alle auf den Polygordius-Kopf, in welchen sich die ganze Trochophora unter Umbildung ihrer
Zellen verwandeln soll.
Die Namen K le in e n b e rg s* ) andererseits: „Subumbrella“ und „Umbrella“, bezeichnen
deutlich die Ansicht ihres Schöpfers, derzufolge die Trochophora als ein m edusenartiger
Organismus aufzufassen sei. Um ferner der Benennungsweise der Eisigschen Capitella-
Arbeit**) zu gedenken, welche sich den grossen älteren Arbeiten H a t s c h e k s und
K le in e n b e rg s mit modernen Gesichtspunkten würdig anreiht, so ist dessen „Prosoma“,
„Soma“ und „Pygidium“ auf unser Objekt nicht zu übertragen, schon weil dieses nicht wie
die Capitella-Larve in drei Körperabschnitte zerfällt, welche in die betreffenden Teile des
Wurmes übergehen. Nähere Bezugnahme auf diese wie die ändern zugehörigen Arbeiten erfolgt
später. Ferner ist noch die Arbeit Häckers***) zu erwähnen, welcher für zahlreiche Trocho-
phoren den Ausdruck Umbrella acceptiert, für Subumbrella aber „Hinterleib“ oder „Wurmkörper“
anwendet, was also unserer von der Larve eingeschlossenen „Rumpfanlage“, aber nicht
dem posttrochalen Körperabschnitt der Trochophora selbst, entsprechen würde.
Die neutralen Ausdrücke „ Obere
Hemisphäre“ oder „ E p is p h ä r e “ und
,,Untere Hemisphäre“ oder „H y p o sp h ä re “
schienen mir daher zumal wegen der von
früherer Anschauungsweise abweichenden
Auffassung dieser Teile eine unabweisbare
Unannehmlichkeit zu sein, wenn ich nicht
schiefe Vorstellungen ermöglichen wollte.
Was die Körperachsen betrifft, so
bezeichne ich nach der natürlichen Stellung
der Larve beim Schwimmen — den
S c h e ite lp o l als o b e n , den A f te rp o l
als u n te n , den Mund als v o rn e (im
Sinne der Trochophora, wenn auch der in
ihr gebildete Wurm nach der Metamorphose
den aus der Scheitelplatte entstandenen
Kopl vorn, den neugebildeten Mund unten trägt). Die unentbehrlichen Begriffe dorsal
und ventral müssen wegen der rechtwinkligen Knickung des Darmes besonders präzisiert
werden. Indem wir die Enddarmrichtung, die auch dem Darmverlauf im Wurm entspricht, als
Hauptrichtung auffassen, ist d o r s a l = hinten, v e n tra l = vorn. Diese Begriffe behalten
also nach der Metamorphose Geltung, nur ist dann natürlich Bauch und Rücken == unten
und oben. Alle übrigen der Bequemlichkeit dienenden Termini werden an Ort und Stelle
erklärt.
*) 1. c. .
**) D ie E n tw ick lu n g d e r C ap itelliden . M itteilung, d e r N eap ler S tatio n 1898.
***) P elag isch e P o ly c h aeten -L arv en , Z u r K en n tn is d es N eap ler F rü h jah rs-A uftrieb s. Z eitsch rift für w issen schaftl.
Z o ologie LX II, H eft 1.
= Cerebralganglion)
F ig . 2. S c h e m a t i s c h e V o r d e r a n s i c h t d e r N o r d s e e l a r v e .
D arm n ic h t ein gezeich n et. S eiten n erv p u n k tiert.
C ereb ralgan glio n u n d U n tersch lun dg an g lio n schw arz,
o = M und. retr. = Mu. retracto r.
D ie V en tralfalte v e rd e c k t d ie h in te r ih r lieg en d en R um pfteile.
Cap. I.
Der Bau der Polygordius-Larven der Nordsee.
Die Leibeswand der Trochophora stellt eine Hohlkugel dar, welche in der Ruhelage
polar , abgeplattet ist, deren'“dorsoventrálér Durchmesser also ein wenig länger erscheint als
die Yertikalachse (Taf. I Fig. 1). Der untere (After-)pol ist etwas nach der Dorsalseite verschoben.
Die Form ist je nach Kontraktionszustand der zahlreichen Muskeln sehr verschieden,
häufig zeigjgdie Larve fast reine Kugelform. Ganz reife Larven haben meistens einen grösseren
interpolaren als aequatorialen Durchmesser (Taf. VII Fig. 4).
Diese Hohlkugel besteht aus e in e r ^sehr dünnen Zellschicht, dem larvalen Epithel, unter
welchem sich zerstreut Muskelfasern, Nervenfasern, Ganglienzellen und Ipfusenzellen finden.
A. Die Haut der Trochophora.
T o p o g rap h isch es : Das Epithel geht am oberen Pol in die Scheitelplatte über, am Äquator
in die beiden Troche, während es -am unteren Pol mit einer meist querschlitzförmigen
Öffnung abschliesst. (Taf. II Figur 1.) Diese Öffnung der Larvenhaut liegt dem eigentlichen
After vor und ist von ihm durch einen besonderen Raum (Periproktraum) getrennt, dessen
untere Wand von Larvenepithel, dem „Analfeld“, gebildet wird. Dieses wird begrenzt durch
die „Ansatzlinie“, in deren Verlauf die anderen Wände des Periproktraums 'auf die Hyposphäre
stossen. Davon später (pag. 42. Vergl. Tafel VII Fig. 1 u. a., und für die charakteristische
Zeichnung der Ansatzlinie Taf. II Fig. 1.) Im Sinteren Abschnitt des Analfeldes
liegt der „anus Iarvae“ (S. Text-Fig. 1, und z. B. Taf. VII Fig. 1), welcher von zirkulären
Muskelfasern umgeben ist, die ihn sphinkterartig erweitern und verengern können.
H isto lo g ie : Die ausserordentlich abgeplatteten Epithelzellen sind mit einander unter Bildung
unregelmässiger meist sechseckiger Konturen eng verfalzt, sodass die Zellgrenzen selten
deutlich sichtbar werden. Die Zellkerne sind ebenfalls enorm abgeplattet, so dass sie die relativen
Dimensionen einer dünnen Münze zéigen. Mit vorrückendem Alter werden sie immer dünner
und ihre zunächst rundliche Kontur wird in unregelmässiger Weise eingebuchtet und förmlich
zerfetzt (Taf. III Fig. 6). Dabei schliessen sich häufig die Enden zweier Kernfortsätze wieder