Weber (1817 pag. 57) zuerst an Lucioperca, dann von Stannius (1849 pag. 139) bei anderen
Fischen, wie Gadus Lota, Perca, Cottus, Lucioperca, Labrax, Cyclopterus, Lophius und Pleuro-
nectus gefundenen „transversellen, einfachen oder doppelten Ast, der unter der Aorta in der
Gegend des ersten oder zweiten Wirbelkörpers von dem linken zum rechten Grenzstrange sich
begiebt und in diejenige gangliöse Anschwellung desselben eintritt, von welcher die beiden N..N.
splanchnici ihren Ursprung nehmen“. Die beiden Nerven entspringen also hier „aus einer
rechtsseits gelegenen Anschwellung des rechten Grenzstranges“. Die scheinbare Querkommissur
stellt nur die Wurzel dar für denjenigen Nervus splanchnicus, d e r• sonst linksseits aus dem
Grenzstrangganglion entspringen würde. Dieses linksseitige Ganglion ist jedoch nach der
Schilderung von Stannius entweder sehr schwach entwickelt oder fehlt ganz. Bei Argyropelecus
dagegen nehmen die den Nervi splanchnici entsprechenden Nerven, wie wir gesehen haben, erst
weiter hinten hinter der zweiten, gangliösen Verdickung des Ganglienstranges (Gsr. I) ihren U r-.
sprung. Ferner sind bei Argyropelecus beide Ganglien, zwischen denen sich die Querkommissur
befindet, gleich stark entwickelt (vergl. auch Chevrel 1887 pag. 173). Zwischen den folgenden
Ganglienpaaren Gsr. II—Gsr. VII finde ich keine Querkommissuren. Hier drängen sich nämlich
die Nierenkörper zwischen die Grenzstränge. Gleichzeitig mit den nach hinten zu schmäler
werdenden Nieren nähern sich die Grenzstränge einander und vom a c h te n G a n g lie n p a a r e
(Gsr. VIII) an b e g in n e n die Q u e rk om m is s u r e n s ic h w ie d e r e in z u s te lle n . Sie wiederholen
sich von. jetzt mit ziemlicher Regelmässigkeit. Bald treten sie in Gestalt dicker, gang-
liöser Stränge, bald in Gestalt feiner, nervöser Fädchen auf. Derartige Verbindungen zwischen
den beiden Grenzsträngen sind in der älteren Litteratur bei Fischen ebenfalls |||bhön erwähnt
worden. Hjelt (1847. Fig. 1, 2 und 3) bildet einige bei Gadus Lota ab. Girgensohn|Q.846 pag.
435) schreibt: „Beide Grenzstränge stehen untereinander in vielfachen Verbindungen.“ Stannius
(1842 pag. 365), ferner Chevrel (1887 pag. 173, PI. V Fig. :l,=f| Labrax) und Andefsson (1892,
pag. 204) machen gleichfalls auf dieselben aufmerksam.
In der hinteren Rumpfgegend vermisste ich bei meinem Fischeyi die komplizierten
Plexusbildungen. Soweit es mir möglich war, die Grenzstränge caudalwärts zu verfolgen,
verliefen sie immer von einander getrennt.
Der Schwanzteil des Grenzstranges (Taf. I Fig. 14) lässt sich nicht (|p genau vom
Rumpfteil abgrenzen, wie der Rumpfteil vom Kopfteil. Ich nehme als Beginn des Schwanzteils
das zwölfte, sympathische Ganglienpäar (Gss. XII) an. Die oben g e s c h ild e r te n Q u e r k
om m is s u re n zwischen den beiden sehr genäherten, von jetzt ab fast parallel verlaufenden
Grenzsträngen w ie d e rh o le n s ic h im v o rd e r e n S c hw a n z te ile von G a n g lie n p a a r zu
G a n g lie n p a a r mit grösser Regelmässigkeit, wenn auch die Verbindungen manchmal sö;dünn
und fein sind, dass an ihrer nervösen Natur Zweifel’ erhoben werden können (Gss. XV, XVI).
