von denen einzelne bis zu den am weitesten entfernt liegenden Endlapjln .hinreichen.
Tömösvarysche Organ liegt streckenweise der Basalmembran der Hypodermis, bezw. der
bindegewebigen Cutis an, ohne aber mit der Haut direkt verbunden zu sein. Einen Zusammen-
hang mit der letzteren
habe ich wenigstens an
keiner Stelle ermitteln
können. Auch mit anderen
Gewebspartien
fehlt dem Tömösvary-
schen Organ jede Verbindung,
so dass es nur
von Blutflüssigkeit umspült
wird.
Der histologische
Bau des . Tömösvary-
schen Organ ist in Fig.62
dargestellt. Die Loben
desselben bestehen aus
grossen Zellen (tömc)
mit kugeligen Kernen,
die im wesentlichen den
Habitus von Ganglienzellen
besitzen. Man
kann deutlich erkennen,
dass in das Innere der
rundlichen Loben Ner-
venfibrillen eintreten,
die von den Endausläufern des Nervus Tömösväry gebildet werden. Zwischen den Fibrillen
des : letzteren sind Neurogliazellen (kgl) sichtbar. Die Aussenwand der Loben wird ydn einer
kernhaltigen. Membran inex) hergestellt, die dem- Neurilemma. extefnum des Gehirns entspricht
und offenbar den gleichen ektodermalen Ursprung wie letzteres besitzt.
< i Bezüglich der physiologischen Bedeutung dieses eigenartigen Organs bei Scolopendra
fehlen mir alle Anhaltspunkte.
r
Fig. XXIV. Transversalschnitt durch den Kopf von Scol. cing. im Fetalstadium, aor =
die im Foramen cerebri gelegene Aorta, zu deren Seiten zwei Muskeln erkennbar sind,
deut = Punktsubstanz des Deuterocerebrums, ggc = Ganglienzellen, lobfr = Pünktsub-
stanz des Lohns fron talis, lobop — Punktsubstanz des Lohns opticus, mdl = Mandibel,
msk = Muskeln, n. opt = Nervus opticus, n. töm = Nervus tömösväry,
; Auge, po :
pons (Punktsubstanz des Ganglion frontale), töm : ; Tömösvary’sches Organ.
D. Zusammenfassung und Vergleiche mit früheren Ergebnissen über die
Entwicklung des Nervensystems.
1. Das Eingeweidenervensystem.
Bei einer objektiven Betrachtung des Sachverhaltes wird man zu dem Resultate geführt,
dass Scolopendra, wie auch andere .Chilopoden eigentlich nicht im Besitze von einem, sondern
yon drei verschiedenen Nervensystemen ist, wobei die Frage sogar noch unerörtert bleiben
mag, in wie weit das Archicerebrum dem Bauchmark gegenüber als ein ursprünglich selbstständiges
Organ angesehen werden muss. Diese drei Nervensysteme sind das c e n tr a le
Ne rv en sy stem (Gehirn, Bauchmark), das S c h lu n d n e rv en sy s tem (Ganglion frontale,
Nervus recurrens) und das dorsale Nervensystem (Nervus dorsalis = Herznerv).
Der anatomische Bau des Schlundnervensytems ist für die Chilopoden bereits durch die
Untersuchungen von Saint Remy (1889) und Herbst (1891) bekannt geworden. Ich habe den
Ergebnissen dieser Autoren für Scolopendra nichts hinzuzufügen.
Die Entwicklungsgeschichte hat zu den anatomischen Daten nur insofern eine gewisse
Ergänzung geliefert, als gezeigt werden konnte, dass beim Embryo des Scolopenders ein
selbständiges Ganglion frontale angelegt wird, welches erst später mit den beiden Hälften des
Tritocerebrums sich vereinigt, wodurch dann der Pons zu Stande kommt. Die Ausbildung einer
solchen Hirnbrücke ist sicherlich als ein mehr modifiziertes Verhalten anzusehen, welches erst
durch die Konzentration aller Kopfganglien bedingt wurde, die ihrerseits eine Folge der geringen
Grösse und der abgeflachten Form des Kopfes bei Scolopendra ist. Bei Scutigera,
die durch einen voluminöseren, höheren Kopf ausgezeichnet ist, behält das Ganglion frontale
dauernd seine Selbständigkeit bei.
Die Entwicklungsgeschichte hat ferner gezeigt, dass das Ganglion frontale und der von
ihm ausgehende Nervus recurrens von .der dorsalen Schlundwand ausgebildet werden. Genau
das Gleiche trifft auch für die gleichnamigen Teile der Insekten zu, und es darf dieser übereinstimmende
Bildungsmodus wohl als ein Argument dafür angesehen werden, dass die wichtigsten
Abschnitte des Schlundnervensystems bei Insekten und Chilopoden einander homolog
sind. Paarige Eingeweideganglien fehlen den letzteren noch, und ebenso wenig vermochte ich
bei Scolopendra Gebilde aufzufinden, die den von mir bei Insekten beschriebenen Corpora
allata entsprechen.
Das dorsale Nervensystem wird durch einen auf der Dorsalseite des Herzens verlaufenden
Nervenstamm repräsentiert, dessen Existenz bei Scolopendra und verwandten Formen bereits
durch Herbst (1891) festgestellt worden war. Einen Zusammenhang des Dorsalnervs mit dem
centralen Nervensystem habe ich ebensowenig wie der genannte Forscher ermittelt.
Die Entwicklungsgeschichte hat zu dem Resultat geführt, dass der dorsale Nervenstrang
in einer vollkommen unabhängigen Weise aus dem dorsalen Körperektoderm seinen Ursprung
nimmt. Er stellt gewissermassen also den Antipoden des ventral gelegenen Bauchstrangs dar.
Es mag bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen werden, dass überhaupt die ventrale und
dorsale Körperhälfte in ihrer gesamten Ausbildung eine grosse Ähnlichkeit erkennen lassen.
Tergite wie Sternite werden bei Scolopendra dreiteilig angelegt, die transversalen Bauchmuskeln
entsprechen den dorsalen Musculi alaeformes, und in der Entwicklung eines mit
paarigen Seitenästen versehenen Vas dorsale und Vas ventrale tritt ebenso wie in dem Vorhandensein
eines dorsalen wie ventralen Nervensystems die spiegelbildliche Anordnung deutlich
zu Tage.
Zieht man den Umstand in Betracht, dass gerade bei verschiedenen Vertretern der
’„Würmer", bei Enteropneusten} Nemertinen, Nematoden u. a.. nicht nur in der Medianlinie der
ventralen, sondern auch in derjenigen der dorsalen Seite (Nervenstränge Vorkommen, so wird
man der Bildung, eines Dorsalnervs bei gewissen Tracheaten ein Interesse nicht absprechen
können.
Zoologien. Heft 83. 1 6