bei denen die Entstehung des Mittelstrangs sehr genau untersucht wurde, .von■'verschiedenen
Autoren festgestellt ist.
Bei den von mir untersuchten beiden Scolopenderarten kann das ursprüngliche Vor-
andensem einer rechten und linken Mittelstranganlageimm so weniger zweifelhaft sein, als
diese Bildungen durch eine mediane Hypódermisstrecke anfangs getrennt werden und daher1
räumlich weit auseinander, liegen, bis sie sich erst.sehr viel später vereinigen.
Sucht man dieses Verhalten von Scolopendra mit demjenigen anderem Arthropoden zu
vergleichen, so leuchtet es ohne weiteres ein, dass be i. ersterer Form die beiden Mittelstranganlagen
samt der zwischen ihnen liegenden Hypódermisstrecke (Membrana ventralis) dem Boden
der Neuralrinne von Insekten und anderen Arthropoden entsprechen. Man kann .also die
Sache auch so auffassen, dass die Neuralrinne bei Sftolopendra stark erweitert und abgeflacht
ist und zwar m dem Masse,I dass ihre Höhlung: sich gänzlich ausgeglättet hat, und die Rinne
selbst damit zu einem breiten medianen Bande umgewandelt wurde.. Die Bildung der Mittelstrangzellen
geht anfangs nur von den beiden Seitenteilen didsjS Bandes aus, sie schreitet
aber von dort allmählich bis zur Medianlinie fort, wobei die oberflächlich verbleibenden Zellen
er betreffenden Ektodermpartie zu Hypodermiszéllen werden. Hiermit erfolgt also bei Scolopendra
gleichfalls in der ganzen zwischen den beiden Neuralsträngen gelegenen medianen
Region eine Trennung in dermatogene Elemente (Hypodermiszellen), die an der Bildung des
Eternits beteiligt sind und in -neurogene Elemente (Mittgjstrangzellen), welche an dem Aufbau
der Ganglien Anteil nehmen.
Bei den Insekten ist zwar die Entwicklung des Mittelstrangs im grossen und ganzen
leicht zu verstehen, dagegen haben aber hier die im einzelnen sich dabei abspielenden Vorgänge
von jeher zu vielen Diskussionen Veranlassung «gegeben. Eine Übersieht über die in
H H H i H H vorliegenden sehr verschiedenartigen Ansichten habe ich an anderer .Stelle
( # gegeben und für Forfícula selbst die Auffassung vertreten, dass sowohl in den intérganglionalen,
wie in den intraganglionalen Bezirken der Neuralfinne eine Sonderung von derma-
togenen und neurogenen Zellen stattfindet.
Demgegenüber ist neuerdings Bürger (1897) nach Untersuchungen an Chalicodoma zu
em Ergebnis gelangt, dass der Boden der Neuralrinne vollständig zur Bildung des Mittelstrangs
aufgebräucht werde. Wie aus den oben mitgeteilten Befunden hervorgeht, sehliesst
sich Scolopendra in dieser Hinsicht also an das Verhalten von Forfícula an.
Die Mittejstrangzellen von Scolopendra scheinen innerhalb des Ganglions grösstenteils
zu Stutzzellen , zu werden, ob sie -sich ausserdem noch an der Bildung von Nervenfasern beteiligen,
habe ich nicht mit Sicherheit feststellen können, halte dies , aber auch nicht für auSs
geschlossen. Bei Insektenembryonen ist jedenfalls das Auftreten von medianen Neuröblasten
und Ganglienzellen in der Mittelstrangregion schon mehrfach beschrieben worden.
Die Entwicklung des Mittelstrangs, von Scolopendra, der ursprünglich in Gestalt von
zwei Zellenstrangen zur Ausbildung kommt, die von der lateralen Seite her bis zur Medianlinie
hm aus der Hypodermis (Membrana ventralis) sich ablösen, um erst dort sich zu vereinigen
und in das Innere des Bauchganglions zu gelangen, diese ganze, oben von. mir erläuterte
Entstehungsweise dürfte nun deswegen besondferaSflnteressé gewinnen; weil sie eine Erklärung
der sog. V e n t r a l o r g a n e d e s P e r i p a t u s zu gestatten scheint.
