Die Leuchtorgane.
Topographisches Anatomisches.
Bei der Betrachtung; des Argyropelecus.in toto fallen sofort die Leuchtorgane als ovale,
konkav erscheinende, silberglänzende Blättchen in der sehuppenlosen Haut in die Augen'
(Taf. VI Fig. 1). Sie sind bald in Reihen angeordriet, bald vereinzelt. Ihre Zahl beträgt für
gewöhnlich 100 (Brandes 1899 pag.448)1), doch habe ich Schwankungen um zwei Organe mehr
beobachten können. Ich fand nämlich bei einem Individuum in der Analgegend statt jederseits
vier deren fünf. Diese von aussen Sichtbaren Blättchen sind nur TeiÄyder sich" unter die
Körperoberfläche erstreckenden Leuchtorgane. An a llen L e u c h to rg a n e n dès A r g y r S
p e le cu s u n te r s c h e id e t man d em n a ch einen dem Auge n ich t s ic h tb a r e n u n te r d e r
K ö rp e ro b e rflä c h e g e le g e n e n L e u c h tk ö rp e r (Taf. V Fig, 12,13, 14Lk.) und e in e n in d e r
ä u s s e re n H a u t b e findlichen, s ic h tb a r e n R e fle k to r (Rf.) (B r a n d lj 1899,pag. 4 4 ® |
D e r L e l i c h t k ö r p e r (Taf. V Fig. 11 Lk.) setzt sich aus d e n H U lle n ljjE p igm e n tu.
F l i t t e r s c h i c h t (Pi.Fl.) —und dem dagjÄuchten produzierenden D r ü s e i t z e l l h a u f e n
(Dr.) zusammen.
D e r R e fle k to r (Taf. VI Fig. 2Rf.) wird gebildet aus der h o h ls p ie g e la r tig e n F litte r -
Schicht (Hfl.) r-jenem von aussen sichtbaren, konkaven Blättchelgh- mit dahinter liegendem
P igm en t (H.), dem L in s e n k ö rp e r (Li.) und dem durchsichtigen, vor der hohlspiegelartigen
Flitterschicht liegenden G a lle r tk ö rp e r (Gal.) (Brandes pag. 449).
Die Leuchtorgane des Argyropelecus teile ich nun ein (Taf. III Fig. 2) in E in z e lo rg a n e
bei denen jfper Reflektor seinen •Leuchtkörper für sich allein besitzt, und in O rg a n g ru p p e n ’
bei denen eme Anzahl von Reflektoren einen gemeinsamen,Iffchlauchartigen'Kfuchtkörpef besitzt.
Letztere Sind durch Verschmelzungen aus erSteren entstanden. Als E in z ë lo rg a ïë sind
folgende zu nennen:
am Kopfe jederseits das P r ä o r b i t a l o r g a n , das P o s t o r b i t a l o r g a n (Leydig 1881
pag. 29 giebt deren zwei auf jeder Seite an), das v o r d e r e O p e r c u l a r o r g a n und das hin-
t e r e O p e r c u l a r o r g a n ;
am Rumpfe jederseits die s e c h s r e ih e n f ö rm i g a n g e o r d n e t e n B aw c h fla n k en -
o r g a n e .
Als O r g a n g r u p p e n sind aufzuzählen:
am Kopfe jederseits die L e u c h t o r g a n g r u p p e d e r K i em e n h a u t mit je sechs
Reflektoren;
fl , . ; m i ï m jederseits die L e u c h to r g a n g r u p p e d e r K e h lg e g e n d mit je sechs Reflektoren,
d i e P o s to p e r c u la r g r u p p e mit je zwei Reflektoren und die L eu c h t o rg a n g ru p p e
d e r A n a lg e g e n d mit-je vier Reflektoren. Ferner befindet sich noch am Rumpfe die grösste
Leuchtorgangruppe, nämlich die de s B a u ch k ie ls , an deren gemeinsamen, s c h la u c h a rtig e n
L e u c h tk o rp e r sich jedersejg zwölf Reflektoren befestigen (Taf. VI Fig. 2 Querschnitt) und
9 Als die Abhandlung dieses Forschers veröffentlicht wurde, hatte ich meine Untersuchungen bereits beendigt.
zwar immer an knotigen Verdickungen dieses Leuchtzellschlauches, die sich von Strecke zu
Strecke einstellen.
Am Schwänze,bemerkt man ebenfällsSi«§lGruppen: e in e v o r d e r e , h i n t e r d e r
A fte rflo ss e lieg en d e und eine h in te re in d e r S chw an z flo ss en g eg en d untergebrachte.
