trochs sah er, aber hielt sie für „gewöhnliche Epithelwimperzellen.“ Das Muskel- und Nervensystem
entging ihm, merkwürdiger Weise auch die Haupt- und Seitennephridien, obwohl besonders
erstere an der lebenden Larve weit besser zu sehen sind als am Präparat. Seitdem
ist diese Larve nicht mehr untersucht worden. Dagegen erschien dann 1878 die klassische
Arbeit H a ts c h e k s* ) über die Triester Polygordius-Larve, mit der ich mich ebenso wie mit
F r a ip o n ts Monographie des Neapler Polygordius**) später des öfteren werde zu beschäftigen
haben. Die beiden Larven dieser Autoren — die Triestiner gehört zu einer neuen, noch
nicht beschriebenen Species 3 werden in diesen Blättern als „M itte lm e e r la rv e “ im Gegensatz
zu den hier geschilderten „N o rd s e e la rv e n “ geführt. Jedoch hat man letzteren Typus,
oder dem sehr Ähnliches, ganz selten zwar, auch nach Me tsch n ik o ff im Mittelmeer beobachtet.
Kleinenberg***) sah solche Larven bei Messina und Ischia; er schreibt (p. 194): „Es giebt
Larven, die einen in Verlegenheit bringen können. Ich fand einmal eine grosse Annelidentrocho-
sphära von fast kugeliger Gestalt“, in den,,ein sehr langer, vollständig ausgebildeter Annelidenrumpf
wie e in T a u a u fg ew ic k e lt“ lag. Von solchen Larven glaubt K le in e n b e rg drei v e r s
c h ie d e n e gefunden zu haben, „von denen eine einen echte Polygordius hervorbringt.“ Dabei
hält er den Wurmkörper für beweglich innerhalb der Larvenhaut: „Beliebt e s'd e r Larve, so
drängt sie den Rumpf zurück, um ihn darauf wieder mit einer sehr schnellen Bewegung bis,
zum Verschwinden in sich einzuziehen.“ Wenn das stimmt, haben wir hier einen dritten
Polygordius-Larven-Typus vor uns, jedoch ist es fraglich, ob diese äusserst seltenen Larven
normale Vorkommnisse sind und etwa, wie F r a i p o n t annimmt, zu Polygordius appendicu-
latus gehören. In Neapel, wo dieser Wurm gefunden wird, ist die so abweichende Trocho-
phora, wie mir Dr. Lo B ian c :jS; sagte, ganz unbekannt, jedoch teilte Prof. S p e n g e 1 (in der
Diskussion meines Berliner Vortrags) mit, dass auch er derartige Larven im Mittelmeer vereinzelt))
gefunden habe; die dort arbeitenden Kollegen seien daher auf diese seltenen Formen
besonders aufmerksam gemacht und um etwaige Mitteilung gebeten.
Technische Bemerkungen.
Die Larven wurden vornehmlich nach F lem m in g , mit Sublimat (in Seewasser conc.)
oder S u b lim a t-A lk o h o l-E s s ig s ä u r e f f ) konserviert, später wurde fast ausschliesslich letztere
sowie die He rm an n sch e Flüssigkeit angewandt; von Nutzen zur Erhaltung nervöser Feinheiten
erscheint der Zusatz von einigen Tropfen F o rm o l zu allen Gemischen, eine Angabe, die ich
der Freundlichkeit Prof. E h le r s verdanke und deren Wert ja nunmehr schon von mehreren
Seiten anerkannt ist.
Der blasenartige Bau der Larve erforderte weiterhin eine besondere Technik, die für
solche Objekte vielleicht noch nicht angewandt ist. Die Larven wurden entweder nach der
Färbung oder vorher mit feinsten Nadeln in die Hemisphären zerlegt', die Rumpfanlage und
der Darm herauspräpariert und letzterer sowohl als die Halbkugeln oder Teile davon flach
*) S tu d ie n ü b er E n tw ick lu n g sg esch ich te d e r A nn elid en. A rb . Z ool. In st. W ien. T om . I.
