grossem Druck die sie haltenden Suspensoren einmal nicht mehr gewachsen sind. Diese Auf-
hänge-Muskeln reissen von den Muskelfalten, an deren Aussenseiten sie anschlossen, los und
nun strecken sich die Ventral-: und Dorsalfalten gewaltsam, wobei sie den anus larvae zunächst
üngemein dilatieren und endlich ihn, das Analfeld und die Hyposphäre überhaupt sprengen:
Gleichzeitig kontrahiert sich jederseits der Retraktor des Wurmkopfes und zieht diesen
herab. Erst etwas später löst sich dieser Muskel von der Basis der ersten Ventralfalte, sodass
diese sich nun ebenfalls glätten kann. Zur selben Zeit reisst der Levator und befreit die erste
Rückenfalte. Die Kontraktion des einen und der Bruch des ändern dieser beiden Blastocöl-
muskelpaare steht in engem Zusammenhänge mit dem Bruch des Suspensoren, deren im Blasto-
cöl verlaufende Fortsetzung sie bilden.
Nun erfolgt ¿twas Neues, einen selbständigen »II. Akt« einleitend, nämlich eine maximale
Kontraktion des grossen Ringmuskels und seiner- Trabanten, welche erstens ringsum im Äquator
gewöhnlich ein Reissen der Larvenhaut zur Folge hat, zweitens aber jetzt endlich die wichtigen,
die Larve-aussen umspannenden Wurmorgane: den Rückenmuskel und die'Seitenmuskeln und
-Nerven, befreit. Alle drei Muskeln kontrahieren sich enorm und reissën die umgeschlagenen
Aussenblätter des Bauchs und Rückens nach oben an den Kopf heran. Die seitlichen Aussen-
blätter werden durch das Ausschiessen "yder Rumpfanlage passiv nach oben umgeschlagen, die
im übrigen-ungéfâltëten Innenblätter werden dabei in dorsovèntraler Richtung ungemein verkürzt
‘ünd dadurch, sowie durch aktive Form Veränderung ihrer bandartigen Zellen, Befähigt,
sich det-sohnèllen Verlängerung des übrigen Rumpfes anzupassen. Jene zarten Membranen,
welche die Seitenfalten mit der Larvenhaut verbinden und so die Seitenwände des Oben geschilderten
,,Periproktraums‘ bilden, werden bei dieser Umbildung : ausgeschaltet und gehen
mit der Larvenhaut zu Grunde.' Bei älteren Larven schmiegen sie sich dém seitlichen Innenblatt
auf das engste an (cf. TaT VIII, Fig. 1).
Indem nun die dorsalen find lateralen Ränder der Rümpfanlage mit den entsprechenden
Rändern des Kopfes verwachsen, während der Ventr-al-Rand des Wurmkörpers mit dem neii-
gebildeten Mund von unten verlötet und. von oben der vordere Kopfrand an diesen sich anlegt,
indem ferner die Seitennerven sich zu der Schlund-Kommissur verkürzen und Darm,
Peritoneum, Dissepimente, Mesenterien etc. ihre definitive Form und Lage annehmeo, ist die
Metamorphose beendigt und der Wurm fertig, der nun die übrigen Larventeile teils auffrisst,
teils, abwirft, teils resorbiert. _
Einige Détails dieses wirklich etwas abenteuerlichen Vorganges möchten noch von Interesse
sein.
Verhalten der Muskulatur.
Die mechanischen Faktoren, welche die Metamorphose- bedingen, lassen sich etwa
folgendermassen analysieren :
U rsach e W irk u n g
1. B ru ch d e r v en tralen u n d dorsal.
S u sp en so ren
G lä ttu n g („A u sschiesseh“) d e r
F a lte n (excl. d e r prim ären ) zu r
B ild u n g d es W urm rum pfes. | O ft au ch g leich zeitig o d er
2. ' K o n trak tio n d e r R etrak to ren . A n n äh eru n g d.K opfes (S cheitelp
latte) a n d ie (prim .) V en tralfalte
I .
