statteten Myriopoden. Lobus secundus und tertius,' welche wie Wheeler (1893) in recht bezeichnender
Weise sich ausdrückt bei den Insekten „ultimately form the bulk of the brain proper“
B |a s s e n sich leicht auf die
durch die medialen und
lateralen Hirngruben entstandenen
Hirnteile des
Scolopenders beziehen.
Speziell bei dem Mittellappen
(Lobus secundus)
des Insektenembryos ist
die Homologie mit dem
Lobus frontalis der Myriö-
poden evident.
Wenn mit dem lateralen
Rande des Lobus
frontalis der Myriopoden
das Tömösvarysche
cl
Fig. XXV . T ran sv e rsa lsc h n itt d u rch d ie A nlag e d es V o rd erh im s (P rocerebrum s) von
Forficula auricularia L. am = A m n io n , cl = C ly p e u s, c. sp. = Commissura supra-
oesophagealis, lo b 1-3 —• d ie d rei L o b en d es P ro cereb rum s, töm = in terg an g lio n ale V erd
ick u n g (R u dim en t des T öm ö sv ary sch en O rgans).
Organ mittelst des gleichnamigen Nervs zusammenhängt, so findet sich bei den Insektenembryonen
an genau der gleichen Stelle, also ebenfalls am lateralen Rande des zweiten Hirn-
lobus ein Gebilde vor, dessen Bedeutung bislang unklar geblieben war (Fig. XXV töm). Dies
fragliche Gebilde, die sog. interganglionale Verdickung (bourrelet ectodcrmique interganglionnaire,
interganglionic thickening ausländischer Autoren) besteht aus einer in das Innere einwachsenden
Zellenmasse, die später zumeist die Form eines geschlossenen Hohlsäckchens annimmt.
Die weitere Entwicklung dieser interganglionalen Verdickung ist nocK nicht ganz aufgeklärt,
doch scheint dieses bei verschiedenen Insektengruppen (Orthopteren, Dermapteren, Hymenop-
teren) bereits aufgefundene Organ schliesslich zu zerfallen. Hierfür sprechen wenigstens meine
Befunde an Forficula (1895a), und es dürfte nach meinen Ergebnissen wie auch nach den
Angaben anderer Untersucher wohl jedenfalls ziemlich sicher sein, dass es sich bei der interganglionalen
Verdickung um ein rudimentäres Organ handelt.
Wenn man nun die Lagerung desselben und seine Entstehungsweise berücksichtigt, so
liegt zur Erklärung meiner Meinung nach die Annahme ziemlich nahe, dass d ie in te r g a n g lio
n a le V e rd ic k u n g d e r I n s e k t e n n ic h ts w e i te r a ls e in R e s t d e s T öm ö sv a ry sch
en O rg a n s n i e d e r e r T r a c h e a t e n ist. Schon bei Scolopendra hat das Tömösvarysche
Organ bereits seine eigentliche Bedeutung als peripheres Sinnesorgan eingebüsst und ist
unter die Haut gesunken. Denkt man sich nun diese Reduktion noch eine Stufe weiter vorgeschritten,
so würde auch der bei Scolopendra noch vorhandene Nervus Tömösvary schwinden,
und die Zellenmasse des Organs damit an das Gehirn selbst herantreten müssen. Hiermit
wäre dann schon ungefähr der gegenwärtige Entwicklungsgrad der fraglichen Gehirnpartie
bei den Insekten erreicht.
Nachdem ich schon oben die Ansicht ausgesprochen habe, dass die Tömösvaryschen
Organe Sinnesapparate sind, die wahrscheinlich bei den primitiven Tracheaten allgemein verbreitet
waren, und die mit der Entwicklung besonderer Teile des Syncerebrums vermutlich in
kausalem Zusammenhänge standen, musste bei der morphologischen Wichtigkeit derartiger
Sinnescentren wohl eigentlich schon a priori erwartet werden, dass wenigstens noch Rudimente
derselben bei den Embryonen höherer Arthropoden aufzufinden sein würden. Mit der Deutung
der anderweitig jedenfalls bis jetzt gar nicht erklärbaren interganglionalen Verdickungen
am embryonalen Insektengehirn, glaube ich nunmehr den in dieser Hinsicht noch fehlenden
Nachweis erbracht zu haben.
