erst verhältnismässig spät, später jedenfalls als die Anlage des Bauchmarks, und zwar erst
dann, wenn die Cardioblasten sich zur Bildung des Rückengefässes an einander legen.
Die Bildung des Dorsalnervs ist sehr schwer zu verfolgen, weil an der Rückenseite alle
Organe anfangs eng zusammengepresst -sind, und weil namentlich das Herz.:sowie meso.
dermale Blutzellen der Rückenhaut unmittelbar abgelagert sind. Meine Beobachtungen beschranken
sich darauf, dass in der dorsalen Medianlinie einzelne, verhältnismässig kleine Zellen,
die durch dunkle, stark sich färbende Kerne ausgezeichnet sind, aus dem Ektoderm sich los!
losen und der dorsalen Herzwand sich anfügen (Fig. 60 nd). . Ob diese-Ablösung in der ganzen
Dange des Körpers in gleicher Weise geschieht, vermag ich nicht zu sagen, nehme.es aber
für den Rumpfteil an.
Wenn das Vas dorsale mit der fortschreitenden Resorption des Dotters sich von der
Hypodermis entfernt, um tiefer in das Innere des Körpers hinein zu gelangen, so ordnen sich
die erwähnten Zellen zu einem Strang an, welcher' der Herzwand, aufgelägert bleibt und unter
dem Namen „dorsaler Herznerv“ (Herbst H891) beschrieben worden ist. Der genannte .Nerv
ist an Transversalschnitten in Fig. 55, Fig. 66 und den Textfiguren XIV und XVIII abgebildet,
Seitennerven; sah ich von dem Dorsalnerven nicht abgehen, ich konnte letzteren bis zum
Ursprung der Aorta anterior verfolgen, auf welche er sich noch pine kurze Strecke fortzusetzen
scheint. Einen Zusammenhang des Dorsalnervs mit dem Gehirn habe ich nicht eäs4
mitteln können, doch muss ich bemerken, dass detailierte Untersuchungen mit Hülfe feinerer
Methoden von mir in dieser Hinsicht nicht vorgenommen wurden.
7. Nervus Tömösvary und das zugehörige Organ.
Als Tömösvarysches Organ pflegt man bei den Myriopoden ein von Brandt (1840) bei
fiteneris entdecktes und von Leydig (1864) bei derselben Form genauer beschriebenes paariges
Sinnesorgan zu bezeichnen. Es hat dann Seinen Namen nach , dem ungarischen Forscher
Tomosväry (1883) erhalten, welcher namentlich die Aufmerksamkeit auf dieses Organ lenkte,
indem er sein Vorhandensein auch noch bei einigen anderen Myriopoden (Lithöbius Pojy!
xenus) nachwies. vr . . . . - ,
Über den feineren Bau und über die morphologische Bedeutung des Tömösvaryschen
Organes, ist zur Zeit nur wenig bekannt. Bei Glomeris werden die Tömösvaryschen Organe
von zwei besonderen Hirnnerven versorgt. : Entsprechende Hirnnerven sind auch bei-einigen
anderen Myriopoden bereits nachgewiesen worden, bei denen im übrigen aber noch keine Tömösvaryschen
Organe aufgefunden sind. Nach dem Vorschläge von Saint Remy (1889) kann
man die betreffenden, stets aus einem ganz bestimmten Teile des Gehirns entsprossenden
Nerven gleichfalls Tömösvarysche Nerven nennen.
Bei Scolopendra hat Saint Remy auch schon ein Paar solcher Tömösvaryscher Nerven
beschrieben, deren Endigung bisher jedoch noch unbekannt geblieben ist, sodass ¡die, Tömösvaryschen
Organe des Scolopenders sich bis jetzt überhaupt der Kenntnis entzogen haben.
Nach diesen, wohl im-Interesse des Lesers zur Orientierung dienenden einleitenden Bemerkungen,
wende ich mich zu einer Schilderung; meiner diesbezüglichen Befunde.
