Dotterballen, die durch gegenseitigen Druck und durch ihre Anlagerung an die Fettkugeln
eine unregelmässige polygonale Gestalt mit halbkugelförmigen Ausschnitten erhalten haben.
Auffallend ist der Fettreichtum des Scolopendereies. Das Fett findet sich in Form von grossen
ovoiden oder kugeligen Tropfen zwischen den Dotterballen vor. Ist nach Behandlung mit Chemikalien
(Chloroform) das Fett vollständig aufgelöst, so bleiben natürlich zahlreiche Hohlräume und
Löcher im Eidotter zurück, und letzterer erinnert alsdann, um einen allerdings trivialen aber
treffenden Vergleich anzuwenden, unwillkürlich an die bekannte Struktur eines Schweizerkäses.
Die Fettkugeln sind von ungleicher Grösse. Im allgemeinen kann es als Regel gelten,
dass die kleineren Fettkugeln hauptsächlich in der Umgebung des Centrums sich anhäufen,
während die grösseren mehr peripher gelagert sind, doch findet man auch in der centralen
Reoion einzelne grössere und umgekehrt in der peripheren gelegentlich kleine Fetttropfen vor.
Bemerkenswert ist ferner, dass im centralen Teil die Fettbestandteile viel dichter aneinander-
crelagert sind, als in den äusseren Abschnitten des Eies. Ungefähr kann man also hiernach
eine bei Scol. cing. etwa % —1/e, bei Scol. dalm. dagegen ungefähr die Hälfte des Eidurchmessers
einnehmende centrale Zone von einer peripheren unterscheiden, indessen sind die angegebenen
Merl anale doch keineswegs scharf genug aus*geprägt, um etwa von einer eigentlichen Trennung
des Eiinhaltes in zwei differente Partieen reden zu können.
Das protoplasmatische Netzwerk, das die Dotterballen und Fettkugeln in seinen Maschen
enthält, tritt an Menge erheblich gegen die eingelagerten Reservestoffe zurück, doch ist hervorzuheben,
dass die centrale Zone reicher an Bildungsplasma als d$j|;;periphere ist. An der'
Oberfläche des Eies fehlt namentlich eine selbständige Plasmalage, ein sog. Blastem, gänzlich.
Deutlich lässt sich aber in vielen Fällen ein dünner Plasmamantel erkennen, der die grossen
Fettkugeln umhüllt, und ferner treten Plasmastreifen, oder richtiger gesagt, bald etwas dickere,
bald etwas dünnere Plasmaschichten zwischen den aufeinander stossenden Flächen zweier
benachbarter Dotterballen hervor. Diese Plasmaschichten dienen gewissermassen als Kitt zum
Zusammenhalten der Dotterteile. An feinen Schnitten wird an ihnen eine eigentümliche Struktur
erkennbar. Sie zeigen sich nämlich wiederum aus zahlreichen parallelen Fibrillen oder Plasmalamellen
zusammengesetzt, die senkrecht zur Berührungsfläche der Dotterballen verlaufen. Die
lamellöse Streifung ist am besten in der Mitte zwischen den Dotterballen zu erkennen, während
seitlich die Plasmabestandteile unmerklich in die Dottersubstanz: selbst übergehen. Ich habe
dieses Bild, welches an dem frischen Eidotter nicht hervortritt, dagegen an den Präparaten,
wahrscheinlich gerade infolge der durch die Konservierung hervorgerufenen leichten Schrumpfung,
vielfach sehr deutlich bemerkbar ist, in Fig. 38 wiederzugeben versucht.
Das erste von mir untersuchte Entwicklungsstadium wies einige wenige im centralen
Dotter befindliche Kerne auf. Letztere besitzen eine kugelige Gestalt. .Das Chromatingerüst
ist gleichmässig im Innern verteilt, ein Nucleolus tritt nicht hervor. In der Umgebung der
Kerne findet , sich regelmässig eine Ansammlung von Protoplasma, so dass man den Eindruck
einer Zelle erhält, welche sich dem Anschein nach auch frei, nach Art von Amöben, in der
Dottermasse bewegen kann. Da hiermit zur Genüge die Zellindividualität gewahrt erscheint,
so glaube ich unbedenklich den Ausdruck »Furchungszelle« anwenden zu können. Natürlich
ist eine scharfe Grenze zwischen den Plasmaausläufern benachbarter Zellen noch nicht vorhanden,
und man würde vom streng morphologischen Standpunkte aus das Ganze noch als
ein .Syncytium ansprechen müssen.
