Gonapophysen1') auffassen können. Vom morphologischen Standpunkte aus betrachtet, werden
die Stylt genitales dagegen als modificierte Gliedmassen des l ’rägenitalsegments angesehen; werden
dürfen, da sie jedenfalls an der Stelle sich entwickelt haben, an welcher die embryonalen
Gliedmassen des betreffenden Segments sich befunden hatten. Die Styli Von Scolbpendra gleichen
also , in dieser Hinsicht den Styli, die. an dem Abdomen mancher Insekten Vorkommen.
Abgesehen davon, dass den Weibchen der beiden von mir untersuchten Scolopender-
arten die Stylt genitales gänzlich fehlen, so w e rd en d e auch beim Männchen von ä | § dalm.
vermisst. Nur ganz unscheinbare undeutlich abg J J tz te rundliche Höcker finden sich bei letzterem
an der betreffenden Stelle vor. In Übereinstimmung hiermit weist das 22. Sternit des männlichen
Scoi. dalm.. gewissermassen auch noch einen ändern weiblichen Charakter insofern auf,
als es ebenfalls eine deutliche mediane Längsnaht besitzt (Fig. 26.Stern 33). vi
Im ausgestülpten Zustande erscheint am Hinterende des 22. Sternits beim Männchen noch
eine schmäle accessorische Chitinplatte (Fig. 20 u. 2 1 sternac). Dieselbe repräsentiert lediglich
die chitinisirte Unterseite (proximalÉ*Seite) des genannten Sternits, welche normaléjS’Weise eingeklappt
ist und nur beim Hervortreten der hinteren Kofperrejpèn mit herausgèstiilpt werden
kann. An diese a c ||J |r is c h e Chitinplatte, die beim Männchen von Scol.dalm. aus zwei symmetrischen
Stucken besteht (Fig. 26 sternac): S c h liß t : sieh erst: die zarte Intersegmentalhaut an,
durch welche die Verbindung mit dem 23. Sternit und dem -Telson hergestellt wird.
Das 23. Sternit ist bèi 'S&tlöpendra in beiden ìijéschlechtern nicht mehr als;ij)elchés
deutlich erkennbarjp|ondern nur noch in modifieierter Form erhalten. Ich werde die Bestandteile
desselben in dem Abschnitt übeV die Geschlechtsorgane genauer beschreiben.
den TerSltanlaBen des Prägenitalsegments und Genitalségments war bereits oben
die Red^i._ Die Intersegmentalfurche, :à|è in embryonaler Zeit noch zwischen ihnen erkennbar
ist, verschwindet beim Fetus, und die (beiden Anlagen verschmelzen damit zu einem einheitlichen
Abschnitt, der sich bald mit einer ziemlich festen Chitinschicht bedeckt.
An Stelle zweier gesonderter Tergite für das Genitalsegment und Prägenitalsegment ìst-
also beim fertigen Scolopender nur noch ein einheitliches Genitaltergit vorhanden. Die Oberfläche
desselben ist mit einigen kurzen Börstchen besetzt. Disi Genitaltergit ist seiner Grö|s:|S|
seiner abgeplatteten Gestalt und bräunlichen Färbung wegen ohne Schwierigkeit nachzuweisen.
In Fig. XXXIII und Fig. XXXVII ist es an Schnitten dargestellt (tergi. Es ist vorn mittelst
einer weichen, sehr dehnbaren Intersegmentalhaut (is) mit dem grossen Tergit des 2 1 . Rumpfsegments
(terg 31 ) verbunden, hinten grenzt .es an das Telson an.
Das Telson ist beim ausgebildeten Tier zu einem fleischigen Zapfen geworden, der die
Afteiöffnung an seinem, hinteren Ende trägt und an dem im ganzen vier verschiedene Platten,
die ich Laminae anales nennen will, zu unterscheiden sind (Fig. 18 und'21). Dieselben beziehen
aus einer dorsal gelegenen Lamina sufraanalis (lap), aus zwei lateralen, ziemlich stark chitini-
sierten Laminae adanales (lad) und aus einer kleinen ventralen Lamina subanalis von dreieckiger
Gestalt (las). Die letztere geht aus dem obfen erwähnten am Vorderende des Telsons
i , ? M Nj “ 6 G0nat,0»i ^ n llat bekanntlich bereits für die Genitalan1iänKe der Insekten Verwendung gefunden
welche aber, wie die neueren Untersuchungen mit Evidenz gezeigt haben, nicht als umgewandelte abdominale Extremitäten
sondern als sekundär entstandene Hautausstülpungen anzusehen sind. Wenn man also den morphologischen Unterschied
zwischen den Gonapophysen der Insekten und den auf Extremitäten zurückzuführenden Genitalstyli des Scolopenders zum
Ausdruck bringen will, so wird es sich empfehlen, die letzteren nicht als Gonapophysen zu bezeichnen
aufgetretenen Querwulst hervor. Die zu den Leim, adanales und zur Lam. supraanalis werdenden
Teile sind bereits beim Embryo (Fig. 19) schon deutlich genug zu erkennen, so dass ich auf
ihre Herkunft nicht weiter einzugehen brauche.
