faltigen mit zahlreichen Abbildungen versehenen Abhandlung über Entwicklung von Geophilus er-
wähnt dasselbe weder im Text noch giebt er es auf den Figuren an, und ebensowenig hat
Me tsch n ik o ff (1875) in seiner entwicklungsgeschichtlichen Arbeit über dieselbe Form dieses
Segment beschrieben, so dass, hiernach zu urteilen, bei Geophilus im Gegensatz zu Scolopendra
ein eigenes Präantennensegment wohl thatsächlich nicht mehr Vorkommen mag. Auch einige
Beobachtungen, die ich an verschiedenen Embryonalstadien von Glomeris vornahm, waren
von keinem Erfolge in dieser Hinsicht gekrönt, und die an ändern Chilognathen bisher
angestellten Untersuchungen wissen • gleichfalls über das Vorhandensein eines eigenen prä-
antennalen Segments nichts zu berichten.
Bei Sep|spendra weist übrigens das Präantennensegment, welches während einer gewissen
Epoche sehr deutlich ist, auch schon Eigenschaften auf, die es als rudimentäres, in der Rückbildung
begriffenes Körpersegment kennzeichnen. ■ ’Seine'Extremitätenanlagen, in dem Höhepunkt ihrer
Entwicklung zwar ganz plastisch hervortretend, bilden; sich später aus als die übrigen GliedrüäsSert
des Kopfes. Bte Ganglienanlagen des Präantennensegöients sind, wie voraüsgeschickt werden mag,
klein, die zugehörigen Cölomsäckchen dagegen ziemlich umfangreich. Das Pränntennensegment ist
an der Embryonalanlage namentlich während der zweiten Entwickluü'gsp;eti^‘ deutlich differen-
zirt, während es später wieder vollständig verschwindet. Auf die morphologische Bedeutung
dieses ''Segments im Hinblick auf die Körpergliederung anderer Arthropoden' Söll erst Später in
dem Abschnitt über die Zusammensetzung des KopfÄiei den Arthropoden eingegangen werden.
Das zweite Metamer ist das A n t e n n e n s e g m e n t , Seine Extremitäten liefern di|f-
bleibenden Antennen, die deutlich postoral angelegt werden und bei Scolopendra von Anfang
an durch ihrf-heträchtliehe Grösse' auffallen. Auch beim:#eophilusembryo besitzen dieselben
nach den von Z o g raf (188f) g e gÄ n en Abbildungen dieselben Eigentümlichkeitenpund bei
Insekten ist ebenfalls schon wiederholt auf die ursprünglich postorale I -agc der Antennen
hingewiesen worden. Da die Antennen beim Embryo pm lS sfo p en d ra fcreits dem 2. posto ralen
Metamer angehdten, i|> wird die anfängliche Stellung derselben hinter dem Munde, welche
mit ihrer definitiven Lagerung bekanntlich nicht in Übereinstimmung steht, auch kaum überraschen
können. Ähnlich wie.ich dies früher für Insekten (1895) ifestgestelll habe, scheint auch bei
Scolopendra im Antennensegment gewissermassen die ganze zur Verfügung stehende Kraft zur
Bildung' der Gliedmassen d. h. der Antennen verwendet zu werden. 0©ie Anlage weiterer Teile
Tergite oder Sternite, habe ich in diesem Segmente wenigstens nicht beobachten können.
Es folgt ein drittes, wiederum nur in embryonaler Zeit nachzuweisendes Metamer, das
I n te r c a la r s e gm e n t. -Bei allen MSher untersuchten Traeheaten, Myriopoden wie Insekten,
ist das Intercalarsegment rudimentär, und wenn man nach Gründen für die bei den genannten
Traeheaten s®‘ allgemein eingetretene Verkümmerung dieses Segments' sucht,-..so scheinen mir
dieselben einerseits in der Ungewöhnlichen Ausbildung der Gli-edma|Spn, des vorhergehenden
Segments, der Antennen, zu den wichtigsten Sinnesapparaten des Tieres'und andererseits in
der starken Entwicklung der Gliedmassen des darauf folgenden Segments,: der Mahdibein, zu
den wichtigsten Kauapparaten zu beruhen. Gerade zwischen zwei so wesentlichen Und durch
beträchtliche Grössenentfaltung ausgezeichneten Organen gelegen, konnten die Intercalar-
gliedmassen kaum noch von erheblichem Nutzen Sein und fielen daher dem Untergänge anheim.
Allerdings fehlen die Intercalargliedmassen nicht immer. Sie. sind schon mehrfach bei
Insektenembryonen nachgewiesen worden und erhalten sich nach Uzel (1898) und F olsom (1899)
bei Campodea und manchen Collembolen in rudimentärer Form sogar zeitlebens.
