So viel ich ermitteln konnte tragen die Cölomsäckchen weder zur Bildung der Muskulatur
des Vorderdarms, noch derjenigen des Enddarms bei, während bei der Entwicklung der
Muscularis des Intestinums die. Vorgänge in abweichender, oben bereits näher angegebener
Weise sich verhalten. Die Differenzierung der verschiedenen Ring- und Längsmuskelschichten des
Darmkanals ist von mir nicht im einzelnen verfolgt worden.
Untersucht man Stomatodäum und Proctodäum zu der Zeit, in welcher die Einkrümmung
des Keimstreifs in den Dotter stattfindet, so geben sich einige weitere bemerkenswerte Eigentümlichkeiten
zu erkennen. Bei beiden Darmteilen ist alsdann die proximale dem Dotter zugewendete
Wand schon zu einer dünnen aus wenigen Zellen bestehenden Lamelle geworden,
welcher sich von der Dotterseite her fast regelmässig einige grosse Dotterzellen nähern oder
sich ihr direkt anlegen (Fig. XXXIX). An dem in Fig. XXXX dargestellten Schnitt sind
diese Dotterzellen nur zufällig getroffen worden.
Am Proctodäum hat sich die proximale trichterförmige Erweiterung in lateraler Richtung
ausgedehnt und setzt sich dort in zwei Divertikel fort, in denen die Anlagen der Malpighischen
Gefässe zu erblicken sind. Die Zellen der letzteren stimmen in ihrer histologischen Beschaffenheit
anfangs vollkommen mit den Zellen des Enddarms überein. Die Mesodermbekleidung
der Vasa Malpighi (Fig. 66, Fig. XXXI vmp) stellt die Fortsetzung der Mesodermhülle des
Proktodäums dar.
Sehr eigenartig verhält sich das Entodermepithel in der nächsten Nachbarschaft des Proctodäums.
Während die Entodermzellen sich in der Umgebung des Dotters zu einem aus flachen
abgeplatteten Zellen bestehenden Sack zusammengeschlossen haben, so besitzen sie in demjenigen
Teile, welcher die proximale Wand des Proctodäums umgiebt, eine kubische Form,
wie ein Blick auf Fig. 49 (end) erkennen lässt. Im allgemeinen erinnert die Gestalt der soeben
beschriebenen Entodermzellen noch stark an die anfängliche Form der letzteren in ihrem ursprünglichen
noch isolierten Zustande. Man kann sagen, dass am Hinterende d. h. am Proctodäum
das Entoderm noch seinen embryonalen Charakter bewahrt hat und dass es an dieser
Stelle eine breite Scheibe von verhältnismässig bedeutender Dicke darstellt, die das geschlossene
Ende des Enddarms kreisförmig umgiebt. Die hohen Zellen dieser Entodermscheibe sind nur
durch einige wenige Übergangszeiten mit dem übrigen flachen Entodermepithel verbunden.
Die Entodermscheibe gewinnt eine sehr eigentümliche Gestalt, wenn bei weiterem Wachstum
das Proctodäum tiefer in das Innere eindringt. Das Proctodäum stülpt dann nämlich
mit seinem dem Dotter zugewendeten Ende den mittleren Teil der Entodermscheibe vollkommen
gegen den peripheren Teil ein. Man erhält alsdann das eigenartige Bild, welches in
Fig. 48 wiedergegeben ist. Zur Seite des Enddarms erkennt man zwei sackartige Taschen
(end), deren Öffnungen nach dem Dotter, deren geschlossene Enden nach der ventralen und
lateralen Seite gewendet sind.
Diese Taschen sind nur durch eine Faltung der Entodermscheibe zustande gekommen.
In histologischer Hinsicht unterscheidet sich aber die Wandung der Taschen so wenig von der
Wand des Enddarms, dass man bei flüchtiger Betrachtung die Entodermtaschen leicht mit den
Anlagen der Vasa Malpighi verwechseln kann. Indessen ist das Lumen der entodermalen
Taschen vollständig gegen dasjenige des Proctodäums abgeschlossen, und ein Übergang zwischen
Ektodermzelten und Entodermzellen findet sich nicht, indem überall eine deutliche Grenze
vorhanden ist. Dagegen gehen die Taschen vor und hinter dem Proctodäum noch in die
flächenhaft ausgebreitete Entodermscheibe über. Nach erfolgter Einkrümmung des Keimstreifs
in den Dotter glätten sich die Entodermfalten wieder aus, die beschriebenen Taschen verschwinden
wieder und man erhält das
in Fig. XXXX dargestellte Bild, welches
an den früheren Zustand erinnert. In
der Umgebung des Stomatodäums fehlt
eine Entodermscheibe. Nur in ganz
unbedeutender Weise sind daselbst
namentlich anfangs dorsal die Ento-
dermzellen etwas enger aneinandergelagert.
Im ersten Embryonalstadium bis
zur ersten Häutung gehen auch wieder
einige Veränderungen vor sich. Dieselben
bestehen namentlich in einem
erheblichen Längenwachstum seitens
des Vorder- und Enddarms, sowie der
beiden Vasa Malpighi und namentlich
in gewissen histologischen Umgestaltungen,
von denen besonders die Ento-
dermzellen beeinflusst werden. Die
letzteren beginnen nämlich jetzt benachbarte
Dotterpartikel aufzufressen
und wandeln sich hierbei aus Platten-
zellen in hohe kubische öder Cylin-
drische Elemente um. Das Plasma der
Entodermzellen wird vakuolenreich, in
■ ihmp|iegen die- aufgenommenen Fettkügelchen
und Dottertröpfchen massenhaft
aufgespeichert (Fig. 60 u. 55 enc).
Es handelt sich also um eine intensive
Resorption von Nahrungsdotter seitens
des ihn umgebenden Entoderms, die
zweifellos mit dem in dieser Periode
beginnenden starken Wachstum und
Nährüngsbedürfnis des Körpers im Zusammenhang
steht. An der Dotterresorption
scheinen nur wenige Ento-
Fig. XXXX. Sagittalschnitt durch das Proctodäum eines Embryo
von Scol. cing. Dasselbe Stadium wie in Fig. XXXIX. a = After,
blc = Blutzellen, enc; — Entodermzellen, end = Entodermscheibe,
fk = Fettkugeln des Nahrungsdotters, prtm = Muskelschicht des
Enddarms, proctl = Lumen des Enddarms, qvp = queres Phragma
(hintere Grenzlamelle), splm = Muskelschicht des Mitteldarms, tels =
Telson, v = vorn.
dermzellen unbeteiligt zu bleiben, die
man hier und dort zerstreut vorfindet und deren klein bleibende Zellkörper eine mehr homogene
Beschaffenheit beibehält. Auch die Zelten der an den Enddarm sich anschliessenden Entodermscheibe
lassen keine Veränderungen der erwähnten Art erkennen, so dass auch sie
zweifellos mit der Verdauung des Dotters nichts oder nur wenig zu thun haben.