Die genannten chitinigen Laminae anales sind durch weichere Zwischenhäute von einander
getrennt, welche übrigens auch in der nächsten Umgebung der Afteröffnung noch
gelegentlich wulstförmige Erhebungen bilden.
Die Genitalöffnung, welche als solche an Fig. 18 und Fig. 21 nicht markiert ist, liegt
unmittelbar vor der Lamina subanalis. An dieser Stelle befindet sich beim Weibchen eine
weite in das Atrium genitale führende Spalte, während beim Männchen daselbst der Copu-
lationsanhang mit der an seiner Ventralseite befindlichen schlitzförmigen Öffnung des Canalis
ejaculatorius hervortreten kann.
C. Über den Körperbau der Arthropoden.
In seinen Studien über Entwicklungsgeschichte der Anneliden hat H a t s c h e k (1878) den
Nachweis geführt, dass in der Gliederung des Körpers bei den Anneliden ein ganz bestimmtes
gesetzmässiges Verhalten vorhanden ist. Er hat gezeigt, dass der Wurmkörper sich zusammenfügt
aus 1)’ dem Kopfsegment (Mundsegment, Prostomium), 2) einer Reihe, wenigstens ursprünglich
gleichwertiger Metameren, 3) dem Endsegment. Es hat H a tsc h ek ferner darauf hingewiesen,
dass die Erscheinungen, welche bei der Entwicklung des Arthropodenkörpers zu Tage
treten, sich unschwer auf die angegebenen Verhältnisse bei den Anneliden zurückführen lassen.
Die dem Körperbau der Insekten zu Grunde liegenden Prinzipien wurden von mir in
einer Arbeit über die Segmentierung des Insektenkörpers (1895) genauer auseinandergesetzt.
Ich stützte mich auf embryologische Untersuchungen an einer Anzahl verschiedener Formen
und unterschied in vollkommener Übereinstimmung mit dem Hatschek’schen Schema auch bei
den Insekten 1) das Oralstück (primäres Kopfsegment), 2) das Analstück (primäres Endsegment
oder Telson), 3) die zwischen den genannten beiden Teilen befindliche Summe der Metameren
oder typischen Segmente. Ich machte darauf aufmerksam, dass die Anlage der Metameren
stets in ganz charakteristischer Weise stattfindet, indem man an jedem embryonalen Metamer
erkennen kann: 1) eine mediane Ganglionanlage (Rumpfganglion), 2) ein Paar me so dermaler
Cölomsäckchen, 3) ein Paar von Extremitätenanlagen. Nur in sehr seltenen Fällen pflegt ein
Verlust einzelner oder sogar aller dieser Merkmale einzutreten und sich damit der allmähliche
oder gänzliche Schwund des betreffenden Segments zu vollziehen. Im Gegensatz zu den eigentlichen
Metameren sind die beiden Endabschnitte des Körpers, von denen bei niederen Insektenformen
das Telson sich noch dauernd erhalten kann, ausgezeichnet durch das Fehlen von
Mesodermsäckchen, durch das Fehlen echter paariger Extremitäten, sowie durch das Vorhandensein
der beiden Darmöffnungen (Mund, After). Unter Berücksichtigung dieser von mir
begründeten Kriterien konnte ich unter Verfolgung des gesamten Entwicklungsverlaufes vom
Embryo bis zum ausgebildeten Tier, die typische Zahl der Segmente genau bestimmen, aus
denen der Insektenkörper sich aufbaüt.
Zweifellos handelt es sich bei den von Hatschek und mir hervorgehobenen Prinzipien
nicht um Merkmale, die ausser den Anneliden nur für Insekten Gültigkeit haben, sondern um