die dünnen Plasmafäden auf die zurückgelassenen kernlosen Teile der Reihe nach Einfluss
hat, ist wohl unwahrscheinlich, diese Zellteile scheinen vielmehr rein mechanisch, durch den
Druck der überall verbreiteten Muskelfasern:, ihr Sekret durch das ,,Drüsenloch“ zu entleeren.
Es kommt jedoch durchaus nicht immer zur Entleerung, in den abgeworfenen Hemisphären
der metamorphosierten Larve finden sich stets viele solcher Zellen oder Zellteile noch prall
gefüllt vor.
Dieser eigentümliche Modus der Verbreitung von exkretorischen Zellen scheint auf die
Nordseelarve beschränkt zu sein; die Mittelmeerlarve zeigt nichts davon, doch könnten vielleicht
bei anderen Annelidenlarven, deren Körnerzellen bekannt sind, ähnliche Reihenbildungen
statthaben, und nur wegen der Dicke der Haut den Beobachtern entgangen sein.
C. Bindegewebe der Trochophora.
Das larvale Bindegewebe entsteht, wie wir bei Pol. neapolitanus sehen werden* aus
Zellen, die schon auf dem Blastulastadium die verdickte ventrale Blasenwand verlassen und
mit ihren Fortsätzen die Furchungshöhle durchziehen.
Aus ihnen gehen das mesenchymatische Bindegewebe und zum Teil die Muskeln der
Trochophora hervor. Ersteres besteht aus unregelmässigen, meist spindelförmigen Zellen,
welche frei in das Blastocoel vorragen. Beide Enden sind ausgefaserfc Der Unterschied zwischen
ihnen und den mesenchymatischen Muskelfasern erscheint stellenweise verwischt, indem letztere
sich an einem Ende in feine und feinste Faserchen auflösen, welche wie ein ausserordentlich
zartes, aber besonders bei älteren Larven ziemlich dichtes Gespinnst das Blastocoel erfüllen
und wohl "als „Bindegewebe“ anzusprechen sind.
An der lebenden Larve lassen sich die typischen Mesenchymelemente jedoch leicht erkennen,
besonders diejenigen, welche sich mit einem Ende am Darm, mit dem ändern an der
Haut festgeheftet haben, oder sich zwischen Darm und Nephridien (Haupt-, wie Seiten-N.)
resp. zwischen diesen und der Haut ausspannen. Zweierlei fällt an ihnen auf:
Einmal sind sie lebhaft amöboid beweglich, ihr spindelförmiger Leib verlängert sich
schrumpft zusammen, sendet hier und dort Fortsätze aus, welche, wenn sie nicht alsbald einen
Anhaltspunkt finden, wieder eingezogen werden. Häufig teilt sich auch die Plasmamasse in
mehrere Teile, die auseinanderrücken, neu gebildeten Pseudopodien folgen und so Gestalt und
Ort der Zelle schnell ändern. Besonders in den fein ausgesponnenen Ansatzfäden sieht man
häufig lebhafte Bewegung, sie lösen sich dös, verschmelzen, suchen neue Ansatzpunkte u. s-. w.
(Taf. I Fig. 12.)
Ferner fällt auf, dass in der Plasmaansammlung um den Kern wie auch in ändern
voluminöseren Teilen dieser Zelle lichtbrechende Körnchen und Kugeln sich finden, wie sie einmal
in den Ballonzellen und andrerseits in den verschiedenen Abschnitten der Nephridien sich
finden. Diese Körnchen fielen mir zumal in denjenigen Mesenchymzellen auf, welche mit den
beiden Nephridialsystemen in Verbindung stehen, nämlich an den Tuben, Köpfchen (Haupt-
nephr.) und Horizontalgängen (Seitennephr.) mit ihren beweglichen Pseudopodien haften. Es
erinnert das an Verhältnisse bei Rotatorien, wo G a s t (bei Apsilus 1. c.) sogar geradezu von
„Exkretionsbindegewebe“ spricht. Dasselbe ist hier bekanntlich ebenfalls amöboid und steht
in Verbindung mit den plasmatischen Ausläufern, welche die „Plasmahaube“ (Terminalzelle)
der Wimpertrichter nach allen Seiten entsendet. Bekannt ist auch, dass solche Plasmanetze, die
yon der Aussenfläche der Wimpertrichter ausgehen, auch bei P la ttw ü rm e rn (z. B. L an g :
Gunda, P in tn e r : Cestoden) erwähnt werden.
D. Muskelsystem der Trochophora.
Wir haben verschiedene Kategorien von Muskelfasern zu unterscheiden, nämlich:
I. M u sk eln d e s T r o c h o p h o r a g ew e b e s :
a) die Leibeshöhle frei durchsetzende „B la s to c ö l mus k e in “,
b) S u b e p ith e lia le M u skeln:
a) spezielle Trochophora-M.
ß) Wurmmuskeln des Trochophora-Epithels.
II. Mu sk eln d e r R um p fan la g e :
ä) larvale (Mu. suspensores).
b) definitive Wurmmuskulatur.
Die Herkunft dieser Fasern ist eine ganz verschiedenartige, nämlich die sub I genannten
entstammen bis auf eine Ausnahme
den oben erwähnten Urmesen-
chymzellen, während die innerhalb der
Wurmanlage entstehenden aus dem
Mesoblast derselben sich entwickeln.
(I a) Blastocöl-Muskeln.
Die hier in Betracht kommenden,
sämtlich paarigen Fasergruppen verlaufen
:
1. von d e r S c h e ite lp la tte zum
Oesophagus.
Jederseits am vorderen, unteren
Mu. retra cto r
F ig. 3. M u s k u l a t u r e i n e r b e i n a h e r e i f e n L a r v e .
E s sind n u r die M uskeln ein er S eite ausg ezeich n et. D ie T rochm uskeln
e rsch ein en als Q u ersch nitte. D ie g efalteten M usk elbän der d e r R um pf-
. an lag e im Z u sam m en han g m it den S u spensoren. (Schem atisch.)
Rande der Scheitelplatte setzen ca. 6
bis 10 Fasern an, die neben Magen und Oesophagus hinziehen und an d^r Episphäre nahe
oberhalb des Mundes inserieren. Sie vermögen diesen und den Oesophagus nach innen und
oben zu ziehen, oder, w^as seltener geschieht, die Scheitelplatte nach vorn herabzuziehen (Taf. I,
Fig. 1, 4. Textfig. 3.)
Die eigentlichen „ R e tr a k to r e n “ der Scheitelplatte verlaufen jedoch:
2. von de r S c h e ite lp la tte zur Rumpfanlage. -
Diese auffälligen und als ein Charakter der Trochophora durch H a ts c h e k bekannten
Muskeln setzen jederseits an der Unterfläche der Scheitelplatte derart an, dass sie dieselbe in
Zoologica. Heft 34. ^