abgegrenzt, sondern setzt sich, vielfach sogar pigmentführend, noch auf tiefer gelegene ekto-
dermale Organe z. B. die Augen (Fig. 67), grössere Tracheenstämme und Nerven fort.
Ein eigentümliches lymphoides Gewebe, das ebenfalls mesodermaler Natur ist, entsteht
im Kopf zur Zeit der Einkrümmung des Keimstreifens. In erster Linie scheint an seiner
Bildung das Mesoderm des Intercalarsegments beteiligt zu sein, doch halte ich es nicht für
ausgeschlossen, dass möglicherweise auch dasjenige des Mandibelsegments und Antennen-
segments hierbei hinzugezogen wird. Bei der Schnelligkeit, mit der die Entwicklung dieses
Gewebes sich vollzieht, liess sich hierüber keine völlige Klarheit gewinnen.
Der Lymphkörper, wie ich das in Rede stehende Gewebe nennen will, ist paarig entwickelt
und besteht, wie Fig. 47 zeigt, anfangs aus einem unregelmässig geformten Konglomerat
von Zellen, welches schliesslich rechts und links neben dem Ösophagus sich befindet.
Die Zellen desselben sind ausgezeichnet durch ihre Grösse, ihre rundliche oder durch gegenseitigen
Druck polygonal gewordene Form, sowie durch ihre kugeligen, nur schwach sich
tingierenden Kerne. Zur Zeit der zweiten Häutung erreicht der Lymphkörper den Höhepunkt
seiner Entwicklung.
Einige Zeit nach der Entwicklung des Lymphkörpers gelangen auch im Bereiche des
Rumpfes Gruppen von Lymphzellen (Fig. 66, Fig. XXXI lyst) zur Ausbildung, die sich zu
Lappen und geldrollenähnlichen Strängen aneinanderreihen. Diese Lymphzellen differenzieren
sich in den Seitenteilen des Körpers, und es ist daher zweifellos, dass sie von Mesodermzellen
der lateralen Ursegmentabschnitte herstammen.
Es ist bemerkenswert, dass die Ausbildung der Lymphstränge in den Rumpfsegmenten
in einer gewissen Korrelation zu der Entwicklung der segmentalen Kopfdrüsen und der Vasa
Malpighi steht. Die Lymphstränge entstehen nämlich nicht nur gleichzeitig mit den genannten
Drüsen, sondern sie bilden sich auch in der nächsten Nachbarschaft derselben, so_dass man
alsdann in der Umgebung der Glandulae mandibulares und maxillares, namentlich dorsal von
letzteren konstant Lymphstränge vorfindet. Auch noch längs des ganzen Verlaufes der
Vasa Malpighi lassen sich dieselben beobachten.
Die histologische Beschaffenheit der zur Bildung der Lymphstränge aneinandergefügten
Zellen entspricht beim Embryo vollständig der Struktur der oben erwähnten Lymphkörper-
zellen. Die im Rumpf gelegenen Lymphstränge sind identisch mit den beim erwachsenen
Scolopender von Kowalewsky (1892) als },filanients acides” und von Duboscq (1898) als )}cel-
lules ä carminate“ beschriebenen Gebilden.
Nachdem im Rumpfe die Entwicklung der Lymphstränge stattgefunden hat, verschwindet
der im Kopf entstandene paarige Lymphkörper. Es ist mir leider nicht möglich gewesen, die
Art seines Verschwindens mit Bestimmtheit festzustellen, doch dürfte dasselbe schwerlich durch
einen Untergang und Zerfall der Lymphzellen herbeigeführt werden, weil ich niemals Degenerationserscheinungen
an letzteren wahrgenommen habe.
Aber selbst hiervon abgesehen ist noch zweierlei möglich. Entweder kann der Lymphkörper
als solcher sich auflösen, während seine Zellen erhalten bleiben und zu Mesenchym-
zellen werden, die sich dann nicht mehr von den übrigen Mesenchymzellen unterscheiden lassen.