Die Bildung der Tömösvaryschen Organe ist bei Scolopendra eng verknüpft- mit der
Entwicklung der .Lobt frontales des Vorderhirns. Es wurde bereits oben gesagt, dass letztere
den lateralen Hirngruben ihren Ursprung verdanken. An der hinteren und lateralen Fläche
einer jeden lateralen Hirngrube, mithin ganz am Rande des in Bildung begriffenen Kopfes
selbst, findet eine Einwanderung von Zellen statt, die ganz das Aussehen der durch Einstülpung
gelieferten Ganglienzellen des Lobus frontalis besitzen, mit denen sie übrigens auch
von vorn herein in direktem Zusammenhänge stehen. Diese Ähnlichkeit im Habitus der
Zellen und namentlich der mit der lateralen Hirngrube eigentlich noch zusammenhängende
Bildungsort bedingen es, dass in frühen Stadien die einwandernde Zellenmasse sich nur sehr
wenig bemerkbar macht. Die geschilderten Verhältnisse bringt Fig. 65 zur Anschauung, bei
welcher gerade die Einwanderungsstellen (ew) recht deutlich zu erkennen sind.
In etwas späteren Embryonalstadien, vor und während der ersten Häutung ist eine gewisse
Veränderung zu konstatieren. Es sind alsdann die verschiedenen Hirnteile von der Hypodermis
losgelöst, der Lobus frontalis und der mit ihm im Zusammenhang stehende Lobus opticus
haben die ihnen eigentümliche abgerundete Form gewonnen. Mit dem Lobus frontalis hängt
nun zu dieser Zeit noch eine unregelmässig geformte, Zellenmasse zusammen, die an der oben
erwähnten Einwucherungsstelle noch kontinuierlich in die Hypodermis übergeht. Diese Zellenmasse
stellt die Anlage des Tömösvaryschen Organs dar. Ich halte es nicht für unwahrscheinlich,
dass zu dieser Zeit von der Einwucherungsstelle aus immer noch neues Zellenmaterial
für die Tömösvaryschen Organe geliefert wird, obwohl ich an dem betreffenden Orte
Zellteilungen nicht beobachtet habe. Von der Einwanderungsstelle, die in Folge der am Kopf
eintretenden Verschiebungen ihre Lage lateral und hinter den Antennen, in nächster Nachbarschaft
der Ocellen gewinnt, zieht sich jedenfalls während der ganzen Embryonalzeit ein
Strang von Zellen bis zur Anlage des Tömösvaryschen Organs hin.
Die weiteren Veränderungen bis zum Ende der Embryonalentwicklung sind einfach. "Der
mit der Hypodermis so lange Zeit hindurch aufrecht erhaltene Zusammenhang geht schliesslich
doch verloren. . Das Tömösvarysche Organ ist dann also vollständig von der Aussenwelt
abgeschnitten. Andererseits schnürt es sich jezt aber auch mehr und mehr von dem Lobus
frontalis ab. Mit dem letzteren bleibt aber doch wenigstens dauernd eine dünne strangförmige
Verbindung erhalten, die zu dem Nervus Tömösvary wird. Die Ursprungsstätte des letzteren
befindet sich hinten an der Ventralseite des Gehirns, an der Stelle, an welcher der Lobus
opticus in den Lobus frontalis übergeht.
In der geschilderten Form lassen sich die Tömösvaryschen Organe schon beim Fetus
nachweisen. Fig. XXIV zeigt die unregelmässige knollige Masse dieser von der Haut bereits
gänzlich abgelösten Organe, sowie ihre zugehörigen Nerven.
Uber den Bau der fertigen Tömösvaryschen Organe beim ausgebildeten Tiere habe ich
nicht viel mitzuteilen. Ein j.edes derselben setzt sich aus einer Anzahl kugeliger oder ovaler
Lappen oder Lobt zusammen, die um das distale Ende des Tömösvaryschen Nervs sich in
ähnlicher Weise gruppieren, .wie die Lappen einer acinösen Drüse um ihren Ausführungsgang.
Bei Scol. dcilmatica tritt die geschilderte Anordnung noch deutlicher hervor, als bei Scol.
cingulata. Bei letzterer Form erstreckt sich ein Ausläufer des Organs ziemlich weit nach
hinten bis zur Basis der Mandibeln.
' Von dem Nervus Tömösvary gehen keine Seitenäste' ab. Erst wenn dieser Nerv das
gleichnamige Organ erreicht hat, löst er sich in eine Anzahl kleiner Nervenstämmchen auf,