Schmelzung der Nerven erfolgt noch innerhalb der Orbita. Gorono witsch (1896 pag. 29) schreibt
hierüber bei Esox folgendes: „Beide N. N. ophthalmici sind eng aneinander angeschlossen. In
der hinteren Hälfte der Orbita kann man jedoch beide Nerven bei erwachsenen Fischen leicht
von einander sondern.“ Für gewöhnlich vollzieht sich bei Argyropelecus die Verschmelzung
erst hinter der Abgabe des Nervus frontalis II (Taf. II und III Fig. 1 fr.7/).' .J.,
Bei meinem Untersuchungsobjekte unterscheide ich nämlich zw e i R am i f r o n ta le s
(Taf. II Fig. 1; Taf. III Fig. 1. u. 2 fr/, fr/7)- Sie verlassen dicht hintereinander den Ramus
superficialis und setzen sich demnach vornehmlich aus sensorischen Fasern zusammen, wie
man das aus der auffällig verminderten Dicke dieses Nerven in seinem weiteren Verlaufe ersehen
kann. Ob sich den Rami frontales Fasern aus dem Ramus profundus zugesellen, konnte
ich mit Bestimmtheit nicht feststellen. Beide Nerven haben bei ihrem Ursprung ungefähr die
gleiche Stärke. In ihrer Verlaufsrichtung sind sie von einander verschieden.
Der R am u s f r o n ta lis I (fri)/tritt gleich, nachdem er den Superficialis verlassen hat,
von unten her durch die Wandung in das Cranium ein, verläuft zunächst an der inneren Seitenwand
nach oben und hinten und begiebt sich darauf durch einen Kanal innerhalb derselben
nach aussen in das lockere Bindegewebe zwischen Integument und Cranialwand. Hier löst er
sich sofort in seine Endästchen auf, die sowohl für die in den h in te r e n , rin n e n fö rm ig e n
T e ile n de s S u p r a o r b i ta lk a n a ls als auch auf dem Integument der craniellen Seitenwand
gelegenen Hautsinnesorgane bestimmt sind.
Der R am u s f ro n ta lis II (fr/7) steigt dagegen an der äusseren Seitenwand des Craniums
im lockeren Bindegewebe zum k a n a lfö rm ig e n T e il de s S u p r a o r b i ta lk a n a ls empor
und giebt unterwegs ein dünnes Ästchen für die auf der äusseren Haut befindlichen Sinnesorgane
ab. Gleich, nachdem er in das lockere Bindegewebe, das sich unter dem Kanäle befindet,
eingetreten ist, teilt er sich in drei Äste: einen sehr kurzen für das im Kanäle gelegene
Sinnesorgan, einen längeren für die auf der Deckmembran des Kanals liegenden Sinnesorgane
und einen sehr langen, im lockeren Bindegewebe unter dem Kanäle nach vorn verlaufenden
Ast, der schliesslich die im vorderen, rinnenförmigen Teil des Supraorbitalkanals gelegenen
Sinnesorgane innerviert. (Siehe Seitenorgansystem II. Teil). Bereits Stannius (1849 pag. 34,
35,36,37) beschreibt bei den Knochenfischen die Rami frontales und hat erkannt, dass sie
sich an „die den Schedel bedeckenden Schleimröhren“ begeben. Anscheinend nicht übereinstimmend
mit der Ansicht neuerer Forscher, dass die Hautsinnesorgane von einem dem
Nervus facialis zugehörigen Lateralnervensystem innerviert werden, entsendet bei Lota gemäss
den Untersuchungen von Goronowitsch (1896 pag. 36) auch der Ramus profundus nervi trige-
mini im vordersten Drittel der Orbita einen Ast zu den Schleimkanälen des Antorbitale; jedoch
macht dieser Forscher vorher (pag. 29, 30) darauf aufmerksam, dass der Ramus profundus von
Lota „Elemente des Facialis enthält“. Wiedersheim (1898 pag. 206) sagt daher bezüglich derartiger
Fälle: „Bei anderen Fischen (Chimaera, Polypterus, Lepidosteus, Gadiden u. a.) vor
allen aber bei ungeschwänzten Amphibien geht der Facialis mit dem Trigeminus so enge Lagebeziehungen
bezw. Verwachsungen ein, dass die betreffenden Ganglien zu einem verschmelzen.