Zweitens kann der Lymphkörper sich in die oben beschriebenen Lymphstränge um wandeln,
wobei er dann allerdings weiter nach hinten rücken und zur Bildung der in der Region der
Mandibeldrüsen und Maxillendrüsen gelegenen Lymphstränge beitragen müsste.
Für die zweite Alternative scheint vielleicht der Umstand zu sprechen, dass der Lymphkörper
nicht eigentlich einen Haufen ganz regellos zusammengeballter Zellen darstellt, sondern
dass er, wie ich in einigen günstigen Fällen feststellen konnte, bereits eine Zusammensetzung
aus einer ganzen Anzahl einzelner Stränge erkennen lässt, welche nur ausserordentlich dicht
zusammengefügt sind. Eine. Lageverschiebung von Lymphsträngen nach hinten habe ich indessen
niemals nachweisen können und halte daher eine Rückbildung in situ für wahrscheinlicher.
In Fig. XIX liegt offenbar bereits ein Stadium vor, in welchem der cephale Lymphkörper
in Auflösung befindlich ist, indem seine Zellen schon auseinander gewichen sind. Abgesehen
von den lateralen im Rumpfe gelegenen Lymphsträngen fand ich bei Scol. dalm. noch
paarige segmental verteilte kompakte Lymphknoten von rundlicher Form in der Nähe der
Stigmentaschen. Ich beobachtete dieselben namentlich im Fetalstadium.
Die sogenannten Kowalewsky’schen Körperchen der Scolopender sind auch bereits in der
fetalen Entwicklurigsperiode nachzuweisen. Wie bereits Duboscq (1898), dem überhaupt die
genaue Kenntnis dieser Gebilde zu verdanken ist, vermutete, stellen die Kowalewsky’schen
Körperchen ,,le reste de mesenchyme embryonnaire“ dar, d. h. sie sind als Reste des primären
Mesodermgewebes aufzufassen, welches seinen embryonalen Charakter im wesentlichen bewahrt
und sich nicht in Fettkörpergewebe umgewandelt hat.
B. Vergleichender Teil.
1. Über die E n ts teh u n g des Cöloms.
Da die Differenzierung der Mesodermschicht bei allen Arthropoden in einer in den
Grundzügen ziemlich übereinstimmenden Weise erfolgt, so war schon von vorn herein anzunehmen,
dass auch Scolopendra hinsichtlich der Mesodermentwicklung sich dem gemeinsamen
Typus gleichfalls anschliessen würde. .Interessant ist jedoch, dass bei dieser Form die Entwicklung
der betreffenden Embryonalschicht in einer so überaus einfachen, man kann sagen
in einer geradezu schematischen Weise sich vollzieht.
Dies spricht sich zunächst aus in der Entstehungsart der Cölomsäckchen, die nicht durch
komplizierte Faltungen, sondern durch eine einfache Abhebung der somatischen von der visceralen
Wandschicht zu Stande kommen, es geht ferner aus dem Umstande hervor, dass beim
Scolopender noch ein jedes Metamer ohne Ausnahme im Besitze eines wohl entwickelten
Paares von Ursegmenten ist. Im Gegensatz hierzu steht nur das Mesoderm in den Endstücken
des Körpers, also vorn im Acron, hinten im Telson, welches stets ungegliedert bleibt und
niemals Cölom umschliesst.
Bei anderen Arthropoden sind gegenüber diesem einfachen Verhalten schon fast stets
gewisse Modifikationen eingetreten. Namentlich wird bei zahlreichen Insekten das Cölom durch
Einkrümmungen oder Umschlagen der freien Ränder der Mesodermschicht abgegrenzt, und
ferner pflegen bei fast allen anderen Tracheaten sei es in einem, sei es in mehreren Metameren
die Cölomsäckchen entweder verkümmert oder auch bereits gänzlich in Fortfall gekommen zu