Das Cerebrum.
D e n s e lb e n ä u s s e r e n u n tÉl-inneren E in f lü s s e n , d ie a u f d ie G e s t a l t u n g
d e s C r a n iu m s e in g e w i r k t h a b e n , h a t a u c h d a s G e h i r n v o n A r g y r o p e l e c u s
s e in v om P h y s o s t o m e n g e h i r n a b w e i c h e n d e s A u s s e h e n zu V e r d a n f e n B e n n
die c s c c s s i v c A u s b ild u n g d e r A u g e n bewirkte einerseits infolge der Verkürzung
des' craniellen Raumes eine Zusammenschiebung der darin befindlichen, vorderen Gehimteile,
andererseits infolge der vermehrten Sinnesthätigkeit der Augen eine Volumenzunahme ihrer
Gehirnzentren, Mittelhim und Thalamus. Ferner werden durch die g e w a l t i g e A u sb ild u n g
d e r L a b y r i n t h e bei Argyropelecus Teile des Gehirns in ihrer normalen Entfaltung ungünstig
beeinflusst. Da die Gehörorgane den Raum um die Medulla oblongata herum vollständig
einnehmen, so äussert sich diese mächtige Ausbreitung auf das Gehirn teil|“in der Zusammenschiebung
der Hinterhirnregion, teils in den Verschiebungen der im Bereiche der Gehörorgane
liegenden Nervenwurzeln. Schon Sagemehl (1891 pag. 559 Anm.) macht darauf aufmerksam,
dass bei manchen Knochenfischen die Ursprungsstellen der N. N. V. und ATI einerseits und die
der N. N. Di und X andererseits um so näher aneinanderrücken —yibgar teilweise Verbindungen
miteinander eingehen—-, je grösser das Gehörorgan des betreffenden Individuums ist.
In der That finden wir bei Argyropelecus die Wurzeln der N. N. V, VII und auch noch VIII
zu einem breiten Bande zusammengedrängt |f ä f . II Fig. !):• auch fällt die Wurzel dffiN. IX
völlig in den Bereich des N. X und beide verlassen durch ein und dasselbe Foramen das Cranium.
In dem Zwischenräume aber, der sich auch noch durch den divergierenden Verlauf
beider grösser Wurzelgruppen nach unten erweitert, befinden sich Teile des Gehörorganes; -
Gehen wir nun zur Betrachtung der einzelnen Hirnteile über.
Das Vorderhirn (Prosencephalon, Telencephalon, Hemisphaeren) des Argyropelecus
ist unter allen anderen Gehimsabschnitten am wenigsten voluminös entfaltet (Taf. I Fig. 1, 2, 3
VH). Seine hintere Grenze, das Ende der Corpora striata, liegt verdeckt zwischen den mächtig
entwickelten Lobi optici des Mittelhirns. Lobuläre Anschwellungen lassen sich bèi Betrachtung
unter der Lupe so gut wie gar nicht erkennen. Es erscheint vielmehr als -ein gleicbmässig
sich nach vorn verjüngendes Gebilde, dessen vorderer Teil nach abwärts steil abfallend in die
N. N. olfactorii (Taf. III Fig. 1 öl.) übergeht.
Untersucht man es nun auf Querschnittserien, so erkennt man leicht die allen Vorder-
himen zukommenden Abschnitte, nämlich7dje C o r p o r a SHiriata (Taf. IV Eig.'m, 6;'7 Cstr),
die T r a c tu s o l f a c t o r i i (Taf. IV Fig. 8,(4 Trol.) und die B u lb i o lf a c to r iT fT a f . IV Fig.
1, 2 Bol.Mi Allel® gehen ohne scharfe Grenzen in einander über. Aus den Corpora striata nehmen
die das Zwischen- und Mittelhirn caudalwärts entlang ziehenden Pedunculi cerebri ihren
Ursprung. Über die Streifenhügel selbst aus ihren seitlichen Wandungen entspringend breitet
sich eine Membran aus, die von Rabl Rückhard (1885 pag. 537) als „Pallium“ erkannt wurde
(Taf. IV Fig, 5; 6 P a .B Schon Gòttschè (1835 pag. 450) beschreibt diese Membran bei den
„Grätenfischen0, während die Forscher vor und nach ihm sie vollständig übersehen haben.