**) F a u n a u n d F lo ra d es G olfes v o n N eapel, B a n d X IV .
***) D ie E n tste h u n g d es A n n elid s aus d e r L arv e v o n L o p ad orh y n ch u s. Z eitsch rift fü r W iss. Z o ologie B an d 44.
f ) N ach freu n dlich er Z u sch rift 2—3 E x em plare, N a c h s c h r i f t : In zw isch en gelan g es m ir, ebenfalls 3 Ex. (in V ille-
fran ch e) z u finden.
f f ) S u bl. con c. 1 T eil, A lk o h o l 8 0% 1 T ., E isessig 0,2 T.
ausgebreitet (durch einen radiären Schnitt mit geschliffenen (ophthalmol.) Nadeln und Deckglasdruck).
Gefärbt wurde vorwiegend mit Eisenhämatoxylin (nach H e id e n h a in ), wodurch neben
der bekannten exakten Kernfärbung eine so scharfe Schwarzdifferenzierung der kontraktilen
Elemente erzielt werden konnte — auf Flachpräparaten und Schnitten —, wie ich sie sonst nie
gesehen habe. Besonders die ausserordentliche Abstufungsmöglichkeit dieser Färbung war
von Wert, ja unentbehrlich.
In der schönsten Weise ergänzt wurde diese Methode durch Anwendung von A p ä th y s
Hämatein ,,I A“, das die Muskeln ganz blass liess, aber die Fasern vornehmlich des Ganglienplexus
herauszudifferenzieren ermöglichte. Das Präparat wurde ursprünglich für Neurofibrillen
angegeben und der Autor hat wohl selbst kaum erwartet, dass es auch die primitiven Plasmastränge
eines diffusen Nervensystems zu
differenzieren gestatten würde. Allerdings gelingt
das durchaus nicht stets in der gewünschten
Weise, vielmehr muss sorgfältig
die richtige Dauer der Färbung (ca. 2—3 Tage)
und Differenzierung in absolut reinem Ha O
(ca. 1 — 2 Tage) abgepasst werden. Diese
Färbung ist nur für Flächenpräparate zu verwenden
und muss je nach Konservierungj
Alterder Larve etc. reguliert werden. Schnitte
wurden vorwiegend mit recht altem Eisenhämatoxylin
und nachher mit Orange G. oder
Eosin gefärbt.
Nicht vergessen möchte ich die ausserordentliche
Bedeutung, welche der neuen
= ventral ■<------------------------► hinten = dorsal
Scheitelplatte
stereoskopischen Lupe von Z e iss für das hier nötige minutiöse Präparieren, Zerzupfen, für Einbettung,
Orientieren etc. zukommt. Auch einen Hinweis auf die inzwischen ja auch von
anderen als vortrefflich befundene Methode der Einbettung in Nelkenöl-Collodium, wie sie
R. W. Ho ffmann*) angegeben hat, möchte ich nicht unterlassen.
Bezeichnung der Hauptabschnitte und Axen des Larvenkörpers.
Bekanntlich ist die Benennung der Teile der Trochophora eine recht schwankende,
und dabei sind diese Namen mit grösser Vorsicht weiter zu gebrauchen, da sich mit ihnen
meist bestimmte theoretische Vorstellungen verknüpfen. So betrachtet Hatschek**) die
Trochophora nur als K o p fb la s e des Wurmes, seine Namen „Scheitelfeld“ und „Gegenfeld“,
„präorale Kopfregion“ und „postorale Kopfregion“, „Kopfhöhle“ ( = Blastocöl) beziehen sich
*) Z . fü r w iss. Micr. 1894, 1901.
**) 1. c. u n d „Z u r E n tw ick lu n g des K opfes von P o ly g o rd iu s.“ A rb . Zool. In st. W ien 1885.
anus larvae Darmklappe
F ig. 1. S e i t e n a n s i c h t d e r » N o r d s e e la r v e « .