Berührung oder plötzlicher Belichtung sofort einnimmt, ist rein instinktiver Natur und kann
als Reflex aufgefasst werden. Das Hinterende geköpfter oder in Stücke zerschnittener Scolopender
führt auf Reiz mit Hilfe der Endbeine ganz entsprechende Abwehrbewegungen aus.
Der Brutinstinkt erlischt naturgemäss sobald die jungen Scolopender die Bauchseite des
Muttertiers verlassen und sich in dem umgebenden Erdreich zerstreuen.
Nach Beendigung des ganzen Brutgeschäfts, also namentlich im Laufe des Monats August
beobachtete ich zahlreiche Häutungen, an denen sich sogar Individuen beteiligten, die offenbar
bereits vollständig ausgewachsen waren. Die Häutungen scheinen sich stets in der Nähe der
Erdoberfläche zu vollziehen und erfolgten bei den von mir gehaltenen Individuen unter einem
flachen Stein, unter Moos oder an einem ähnlichen geschützten Orte. Die Chitinhülle wird
durch einen Riss, der dorsal in querer Richtung zwischen der Lamina cephalica und dem
ersten Tergit entstanden ist, verlassen. Ist das gehäutete Tier wieder genügend erhärtet, so
frisst es regelmässig die von ihm abgestreifte Haut auf.
Durch anatomische Untersuchungen stellte ich fest, dass sowohl frisch gehäutete männliche
Tiere reife Spermatozoen, wie frisch gehäutete weibliche Tiere mit Spermatozoen gefüllte
Receptacula seminis enthalten können. Häutungen finden also auch noch nach der Ausbildung
der Geschlechtsreife statt. Nach meinen Erfahrungen ist der Eintritt der letzteren bei den
Scolopendern überhaupt nicht an die Erlangung der maximalen Körpergrösse gebunden. Man
findet nämlich nicht selten noch kleinere Individuen, die bereits Eier abgelegt haben. Ich
halte es daher für wahrscheinlich, dass normalerweise jährlich einmal im Sommer nach der
Begattung oder Eiablage eine Häutung durchgemacht wird, welche schliesslich nicht mehr zu
einer weiteren Zunahme der Körpergrösse führt. Bei jugendlichen Tieren vor Eintritt der
Geschlechtsreife dürfte jedenfalls die Zahl der in einem Jahre sich vollziehenden Häutungen
noch eine grössere sein. Uber das Benehmen der aus den Eiern ausgeschlüpften Jugendformen
und über die Häutungen derselben werde ich in dem Abschnitt über die Entwicklung der
äusseren Körperform Mitteilungen machen.
I. Furchung und Keimblätterbildung.
A. Untersuchungen an Scolopendra.
Furchung und Bildung des Blastoderms (Intravitelline Entwieklungsvorgänge).
sind von gelblicher Färbung. Ihre
wie dies bei flüchtiger Betrachtung
a
f
Die frisch gelegten Eier von Scol. cing. und dalm
Gestalt ist bei der ersteren Form nicht -rein kugelig,
erscheint, vielmehr ist der eine Durchmesser des Eies (Fig. I. AjfStSb) fast unmerklich länger,
der hierzu rechtwinkelig stehende (Fig. I. A. e—d) ein wenig kürzer. Überdies lässt sich in
der senkrecht zu den genannten Ebenen befindlichen Richtung eine bald etwas stärker bald
etwas schwächer ausgebildete Abplattung erkennen
(Fig. I. B, Durchmesser e—f). Namentlich in späteren
' Stadien der Entwicklung prägt sich diese Abflachung
sehr deutlich aus, so dass das Ei dann schliesslich
einer von zwei gegenüberliegenden Seiten stark zusammengepressten
Kugel gleicht.
Bei Scol. dalm. ist das Ei regelmässig ovoid
gestaltet. Die beiden an den Enden der Längsachse
gelegenen Pole sind gleichmässig .abgestumpft. Querschnitte
durch das Ei ergeben ein vollkommen kreis- Fig. i.
förmiges Bild.
A. Umriss eines Eies
B. Umriss desselben Eies
Scol. cing. (Vergr. 10).
90% gedreht.
Die Grösse der Eier muss als eine verhältnismässig bedeutende bezeichnet werden
Sie beträgt am Beginne der Entwicklung bei beiden Formen in der Richtung
des längsten Durchmessers durchschnittlich ® mm. Hierzu ist allerdings zu
bemerken, dass die Grösse der verschiedenen Eier, selbst eines und desselben
Geleges keineswegs ganz konstant ist, sondern nicht selten um Va bis 8/i mm
schwankt. Ich halte es für wahrscheinlich, dass die kleinsten Eier eines Geleges
die vom Weibchen zuletzt abgesetzten sind.
Das Chorion (Eischalsei: stellt eine chitinöse, verhältnismässig dünne und
Fig. II.
dabei strukturlose Membran dar. Es ist überaus hart und spröde, lässt keinerlei
Umriss eines Eies
Vorsprünge oder Skulpturen erkennen und ist vollkommen glatt, so dass die
von Scol. dalm.
lebenden Eier gewissermassen wie poliert erscheinen. Ihr glänzendes Aussehen Verpössenmg )0.
wird dadurch noch erhöht,, dass, wie schon oben erwähnt,, ihre Oberfläche stets noch von
einer feinen Schleimschicht bedeckt ist. .
Die gelbe Färbung des Eies rührt sowohl von der schwach gelblich aussehenden Schale
wie von dem durchschimmernden Inhalte her. Der letztere besteht hauptsächlich aus grossen