Ich komme hierauf später zurück. Während ihres Verlaufes nach hinterL treten die Grenzstränge
schliesslich in den Canalis processuum spinosorum inferiorum, ohne dass sie zu einem
Strange sich vereinigen — wie ich das nochmals beton®- entgegen dem Verhalten beim Dorsch
(Stannius 1842 pag. 365). Die Rami communicantes (co.j werden wegen ihrer Feinheit sehr undeutlich
und lassen sich im hinteren Schwanzteile überhaupt nicht mehr aufifinden, wie ich dies
bereits in obiger Anmerkung bemerkte. Auch die Querkommissuren sind späterhin spärlich
und bestehen nur hier und da zwischen zwei korrespondierenden Ganglien, Da es mir leider
nur glückte, die beiden sympathischen Grenzstränge bis hinter die Gruppe der vorderen Schwanzleuchtorgane
zu untersuchen, so kann ich Uber ihren Endverlauf keinen Aufschluss erteilen.
Histologisches.
Die Sympathicusganglien des, Argyropelecus sind vielfach grösser und reicher an
Ganglienzellen als die Ganglien der zugehörigen Spinalnerven. Während bei allen anderen
Ganglien die Protoplasmazellkörper gefärbt sind und die grossen Kerne je mit einem Hofe umgeben
sich darstellen, sind diese Protoplasmazellkörper der Sympathicusganglien 9 meistens nur
ganz schwach gefärbt und oftmals gar nicht zu erkennen. .
Die Menge der Ganglienzellen in den knotigen Verdickungen der beiden sympathischen
Grenzstränge nimmt rostro-caudalwärts ab. Im Ganglion des KopfteileS (Taf. II Fig.,1 Gsk.),
vor allen Dingen aber im Ganglienstrang des Rumpfteiles (Taf. I Fig. 14, Taf. II Fig. 1 Gsr. I),
der durch die Verschmelzung dreier, vielipcht auch vonSsGanglien entstanden ist, sind sie am
zahlreichsten. Die Verschmelzung ist’ einerseits durch die infolge der Vermehrung der Ganglienzellen
entstandene Volumzunahme der gangliösen Verdickungen unterstützt worden, wodurch
die dazwischen befindlichen Längskommissuren eine Verkürzung, erfahren haben, andererse
its aber ist die Verschmelzung wesentlich dadurch entständen, dass infolge der Verschiebung
tesp. Zusammensehiebung der (fjeipito-spinalen Nerven und freien Spinalnerven nach vorn, auch
die drei, möglicherweise vier vordersten Ganglienknoten des Rumpfteils in Mitleidenschaft gezogen
worden sind, wie aus dem Schema (Taf. I Fig. 14) zu ersehen ist. Von der gangliösen
Anschwellung, die dem oecipitl|Jpinalen Nerven angehören müsste, ist nichts im Bereiche des
vordersten und mächtigsten GangIienknotenf,./mit dem er und der erste, 'freie Spinalnerv in
Verbindung’steht, zu entdecken. .Sie scheint ihm völlig einverleibt zu sein.
Die Ganglien des Grenzstranges sind dadurch zustande gekommen, dass sich um das
Nervenfaserbündel desselben von Strecke zu Strecke Ganglienzellen angesammelt haben, so
dass1 es von ihnen röhrenförmig umschlossen wird (Taf. I Fig. 15, J ^ ^ I n den vordersten Grenzstrangganglien,
wo die Gangliensubstanz eine grosse Mächtigkeit erreicht hat, sieht man dann
den Nervenstrang als kleinen Querschnitt sich deutlich von seiner Umgebung abheben. Nach
hinten zu, wo die Ganglien kleiner und kleiner werden, und die Menge der Ganglienzellen in
ihnen mehr und mehr abnimmt, tritt der nervöffeCharakter des Grenzstranges immermehr
hervoiJHbbwohl auch er allmählich dünner wird.
Die Querkommissuren können entweder rein nervös oder rein gangliös sein. Sie sind
in den verschiedensten Stärkegraden vorhanden. An einigen des vorderen Schwanzteiles (z. B.
Schema I Gss. XV, XVI) habe ich nicht feälstellen können, ob es sich hier überhaupt um Ner-
venfädchen . handelt, so dünn ist die Verbindung. Man kann sie eben so gut für Bindegewebsfasern
halten. Für die nervöse Natur spricht der Befund, dass der Verbindungsfaden an beiden
Enden allmählich dicker werdend in die Ganglienknoten UbergehtSfiTaf. I Fig. 15 und 17 veranschaulichen
nervöse und gangliöse Querkommissuren).
l) Eine Ausnahme hiervon macht das Ganglion des Kopfteiles, das durch seine gefärbten Zellkörper den Ganglien
der anderen Nerven sehr ähnelt.