weiter entwickeln, sondern in den meisten Fällen zu Grunde gehen, obwohl doch eigentlich
schon im wesentlichen die fertige Organisation erreicht ist, so scheint dies folgende Bewandtnis
zu haben. Die sehr zarte Cuticula der Feten ist nämlich in ähnlicher Weise wie früher die
Oberfläche des Eies von einer dünnen Schleimschicht bedeckt. Dieselbe hat offenbar den
Zweck gegenseitige Reibungen und Verletzungen der in einem Knäuel dicht zusammenliegenden
Tierchen zu verhütenx). Sobald nun die letzteren nach Entfernung der Mutter mit der umliegenden
Erde in direkte Berührung kommen, in welche sie sich als ausgewachsene Feten
dann oft schon einzugraben versuchen, so ist in kurzer Zeit ihr ganzer Leib von einer Sandoder
Schmutzkruste bedeckt, die nur schwer von der klebrigen Körperoberfläche sich entfernen
lässt. Die Sandkörnchen dringen dann leicht auch in die Stigmen hinein, so dass anscheinend
durch Verstopfung der letzteren infolge von Luftmangel der Tod herbeigeführt wird.
Aus dem Mitgeteilten ergiebt sich, dass die Scolopender bis zum Fetusstadium zwei
Häutungen durchmachen müssen, und dass mit der nächsten Häutung das Adolescensstadium
erreicht wird, in dem nur noch in der Färbung und Grösse, nicht aber in der Körperbildung
(Anordnung der grösseren Borstert, Nebenklauen etc.) Unterschiede im Vergleich zu den Erwachsenen
zu konstatieren sind. Bei Scol. dalm. tritt dann bereits nach der vierten Häutung,
die übrigens auch bei den erwachsenen Tieren etwas variable Ausfärbung des Rumpfes ein. Da§
weitete Wachstum vollzieht sich mittelst successiver Häutungen, welche indessen, wie ich schon
oben bemerkt habe, auch selbst noch bei völlig ausgewachsenen Individuen stattfinden können.
Da über die ersten Stadien der Epimorphose bei den Scolopendern bis jetzt überhaupt noch
nichts genaues bekannt geworden ist, so habe ich in der nachstehenden Tabelle eine Übersicht der
verschiedenen Entwicklungsstadien gegeben, welche diese Tiere vom Ei an zu durchlaufen haben.
Eine genauere Beschreibung der Körperteile des bei beiden von mir untersuchten Scolopenderarten
noch unbekannten Fetus und des Adolescens werde ich in den nächstfolgenden Abschnitten bringen.
g • 1. Entwicklungsperiode = Periode der Furchung und
Keimblätterbildung.
Entwicklungsperiode = Periode der Segmentierung
und der Anlage der Organe.
Unter
m ü tterlich e
Obhut,
Nährmatcrial.
i che
Nahrum
K e im s t r e i f e n a u f d e r E i o b e r f l
Einkrümmung des Keimstreifens,.
1. E m b r y o n a l s ta d iu m mit 1. (embryonaler) Cuticula'
umgeben von der Eischale.
Aufplatzen der Eischale.
1. Häutung und Entfernung der Schale.
2. E m b r y o n a ls ta d ium mit glatter 2. Cuticula, ohne
eigene Bewegungsfähigkeit.
2. Häutung.
F e tu s s t a d iu m — Ü b e r g a n g s s t a d iu m . Körper
gestreckt mit spontanen Bewegungen, ohne Nebenklauen,
Zahnplatten etc.
3. Häutung.
1. F r e i l e b e n d e s S ta d ium (1, A d o l e s c e n s s t a dium)
mit definitiver Körperform aber noch von
blässerer Färbung.
4. Häutung.
2. F r e i l e b e n d e s S t a d ium (2. A d o l e s c e n s s t a - I
d i u m) im wesentlichen (namentlich mit Ausnahme des
Vorder- und Hinterendes) aus gefärbt (Scol, dalm.).
5. Häutung.
3. F r e i l e b e n d e s S ta d ium (3. A d o l e s c e n s s t a dium).,
Und So weiter, 6. uiid folgende Häutungen.
. Entwicklungsperiode = Periode der Ausbildung clei
4. Entwicklungsperiode = Periode des Körperwachstums
und der Reifung der Geschlechtsorgane.
*) An dem Körper von Embryonen und Feten habe ich auch mehrfach kleine Wunden und Narben gefunden.