Der Entdecker, dieser, rätselhaften Ventralorgane ist v. K e n n e l (1888). Seiner Be-
Schreibung nach bleibt bei der Embryonalentwicklung von Peripatus edwardsi in jedem Segmente
während der Ablösung der lateralen Nervenstränge von der Hypodermis eine mit der
Haut im Zusammenhang bleibende, nach der medialen Seite ziehende, strangförmige Verbindung
zurück. Diese strangförmige Verbindung führt von jedem der beiden Bauchstränge zu
einer eigentümlichen mit einer leichten Einsenkung versehenen Hautverdickung, die als Ventralorgan
bezeichnet wird. Später rücken die beiden Ventralorgane eines jeden Segments
zur Medianlinie hin, sie verschmelzen dort zu einem unpaaren, beim Embryo voluminösen
beim ausgebildeten Peripatus nur noch aus einer kleinen follikulären Einsenkung bestehenden
Organ, dessen strangförmige Verbindung mit den beiden longitudinalen Nervensträngen des
Bauchmarks jedoch erhalten bleibt.
Sowohl diese Mitteilungen v. Kennels wie namentlich auch die von ihm gegebenen Abbildungen
lassen keinen Zweifel übrig, dass die „Ventralo'rgane“ von Peripatus den Ablösungsstellen
des paarigen Mittelstrangs von Scolopendra entsprechen. Die durch v. Kennel beschriebenen
segmentalen strangförmigen Verbindungen zwischen Ventralorgan und Nervensystem
kehren auch beim Scolopenderembryo in gleicher Weise wieder und zeigen sich dort in Gestalt
der dünnen Mittelstranganlagen, welche die Ganglionhälften mit der ventralen Hypodermis
vereinigen. Die Ähnlichkeit, welche bei einem Vergleich der durch v. Kennel gegebenen Abbildungen
(1888 Tafel III Fig. 23 links und Fig. 30) mit meinen Fig. 50, XXI u. 69 wohl schon
genügend ersichtlich ist, ist in der That eine derartige, dass eine Übereinstimmung in dieser
Hinsicht zwischen Peripatus und Scolopendra nicht in Abrede gestellt werden kann.
Die Bildungsvorgänge bei Peripatus und Scolopendra lassen einen vollständigen Vergleich
zu, sofern man sich vergegenwärtigt, dass bei ersterer Form das Bauchmark gewissermassen
dauernd auf einer embryonalen Stufe verharrt. Ebenso wie bei Peripatus die Bauchstränge
überhaupt paarig bleiben, so erhalten sich an ihnen auch .dauernd die Nervensystem und Hypodermis
mit einander verknüpfenden Bildungsstränge. Beim Scolopender dagegen geht die Entwicklung
noch einen Schritt weiter. Das definitive Stadium des Peripatus wird nur noch
während der Embryonalzeit rekapituliert, alsdann geht aber die strangförmige Verbindung mit
der Hypodermis verloren, die Mittelstranghälften lösen sich von der letzteren ab, und werden
in das Bauchmark eingeschlossen.
Sind diese Folgerungen, welche sich zurZeit allerdings nur auf meine Beobachtungen an Scolopendra
stützen, richtig, und können sie späterhin, woran ich persönlich nicht zweifle, auch durch
neue Untersuchungen an Peripatus gestützt werden, so dürften die eigenartigen Ventralorgane
dieses letzteren Tiers ihres rätselhaften Nimbus definitiv entkleidet sein. Der Ansicht, dass es
sich beim Ventralorgane der Onychophoren um ein rudimentäres Organ handele, „das bei den
Vorfahren des Peripatus eine bedeutende Rolle gespielt haben mag“ , fehlt meiner Überzeugung
nach jede Begründung. Die von seiten v. Kennels als sehr unwahrscheinlich angesehene Möglichkeit,
„dass die Zellen (des Ventralorgans) nach und nach in dem Verbindungsstrang in das
Nervensystem hinüberwanderten, um dort zu Ganglienzellen zu werden“ , ist nach Analogie mit
Scolopendra dagegen gerade als die einzig zulässige Erklärung anzusehen, obwohl es sich bei
Peripatus vermutlich wohl weniger hierbei um die Wanderung von eigentlichen Ganglienzellen
als vielmehr um die Herstellung von Stützsubstanz für den Bauchstrang handeln dürfte.
Ich brauche hiernach wohl kaum darauf aufmerksam zu machen, dass Vergleiche zwischen
den Ventralorganen und irgend welchen Sinnesapparaten ebenfalls jeder Berechtigung ent