Unter dem Pallium befindet sich der Ventriculus communis (Taf. IV Fig. 5, 6, 7 Vc.f§| Unten
und nach vorn zu setzen sich die Corpora nur wenig verjüngend in die Tractus olfactorii
fort. Eine Grenze zwischen beiden lässt sich bei meinem Objekte nicht angeben. Die stark
entwickelten Träfetus sind miteinander verwachsen und gehen sich verjüngend als einheitlicher,
kurzer Gehirnteil direkt in die verhältnismässig kleinen Bulbi olfactorii Uber. In ihrem Verhalten
zum Vorderhirn verkörpern sie also den sogenannten ¿Sa 1 m b n i d e n t y p u s“ (Rabl Rückhard
j| | | | pag. 295f;h Der Ventriculus communis setzt sich als Kanal nach vom verlaufend in die
beiden verschmolzenen Tractus fort und m ü n d e t zw is c h e n d en b e id e n B ulbi o lfac to rii
nac-h- a u s s e n . L e t z t e r e s in d s o lid (Taf. IV Fig. 1, 2 Bol.). Vorn und unten nehmen
aus ihnen die N. N. olfactorii ihren Ursprung.
Das Zwischenhirn (Thalamencephalon, Diencephalon, Lobus opticus) des Argyrope-
lecus liegt zwischen Vorder- und Mittelhirn eingekeilt. Seine, drei Abschnitte: d e r E p i t h a l
am u s als dorsaler, der T h a l a m u f lH mesialer und der H y p o th a la m u s als ventraler
Teil (Edingeri lijfê pag. 119) sind auch an diesem Tiere auf Schnittserien trotz der Verstecktheit
ihrer ‘L a g e ^ u finden. Der spaltförmig'er Ventriculus tertius '(Taf. I Fig. 4, 5 V111) des
Zwischenhirns gicbt hierfür die besten Anhaltepunkte.
Tpi-thalamus wird gebildet aus-edem sich über das hintere Pallium legenden sogenannten
d ju n n e n Z .w iS h e n h ir n d ^ - c h “ (Taf. IV Fig)'.Ç,,j5 Zhd.) (B. Haller 1898 pag. 569
und 583; und den G a n g li a h a b e r. wiläir (Taf. IV Fig. "flGh.).
1) a s Z w i s c h e n h i rn d a c h ist bei Argyropelecus eine sackartige Ausstülpung, die nach
hinten dort Ganglia habenulaeB-namentlich, linkem-lifeufz-iisitzen und in deren Wandung über-
.iugehen scheint, nach, vorn, wie ich hier bereits vorausschicken muss, sich in den mesialen Abschnitt
— den Siel -ÿ’des-'Parapmealorganis fortsetzt (Taf. II Fig. 1; Taf. IV Fig. 4, 12). Aus
d i e s*e n B e fu n d e n g I a u b e re h a n n e hm e n zu d ü rfe n , d a ss d a ^ fjd ü n n e Zwischen-
h irn d a e h “ des'-iA rg y ro p ele cü s dem Vollständig e n ta rte te n , p ro ximalen A b sch n itt
des l’a ra p in e a lo rg a n s d a r s te llt. Diese vielleicht gewagt erscheinende Behauptung findet
ihre Unterstützung bei Witfiersheim (1898 pag. ¿7® :FigH62§isder dieselbe sackförmige Ausstülpung
an der Rabl Rückhard’sÄßen Zeichnung des Gehirns der Bachforelle geradezu „als
ein rudimentäris; Parietalorgan“ bezeichnet. A. van Gehuchten (1894 pag. 270fbeschreibt sowohl
das Zwischenhirndach als auch das Pinealorgan als „deux divertiçuluns de la voûte épithéliale
placés, l’un derrière l’a u treS F ig .'24'seiner Arbeit). Edinger (1893 pag. 30 u. Fig. 21)
nennt ebenfalls die beiden Gebilde „zwei Säcke, deren vorderer als Epiphysenpolster, deren
hinterer als EpiphysensChlaueh bezeichngjg wird“. Auf den Bau beider Organe des Argyropelecus
werde ich im Zweiten Tfeile dieser Arbeit näher eingehen.
Die G a n g lia hab en um e'o d e r T u b e re jila in te rm èd ia Gottsche’!|f)835j|S455) bestehen
bei Argyropelecus aus zwei auf Querschnitten länglich runden, medial mit einander verbundenen
asymmetrischen Gebilden (Taf. IV. Fig. 7 Gh.), die nach hinten und unten zwischen den Lobi
optici verlaufend in die Thalami übergehen. Die Asymmetrie unterliegt bei Argyropelecus gar
keinem Zweifel. Es ist das rechte Ganglion stärker entwickelt als das linkeïÿ Abweichenderweise
sollen nach B. Haller’s Angaben (1898 pag. 574) diese Tubercula bei Knochenfischen symmetrisch
sein, während doch Ahlbom (1883 pag, 227) bei Petromyzon, Goronowitsch (1888 pag. 436)
bei Accipenser und Edinger (1896 Abhandlung über das Zwischenhirn der Selachier war leider
nicht zu erlangen) bei Scyllium die Asymmetrie derselben festgestellt und abgebildet haben. In
der durch die Ganglia habenulae gebildeten, dorsalen Furche sieht man den Stiel des Pineal