Mit anderen Worten: es werden die Elemente der ursprünglichen Facialisganglien vom Gang*)
Bei einem Individium fand ich beide Nerven gleich nach ihrem Zusammentreten so verschmolzen, dass man
sie auf Querschnitten nicht von einander unterscheiden kann.
lion semilunare'(Gasseri) mehr oder weniger oder auch völlig assimiliert, sodass man das ursprüngliche
Verhalten'zum Teil nur noch ontogenetisch bezw. während der Larvenmetamorphose
(Amphibien) nachweisen kann. In solchen Fällen gelingt es nur schwer, über die oft sehr verwinkelten
Beziehungen zwischen beiden Nervengebieten Aufschluss zu erhalten.“
Kehren wir nun nach diesen Abschweifungen zur Schilderung der beiden Rami ophthalmici
zurück! N a ch A b g a b e d e s R am u s f r o n ta lis II v e r s c hm ilz t d e r S u p e r f ic ia lis
j e t z t w e s e n tlic h d ü n n e r m it dem P ro fu n d u s zu einem e in h e itlic h e n Nerven.
Dieser verläuft noch eine Strecke weit nach vorn intraorbital und begiebt sich dann, nachdem
er den Nervus ölfactorius in seinem Verlaufe gekreuzt hat, direkt- unter dem rinnenförmigen,
vorderen Abschnitt des,uSupraorhitalkanäfe in die Nasen- und .S c h n a u z e n g e g e n d . Hier
innerviert er die überaus zahlreichen Hautsinnesorgane und die äussere Haut.
Der R amus b'.ic.ctriis Tas'. IJ lüg. 1 u. 2, Taf. III Fig. 1 bc.) des Argyropelecus
H a lte t sich als stattlicher Nerv, der 'gij|§teng an das Ganglion Gasseri anlegt und nur durch
eine dür.ne Bindegewebsscheide v.on ihm getrennt ist, vom T ru n c u s o p h th a lm ic b -b u c c a lis
ab. DieägsrVerhalten zum Trigeminus, das darin seinen; Höhepunkt erreicht, dass der Ramus
büaealjj|fieh eineällrecKe weit auch dem Trutujjp maxillaris (mm.) eng anlegt, veranlasste die
äitcren Forscher, ersteren für einen Ast des letzteren zu halten. .Stannius (1849 pag. 4L schreibt
beispielswei§Ä,Sie (Rami m axilläres u. Ramus buccalds) bilden bei ihrem Hervortreten aus dem
gangliösen Plexus einen kurzen, gemeinschaftlichen Stamm. ® o bei Cottus, Lophius, Trichiurus,
Caranxy Brama Raji. I’ieurorieetes. I.epidolepru.s. Salrr.o, Clupeä, Alosa, Cyprinus, Cobitis, Si-
lurus'. Diq§eS Stamm meistens in drei Äste: den Ramus maxillaris superior, Ramus
buccalis und Ramus maxillaris inferior.“ Während der Buccalis des Argyropelecus nun am
Ganglion Gasseri entlang verläuft, giebt er Faserbünetel für den Nervus trigeminus ab. Sie
dringen in das:Ganglion ein und verlieren sich zwischen seinen Ganglienzellen und Nervenfasern
(Täf- II Fig.. 1 u. 2,'. Täf. III- Figi 1 fb.® Sollten diese Facialisfasern unter anderen vielleicht
dazu bestimmt sein, durch die Bahn des Maxillaris Superior (ms.) zum präorbitalen Leuchtorgane
(Taf. III Fig. 1 u 2) 'zu gelangen?) Alle anderen-Leuchtorgane des Kopfes■ werden, wie ich
weiter unten bei ^^Jl:|hilderung des sensi-mtfibrischen NerveiiSjrslSiJf des Facialis darthun
werde, von diesem ebengenannten innerviert.
Nach Abgabe der Nervenfasern fui die Trigeminusbahn ist der Ramus buccalis erheblich
schwächer und verlässt Sie äls dünner Nerv. Er tritt nach kurzem, ventro-lateralwärts
gerichtetem Verlaufe innerhalb des Augenmuskeikanals durch den oberen Teil der membra-
nösen Seitenwand in die tiefe Muskulatur für den Kieferapparat ein. Gleich darauf entsendet
et von hier aus ein feines Ästchen (Taf. II u..DI F jji 1 ot.), das dem R am u s o tic u s entspricht.
Es steigt zunächst bis zum Boden des Craniums empor und strebt dann schräg, nach vom verlaufend,
dem Integument des Tieres zu. Von- hier aus lässt er sich wegen seiner Feinheit nicht
weiter verfolgen. | | |h glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich annehme, d a s s a u ch s e ih e F a s
e rn s ic h an d e r In n e rv a tio n d e r H a u ts in n e S ö rg a n e de s h in te r e n C ra n ium s b e te
ilig e n , wie es bei anderen Fischen der Fall ist (Collinge 1895 pag. 289, 2*41, 294 Esox lucius,
Salmo salar, Öönger cönger; Ewart 1891 Plate II Fig. 3; Plate II Fig. 2 Schema; Allis 1897 PI.