich jetzt bemerkbar machen, die allerdings noch ziemlich unscheinbar
sind.
Betrachtet man den hinter den Antennen gelegenen Rumpfabschnitt, so ergiebt sich, dass
abgesehen von seinem hinteren Teile die bisher ganz flachen Segmentanlagen schon plastisch
hervortreten, und die Form von Wülsten bekommen haben, welche mit aller Deutlichkeit von
einander abgegrenzt sind. Die Abgrenzung ist durch die Ausbildung von Intersegmentalfurchen
bedingt, welche den oben für die Antennen beschriebenen Furchen gleichen. Es ist bemerkenswert,
dass die segmentalenWülste aber nur in den lateralen Hälften des Keimstreifens
zur Entwicklung gelangt sind, während sie in seiner Medianlinie noch durch den oben erwähnten
flachen Ventralstreifen (mv) von einander getrennt werden. Ferner fällt auf, dass die
Segmentwülste nicht ganz gleichmässig sind, sondern dass an jeder der beiden Körperhälften
stets die Mitte des hinteren Segmentrandes am stärksten verdickt erscheint.
Eigentümlich ist der grosse Abstand, der sich zwischen dem Hinterende des Antennensegments
und dem Vorderende des Mandibelsegments vor findet. Der hier befindliche freie
Raum entspricht dem Intercälarsegmente (Vorkiefersegmente) (Fig. 10 ins), welches ein in Verkümmerung
und Rückbildung begriffenes Körpersegment ist, das niemals die deutliche Entwicklung
der übrigen Metameren gewinnt. Gleichwohl kann an der thatsächlichen Existenz
dieses Segments aus verschiedenen, unten noch näher zu erörternden Gründen, kein Zweifel
herrschen. Wie Fig. 10 zeigt, ist das Intercalarsegment in frühen Stadien äusserlich daran
zu erkennen, dass es sowohl vorn, wie namentlich auch hinten durch eine schwach ausgeprägte
Intersegmentalfurche vom Antennen- und Mandibelsegmente abgegrenzt wird.
Es folgen nun das erste und zweite Maxillensegment, welche von ziemlich gleicher Grösse
sind und sich überhaupt kaum von einander unterscheiden, nur ist beim zweiten Maxillensegment
die Verdickung des hinteren Segmentrandes fast unmerklich weiter lateral gelegen.
Das sich hieran anschliessende Körpersegment (Fig. 10 mxpd) übertrifft sowohl die beiden
Maxillensegmente wie auch sämtliche noch folgende Körpersegmente an Breite, man hat in ihm
das Kieferfusssegment (Segment des Maxillipcdeii) vor Augen.
Wenn ich die an das Kieferfusssegment sich hinten anreihenden Rumpfsegmente nunmehr
mit Ziffern (1—21) "bezeichne, so geschieht dies lediglich, um nicht von der herkömmlichen
Zählungsweise abzuweichen, ich muss aber bemerken, dass im Bau der Rumpfsegmente
irgend ein wesentlicher Unterschied im Vergleich zu den soeben beschriebenen Kiefersegmenten
ursprünglich in keiner Weise nachzuweisen, ist.
Die Rumpfsegmente sind untereinander nicht von genau übereinstimmender Grösse und
Breite. Auf ein etwas schmaleres Segment folgt in der Regel ein etwas breiteres. Sehr deutlich
tritt diese Erscheinung aber nicht hervor, ich erwähne sie nur, weil auch später die Ausbildung
der Rumpfsegmente keine ganz gleichmässige ist.
Eine etwas genauere Betrachtung erfordert endlich noch der hintere Körperabschnitt.
Hinter dem letzten (21.) Rumpfsegmente gliedert sich ein verhältnismässig grösser, herzförmiger
oder dreieckiger Endteil ab, welcher die Bezeichnung Telson oder Analsegment führen
soll. Es ist hierbei aber zu berücksichtigen, dass der betreffende Endabschnitt den vorhergehenden
Rumpfsegmenten nicht äquivalent ist, sondern sich durch verschiedene Eigentümlichkeiten
auszeichnet, die ich unten noch auseinandersetzen werde.
Die Afteröffnung liegt ungefähr in der Mitte des Telsons. Bei genauer Untersuchung ist
aber ein feiner Längsspalt erkennbar, der vom After ausgeht und sich bis zum Vorderende des
Telsons erstreckt. Dieser Längsspalt ist in Fig. 10 vielleicht etwas stärker angegeben, als er
in Wirklichkeit ist. In späteren Stadien erweitert sich der Längsspalt und das Analsegment
erscheint dann deutlich aus zwei lateralen Hälften zusammengesetzt, die nur hinten vereinigt
sind, im übrigen aber durch den Afterspalt von einander getrennt werden.
Wie Fig. 10 gleichfalls zu erkennen giebt, ist endlich noch vor dem Telson und hinter