- U rsach e W irk u n g
3. B ru ch d e r R e trak to ren u n d
L ev ato ren
G lä ttu n g d e r P rim ärfalten (die
A u sse n b lä tte r sch lag en kopf-
w ä rts um )
T e n ta k e ln au sgestü lp t, „S ch eite
lp la tte “ zum „K opf“ g estreck t,
d essen T eile ausein an aerü ck en ,
d a d u rc h E n ts te h t. „K opfhöh le“ .
4. K o n trak tio n d e r Mu. dorsov entr.,
in testin al, u n d S p h in ct. inter-
segm .
V erlän g eru n g des S eiten ek to d
erm s u n te r d o rso v en traler V erk
ü rzun g
S om iten nehm en, ihre, definitiv
e F o rm an. D e r D arm w ird
in tersegm en tal eing esch n ü rt.
5. K o n trak tio n d e r T roch -R ing-
m uskeln u nd d e r H em isphären-
M usk u latu r ü b erh au pt
B efreiu n g d e r Mu. laterales und
dorsalis %
H em isph ären m eist im Ä q uato r
vom R in gm u sk ef und von einan
d e r g etren n t, selten er m it dem
M uskel rin gförm ig eingezog en.
1B i K o n tra k tio n -der Mu. lateral.,
des Mu. d o rsalis
V erlö tu n g d e r K o p frän d er m it
R um pfrän d ern u n d Stom a. V er-
kürzun gderN .lat.zurK om m issu r 1 '
Dazu ist noch Folgendes zu bemerken:
ad 1. Die- vier Suspensoren reissen-meist gleichzeitig, was darauf hiiideutet,- dass
dieser Vorgang nicht rein mechanisch aufzufassen ist, sondern physiologisch--—- etwa durch
Atrophie dieser MuskeMv^festgelegt
sein mag. In dem nicht seltenen „ „ " ' • • • Cer. Ga.
Falle, dass der Bruch nicht an allen
vier Strängen gleichzeitig geschieht,
giebt es. allerlei Verkrümmungen des
Wurmkörpers': nach vorn, wenn die
ventralen Suspensoren länger halten,
und umgekehrt. Viel seltener ist,
dass die rechten und linken Suspensoren
nicht gleichzeitig reissen. Unter
„Reissen“ ist neben dem Bruch des
Muskels, der an irgend einer Stelle
stattfinden kann, auch vor allem das
Loslösen der Susperisorfasern von
den seitlichen Rändern der Hohl- und
Voll-,,Taschen“ zu verstehen. Da
die Löslösung nicht an allen Punkten
gleichzeitig erfolgt, so entsteht zeitweise
einige Unordnung, die durch das
Mu. lateralis (i
4- Nerv. lat. (aussen) p unktiert
F ig . 25: V e r h ä l t n i s v o n K o p f n d .
R u m p f v o r u n d k u r z n a c h d e r M e ta m
o r p h o s e (S chem atische F ro n talan sich t).. 1
C ereb ralg an g lio n u n d U ntersch lun dgang lion
schw arz. N erv, lat: = S ch lu ndkom m issur
p u n k tiert. Mu. la t. u n d v en trale L äh gs-
m uskeln d e r W urm anlage n ich t p u n k tiert. B en tste h t au s .1, indem die
e rste V en tralfalte v o n A um sch läg t u n d d ie (h in ter ih r lieg enden) S e k
u n d ärfalten zu r B auchfläche d es W u rm s au sg e g lä tte t w erd en. Mu. lat.
u n d N. lat. d e r F ig. A in B ü b erk reu zt u n d üng em ein v e rk ü rz t; der
R in gm uskei lieg t in B sta rk k o n tra h ie rt zw isch en C ereb ralg an gl. und
M und (o). E p isp h äre u n d H y p o sp h äre im A eq u ato r g e tre n n t, b ei * (B)
Verschmelzen benachbarter Falten
zu einer grösseren herbeigeführt wird.
d e g en erieren d e W im p erzellen d e r T roch e.
ad 2. Stellenweisse wird durch maximale Kontraktion des Retraktor der-Wurmkopf
unter das .Niveau des Ringmuskels herabgezogen, worauf sich dieser über ihm schliesst und