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Die Kerne der Furchungszellen vermehren sich auf mitotischem Wege, es unterliegt
keinem Zweifel, dass sie Abkömmlinge des primären Furchungskerns sind. Eine bestimmte
Anordnung in der Richtung der Kernspindeln habe ich nicht feststellen können.
|n etwas vorgeschritteneren Stadien ist schon äusserlich am lebenden Ei das Auftreten
von Zellgrenzen zu konstatieren. Bei Anfertigung von Schnitten überzeugt man sich indessen,
dass die Furchen nur in den oben beschriebenen peripheren Teil des Eidotters einschneiden,
während die centrale Dottermasse noch gänzlich unverändert geblieben ist.
Durch die nach innen konvergierenden Furchen wird der periphere Eidotter in eine grosse
Anzahl annähernd pyramidenartig gestalteter Körper zerlegt. Die konvexe mit der Eioberfläche
zusammenfallende Basis einer jeden. Dotterpyramide ist distalwärts gewendet, ihre Seitenwände
sind polygonal, während eine eigentliche Spitze oder überhaupt ein proximaler Abschluss den
Pyramiden fehlt, da sie im Centrum des Eies konvergieren und dort in das gemeinsame
ungefurchte Eimaterial übergehen (Fig. 2). Bei Scol. cing. fand ich die Dotterpyramiden deutlicher
ausgebildet als bei Scol. dalm. Es hängt dies wohl zum Teil damit zusammen, dass bei letzterer
Form die ungefurcht bleibende centrale Partie des Dotters umfangreicher ist. Die Form der
Pyramiden tritt am deutlichsten an Totopräparaten hervor (Fig. 2 und 4), während auf dünnen
Schnitten ihre Grenzen vielfach verwischt erscheinen.
Uber die Lage der Furchungszellen in diesen Stadien gewähren Schnittserien die beste
Auskunft. Es ergiebt sich, dass der grössere Teil dieser Zellen in der noch ungefurchten
Zone verblieben ist, während ein anderer Teil von ihnen in centrifugaler Richtung gewandert
ist und demnach weiter distal bereits am Grunde zwischen den Dotterpyramiden sich vorfindet.
In dem Habitus der Kerne ist ein Unterschied im Vergleich zu früher nicht zu bemerken. Die
central verbliebenen Kerne befinden sich nahezu alle im Ruhestadium, diejenigen der weiter
peripher gelegenen Zellen sind dagegen vielfach in Teilung oder in Vorbereitung zu einer
solchen begriffen.
Die in den peripheren Abschnitten zur Ausbildung gelangte Furchung des Eies ist als
ein Zeichen dafür anzusehen, dass die Furchungszellen den Eidotter allmählich zu beherrschen
und in sich aufzunehmen beginnen. Jede Dotterpyramide ist offenbar als eine durch Aufnahme
von Nährmaterial zu verhältnismässig riesiger Grösse angewachsene Furchungszelle anzusehen,
obwohl sich allerdings nur äusserst schwer der Nachweis führen lassen wird, dass zu jeder
Dotterpyramide nun auch thatsächlich ein Furchungskern gehört. Da die eigentlichen Pyramiden
d. h. die peripheren Teile des Dotters vollkommen kernfrei sind, so bleibt nichts anderes übrig,
als in den bläschenförmigen im Centrum verbliebenen Kernen die zu den Pyramiden gehörigen
Zellkerne zu erblicken. Letztere sind aber sehr unregelmässig verteilt, und es ist deswegen
auch vollständig unmöglich, diesen oder jenen Kern mit Bestimmtheit zu einer bestimmten
Dotterpyramide hinzuzurechnen. Man muss sich eben hierbei vor Augen halten, dass das
Scolopenderei in diesen Stadien immer noch im wesentlichen im Zustande des Syncytiums sich
befindet. Sind zwar auch in den peripheren Abschnitten die Grenzen der Furchungszellen
resp. Pyramiden ausgebildet, so lässt sich doch gerade in den centralen kernhaltigen Teilen
eine eigentliche zellige Scheidung noch nicht konstatieren.
Wichtig ist,. dass in diesen frühen Stadien, wie bereits angedeutet wurde, vom Centrum
aus eine Anzahl von Furchungszellen sich losgelöst hat und weiter zur Peripherie gewandert
ist. Die Zahl dieser letzteren Zellen ist anfangs nur eine geringe. Sie befinden sich stets
Zoologica. Heft 33. 2