Die Homologie der noch übrigen Hirnteile bei Insekten und Myriopoden ergiebt sich
ohne Schwierigkeit. ®fä das bei d e n . Myriopoden schon rudimentäre Präantennensegment
(Jen Insekten gänzlich abhanden gekommen ist, so darf es nicht überraschen, wenn ein dem
unscheinbaren Protocerebrum (präantennalen Ganglionanlagen) des Scolopenderembryos entsprechender
Teil bei den Insektenembryonen noch nicht aufgefunden ist und ein solcher überhaupt
den letzteren vielleicht gänzlich fehlt. Um so deutlicher tritt dafür die Übereinstimmung
im Bau des Insekten- und Myriopodengehirns in der Ausbildung des Mittel- und Hinterhirns
zu Tage. Deuteröoerebrum und Tritocerebrum entstehen bei beiden Gruppen in übereinstimmender
Weise, und in beiden Fällen gehen von ihnen beim ausgebildeten Tier homologe
Nervenpaare ab, von denen namentlich die Antennen und das Labrum versorgt werden.
Die Transversalkommissur der beiden Loben des Deuterocerebrums, ist bei Insekten wie
Myriopoden mit der Supräoesophagealkommissur (Commissura prötmcrebri) vereinigt. Die Transversalkommissur
der Loben BW Tritocerebrums. welchftVbei den Insekten noch eine postorale
Lage als Commissura transiiersalisoesophagi zwischen den vom Gehirn zum Unterschlundganglion
führenden Konnektiven einzunehmen pflegt, thut dies bekanntlich in gleicher Weise bei manchen
Chilopoden (Scutigem) und ist erst bei Scolopendra und anderen Chilopoden präoral geworden.
Man kannlÜemnach 'sägen, d r a ^ d a s In s e k ten g e h irn sich vom Chilopodengehirn
n am en tlich u n te rs c h e id e t durch die w e ite re Rü ck b ild u n g des A rc h ic e reb rum s und
P ro to e e re b rum s sowie du rch s tä rk e re E n tfa ltu n g de r Lobi frontales und Lobi optici.
Beiden Organen liegt aber das gleiche Schema zu Grunde, während die vorhandenen Unterschiede’nur
gradueller Art sind und sich besonderSgauf die erwähnte Umwandlung des Vorderhirns
beschränken. Die an dem letzteren bei den Insekten eingetretenen Differenzierungen
lassen sich leicht durch den Verlust primitiver Sinnesorgane (Tömösvarysche Organe), durch
die vollkommenere Ausbildung der Sehorgane und durch die gesteigerten psychischen Funktionen
erklärlich machen.
Die Übersicht über die von mir für homolog gehaltenen.embryonalen Bestandteile des Myriopodengehirns
und Insektengehirns dürfte durch die folgende Gegenüberstellung erleichtert werden.
Myriopodengehirn Insektengehirn
A rc h ic e reb rum ..................................... vorderer Abschnitt der Supraoesophagealkommissur
Lamina dorsalis cerebri
Lobus tertius Procerebri
Lobus frontalis
Lobus secundus Procerebri
Tömösvarysche Organe
interganglionale Verdickungen
Lobus opticus
Lobus primus (opticus') Procerebri
O c e l l e n ......................
laterale Ocellen (Facettenaugen)
Protocerebrum
[bislang nicht nachgewiesen||||
Deuterocerebrum
Deuterocerebrum
Tritocerebrum
Tritocerebrum.