Beide verhalten sich in ihrem anatomischen Bau genau etf, ■ wie die fjijgangruppe des Bauch-
kielt,c An dem gemeinsamen Leuchtkörper der vorderen befestigen sich jederseits sechs Reflektoren,
von denen der vordere und die beiden hinteren die grössten sind; an dem der hinteren
sind jederseits nur vier kleine Reflektoren.
.Scholl Ussow (1879 p a g ig flu . ICgli beschreibt jenen den beiderseitigen Reflektoren des
Bauchkiels gemeinsamen „ausjgiiehnten Drüsenapparat gl. |f a f . III Fig. 14), welcher, unter der
Körperhöble JMs Tieres* gelegen, durch die ganze Körperlänge .sich erstreckt.“ Leydig (1881)
berichtet nichts ü | | r dieses schlauchartige Gebilde. Er ist vielmehr der Meinung, dass die
„Organe der. Bauchkantifc Einzfltirgane sind, wie djes;#is seiner Darstellung (Taf. IV Fig. 25)
und Beschreibung hertorgchl, wcites-auf S e iteS |th e i»E „Der graue Innenkörper selber zerfällt;
abermals in- einen kugiigeren die Ampulle, einnehmenden Abschnitt und in einen vorderen,
bimförmigen, wflcher sich in den Halsteil hineinzieht und am unverletzten Organ aus der Tiefe
der Mündung kugelig; hervorsieht.“ Hätte der Forscher statt einejj§Tängentialschnittes einen
Sagittalschnitt durch die Medianebene d|ft; Tieres gelegt, so würde er sich bald von dem Gegenteil
überzeugt haben. Es sind nämlich die Internodien bei einzelnen Individuen so dünn,
dass ein Abschnitt) wie der von Leydig auf Tafel IV Fig. 25 wiedergegebene, sehr leicht jenen
Irrtum aufkommen lässt- Ganz dasselbe gilt für die vorderen Leuchtorgane am Schwänze;
Jon. denen Leydig ebenfalls fälschlich annimmt, dass keine Verschmelzung der Leuchtkörper
zu einem einheitliche.'!) Schlauche von vorn nach hinten .-.besteht. Gleichwohl aber konstatiert
er eine sj|jchc von rechts haeh links (Taf. V Fig. MI 30; pag. 37^| Bei beiden soeben besprochenen
Leuchtorgangruppen, und ferner bei der hinteren in der Schwanzflossengcgend sind nach
zwei Richtungen hin Verschmelzungen zu Stande gekommen, einmal von vorn nach hinten,
also der Länge d j | Tieres nach, dann aber auch vone^chts: hach links, der Que|g nach, wobei
zu bemerjsgn istHässi und hinten im Bereiche des ersten und letzten Reflektors sich
der ¡L'euchtkörper bei allen drei Organgruppen gabelt. Bei den Leuchtköfpern der anderen
Organgruppen hat; .sich wegen ihrer anatomischen Lage nur eine rostro-cäudalwärts gerichtete
flllll^Lmelzung vollziehen können. I@|j.e L eu ch tk ö rp e r-;d er Gruppen bilden;.also, um es
k u rz n.o‘ch e inm al zu wiederholen, sich la n g hinkjfeheji.de S c h lä u c h e mit kn o tig en
V e i d ick u n g en , in wel.che dieubimförmigen Reflek.torenyfe.ntweder e in s e itig o d e r
b e id e rs e itig münden, j e nachdem V e rS hm e lz u n g e n de r Länge- oder de r L än g e
und Quei e nach, s ta ttg e fu n d e n haben. Im letzteren-Falle Verkennt man die der Quere
nach stattgehabiij; Verschmelzung daran, dass-siel; vorn und hinten diÄhlauchartigen Leuchtkörper
in je Zwei kurze gabeln. Über die Ursache dieser Verschmelzungen habe ich folgende
Mutmassung: Infolge der mächtigen Entwicklung der Kieferregion1) ist es zu Verschiebungen
und Zusammenschiebungen in der Körperlängsrichtung zu Gunsten der Höhenentwicklung des
Tieres gekommen, wodurch die an und für sich schon grossen Leuchtorgane einander so nahe
9 Argyropelecus kann vermöge seiner gewaltigen Unterkiefer das Maul sehr weit öffnen, wie ich mich an
Exemplaren von (ier deutschen Tiefseecxpeditioh überzeugt habe. Dieses in seinem Grunde durch die Leuchtorgari-
gruppe der Kiemenhaut hell erleuchtete Cavum qus- scheint dem Tiere als Faagapparat zu dienern