Z o g r a f (1883) beobachtete beim Geophilusembryo hinter dem Antennenpaar und vor
dem Mandibelpaar zwei Höcker, die er als eine Art Unterlippe bezeichnet und späterhin (1892)
als Gliedmassen (Appendices) gedeutet hat, welche den Oralpapillen von Peripatus vergleichbar
seien. Der Lage nach zu urteilen, dürfte es sich hierbei möglicherweise um die Inter-
calarextremitäten handeln, doch wäre es freilich wohl wünschenswert, wie auch Zograf selbst
hervorgehoben hat, in dieser Hinsicht noch weitere Untersuchungen anzustellen. Bei Scolopendra
habe ich, obwohl meine Aufmerksamkeit besonders auf diesen Punkt gerichtet war,
in keinem Stadium an der betreffenden Stelle derartige Höcker auffinden können.
Das Intercalarsegment ist b e i. Scolopendra extremitätenlos und steht demnach bereits
auf einer tieferen Stufe der Ausbildung als alle anderen 29 Metanieren des Körpers. Die
Segmentnatur des Intercalarsegments wird freilich auch beim Scolopender unwiderleglich bewiesen
1) durch die Grösse und verhältnismässig deutliche Abgrenzung des fraglichen, zwischen
Antennen- und Mandibelsegment gelegenen Abschnitts, 2) durch das Vorhandensein paariger
Cölomsäckchen, 3) durch das Vorhandensein paariger Ganglienanlagen.
Auf das Intercalarsegment folgen das M a n d ib e ls e gm e n t und die beiden M a x ille n s
e gm e n te . Diese Reihenfolge ist genugsam bekannt, und ich glaube daher nicht auf eine
Diskussion der im Gegensatz hierzu von Me in e rt (1883) angenommenen Aufeinanderfolge
der Kopfsegmente von Scolopendra eingehen zu müssen.
Die Mandibeln bieten beim Scolopender in ihrer ganzen Anlage und Entwicklung wohl
kaum etwas bemerkenswertes im Vergleich zu den bei verwandten Arthropoden üblichen Verhältnissen
dar.
Anders verhält es sich mit den beiden Maxillenpaaren und dem an diese sich anschliessenden
M a x illip e d e n p a a r . Speziell bei dem letzteren ist in neuerer Zeit die Frage
nach dem Verbleib der zugehörigen Ventralplatte mehrfach diskutiert, aber verschiedenartig
beantwortet worden. V e rh o e f f (1898) ist im Gegensatz zü früheren Autoren (Latzei u. a.)
der Meinung, dass bei den Chilopoden die basale Platte, welcher die beweglichen Teile der Kiefer-
füsse bezw. die eigentlichen Kieferfüsse selbst aufsitzen, nicht zu den Extremitäten hinzugehöre,
sondern dass sie als die eigentliche Ventralplatte (Sternit) des Maxillipedensegments
aufzufassen sei Hiergegen hat sich aber A ttem s (1899) gewendet, welcher die bisher übliche
Deutung für die richtigere hält. Nach Attems ist also der betreffende basale Abschnitt nicht
als Sternit zu betrachten, sondern ihm zufolge gehört derselbe noch zu den Extremitäten
hinzu, und müsse als das verschmolzene Hüftenpaar erklärt werden.
Meine eigenen Befunde haben mich zu einer Ansicht geführt, welche zwischen den verschiedenartigen
Deutungen gewissermassen eine vermittelnde Stellung einnimmt. Ich habe die
Entstehung des in Rede stehenden unpaaren basalen Teils der Kieferfüsse verfolgt, vermag
ihn aber darauf hin nicht als Sternalplatte und auch nicht als Hüftstück aufzufassen, sondern
habe dafür den Namen S t e r n o c o x a lp l a tt e eingeführt, indem de r b e tre ffen d e A b sch n itt
e n tw ic k lu n g s g e s c h ic h tlic h d u rc h V e re in ig u n g d e r b a s a le n B e in g lie d e r mit
dem S t e r n i t zu S ta n d e kommt. Er ist demnach ursprünglich aus drei Teilen, einem unpaaren
medialen (dem Sternit) und zwei paarigen lateralen (den beiden Coxen) zusammengefügt,
ein Verhalten, welches sich bei dem Fetus noch deutlich konstatieren lässt, und das
ich in Fig. XI abgebildet habe.
Da das in die Sternocoxalplatte der Maxillipeden eingeschmolzene Sternit nur klein und
Zoologica. Heft 83. |