Letztere werden vermutlich von den scharfen Klauen der Mutter herrühren, die ihre Embryonen und junge Brut gelegentlich
mit Hilfe der Beine durcheinander schiebt. In der Umgebung der Wundfläche findet eine lebhafte Vermehrung der Hypo-
dermiszellen statt, und die Wunde wird dann durch eine dicke dunkelbraun gefärbte Chitinmasse verschlossen.
Aus dieser Übersicht geht hervor, dass, ich die. Bezeichnung Fetus nur für das Übergangsstadium
zwischen 2. und 3. Häutung verwende. Latzei , (1880),; der diesen Namen für
die Jugendformen der epimorphen, Chilppoden eingeführt hat, verstand unter demselben, noch
ohne jede nähere Definition, überhaupt die junge bei der Mutter befindliche Brut und dürfte
also hiernach zu urteilen wohl auch das zweite, von der Eischale bereits befreite Embryonalstadium
mit hierbei einbegriffen haben.
Die der Fetusperio.de vorausgehenden beiden (Embryonal-)Stadien sehen aber bei Scolo-
pendra noch wesentlich anders als der Fetus aus. Im Gegensatz zum Fetus bleibt in diesen
beiden Stadien der Körper noch vollkommen regungslos, er ist eingerollt (Kopf und Hinterende
genähert, Ventralseite konkav,, Dorsalseite könvex) und auch in der inneren Organisation
noch durchaus unfertig. j ?Ich habe es daher vorgezogen, ohne Rücksichtnahme auf den Zeitpunkt,
in dem die Eischale endgültig -verloren geht, für die betreffenden beiden Stadien die
Bezeichnung 1. und 2. Embryonalstadium anzuwenden. Eine Zusammenfassung des schalenlosen
zweiten Embryonalstadiums;, m it. dem Fetusstadium scheint mir nicht ratsam, denn 1.
und 2. Embryonalstadium sind nicht sehr erheblich unterschieden, während zwischen dem
2, Embryonalstadium liüd dem Fetus eine viel;tiefere Kluft vorhanden ist, die erst bei der
zweiten Häutung überbrückt wird.
Den Ausdruck Adolescens gebrauche ich der Einfachheit halber in dieser Abhandlung
immer nur für das 1. freilebende, (1. Adolescens-)Stadium. Man kann, wie die vorstehende
Übersicht erkennen lässt , bei den Scolopendern demnach vier hauptsächliche Entwicklungsperioden
unterscheiden, von denen die erste beendet wird mit der Entstehung der Keimblätter,
die zweite mit der Einkrümmung des segmentierten Keimstreifens, während die dritte mit dem
Ab werfen der fetalen Cuticula auf hört und die vierte und längste erst mit der Erlangung der
Geschlechtsreife ihren Abschluss findet.
2. Die Bildung der Tergite, Sternite und Pleuren.
Die erste Anlage der Rücken- und Bauchplatten lässt sich schon auf Stadien zurückführen,
die der ventralen Einkrümmung des Keimstreifens vorangehen.
Sobald nämlich die Seitenhälften des Keimstreifens divergieren, zeigt es sich, dass normaler
Weise ein jedes Körpersegment aus einer Anzahl verschiedener Teile zusammengesetzt
ist. Diese Teile, welche dann besonders nach der ventralen Krümmung des Keimstreifens,
also im Anfang des 1. Embryonalstadiums hervortreten, sind die folgenden. Zunächst ein Paar
lateral gelegener Extremitäten. An diese schlosst sich .dorsal ein Paar Tergitanlagen, ventral
ein Paar Sternitanlagen an. Es - tritt ferner hinzu die Membrana ■ dorsalis j weiche als dünne
Haut median zwischen den Tergitanlagen liegt, und die ebenso gestaltetz Membrana ventralis,
die sich median zwischen den Sternitanlagen vorfindet.
Das beistehende Diagramm (Fig, VI) veranschaulicht diese als typisch anzusehende Zusammensetzung
der Rumpfsegmente. Bei einer äusseren Betrachtung treten besonders die
Sternitanlagen deswegen• sehr stark hervor, weil an ihnen die Ganglienbildung stattfindet.
Genauer gesagt zeigt sich an dem medialen Rand der Sternitanlage, dort wo dieselbe an die
Membrana vcntralis anstösst, eine, Epithelverdickung, von welcher eine lebhafte nach innen
und medial gerichtete Wucherung von Ganglienzellen ihren Ausgang nimmt.