Trennung zwischen Ektoderm und Mesoderm erfolgt, so lässt sich selbst dann ein histologischer
Unterschied zwischen den genannten Zellenschichten kaum bemerken. Das Ektoderm besteht
aus cylindrischen oder kubischen Zellen, es geht ringsum an den Körperrändern in die einschichtige,
ebenfalls aus kubischen Zeilen bestehende Membrana dorsalis über (Fig. 35),
In den beiden Seitenhälften des Körpers ist die Ektodermlage verdickt und beginnt
stellenweise mehrschichtig zu werden, in der Medianlinie bleibt sie dagegen flach und einschichtig
und bildet daselbst den schon früher erwähnten helleren Ventralstreifen (Fig. 35 mv).
Das Mesoderm ist gemäss seiner Herkunft von den Lateralteilen des Embryo hauptsächlich
lateral entwickelt, während sich median im Bereiche des Ventralstreifens nur vereinzelte
Mesenchymzellen oder EntodCrmzellen vorfinden, welche streckenweise sogar gänzlich
fehlen können. In letzterem Falle stösst natürlich der Dotter direkt an das Ektoderm an.
Jedenfalls bildet der Nahrungsdotter in der medianen Längslinie immer einen kielartigen Vorsprung,
den man als mediane Dotterfirste bezeichnen kann. In der medianen Dotterfirste
finden sich fast regelmässig einige Dotterzellen vor.
Die rundlichen Mesodermzellen stehen im Gegensatz zu den Ektodermzellen nicht in
epithelialem Verbände mit einander, sondern sind nur locker und unregelmässig an einander
gefügt. Mitosen sind in diesem Stadium hier wie im Ektoderm nichts Seltenes.
In einem etwas späteren Stadium beobachtet man, dass die proximal vom Mesoderm
gelegenen Entodermelemente sich auf der Dotteroberfläche in Form einer aus abgeplatteten
Zellen bestehenden Epithellage (enc) ausbreiten. Hiermit ist, wie Fig. 34 zeigt, eine scharfe
Trennung zwischen Mesoderm und Entoderm durchgeführt, und eine sichere Unterscheidung
zwischen denselben ermöglicht, welche in früheren Stadien weniger aus ihrem histologischen
Verhalten hervorging, sondern hauptsächlich nur aus der etwas verschiedenartigen Lage und
Bildungsweise der betreffenden Zellen erschlossen werden konnte.
Die Entodermschicht differenziert sich nicht nur unterhalb der eigentlichen Körperanlage,
mithin also nicht nur im Bereiche der Regio germinalis, sondern greift, da sie von vorn herein
breiter als die letztere ist, auch noch auf die Regio embryonalis über. Das letztere Verhalten
erklärt sich zur Genüge aus der Anlage des Entoderms, welche ganz unabhängig von der auf
den Keimstreifen beschränkten Mesodermbildung (Mesoblastbildung) vor sich gegangen war.
Auch das weitere Wachstum des Entoderms erfolgt selbständig und steht nicht im Zusammenhang
mit der in diesem Abschnitt zu beschreibenden Mesodermentwicklung.
Nach der Differenzierung des Entodermepithels stellt das Mesoderm eine in den Lateralteilen
des Keimstreifs gelegene, mit segmentalen Anschwellungen versehene Masse dar, die
noch aus unregelmässig angeordneten Zellen zusammengesetzt ist (Fig. 34 mes)..
Sehr bald ordnet sich aber in jedem Segmente der grösste Teil der Mesodermzellen
in epithelialer Lagerung dem Ektoderm an, und die betreffenden Zellen bilden hiermit eine
regelmässige aus kubischen oder cylindrischen Zellen bestehende Schicht, welche die ventrale
Wand des in Bildung begriffenen Ursegments oder Cölomsäckchens darstellt. Andere Mesodermzellen
dagegen, welche aus der letztgenannten Mesodermschicht austreten oder auch zum
Teil von Anfang an aus der gemeinsamen Mesodermmasse zurückgeblieben sind, gewinnen
eine mehr abgeplattete Gestalt, so dass sie in dieser Beziehung mehr den Entodermzellen
ähneln. Die abgeplatteten Mesodermzellen schliessen sich dann ebenfalls fester aneinander
und bilden damit die dorsale, an das Entoderm angrenzende Ursegmentschicht (Fig. 43).
Die ventrale Ursegmentschicht (smv) will ich ihrer späteren Bedeutung gemäss als
somatische, die zuletzt erwähnte dorsale Ursegmentschicht (vsw) als viscerale Wand bezeichnen.
Beide Wandschichten, die also aus verschiedenartigen Elementen zusammengefügt werden,
sind anfangs fest aneinander gepresst. Sobald sie dann später auseinander weichen, kommt zwischen
ihnen ein spaltförmiger Hohlraum zum Vorschein (Fig. 43 cöl), der als Cölom anzusprechen ist.
Die Bildung der Cölomsäckchen vollzieht sich in der Richtung von vorn nach hinten.
Diese Regel erleidet nur in soweit eine Ausnahme als die Bildung der Ursegmente in Korrelation
mit der Ausbildung der Körpersegmente steht. Bei der Entwicklung der Säckchen
des Antennensegments zeigt sich also eine Beschleunigung, bei derjenigen des Mandibelsegments
eine entsprechende Verlangsamung. Im Kopf sind aber die Ursegmente schon immer sämtlich
fertig gestellt, ehe noch am Hinterende die Mesodermlagen zur Cölombildung auseinandergewichen
sind.
Eine sehr beträchtliche Verzögerung zeigt sich ferner bei der Entwicklung des Mesoderms
in dem oben erwähnten Zwischenstück, welches zwischen dem letzten (dem 21.) beintragenden
Rumpfsegment und dem Telson gelegen ist. Erst nach der Einkrümmung des Keimstreifens
gelangen daselbst noch zwei Ursegmentpaare zur Ausbildung.
Rechnet man die zuletzt erwähnten Ursegmente des Zwischenstücks mit hinzu, so beläuft
sich die Gesamtzahl der Cölomsäckchenpaare bei Scolopendra auf 30. Dieselben verteilen sich
in regelmässiger Weise auf sämtliche Rumpfsegmente, während sie im Acron und Telson fehlen:
A c r o n .............................................0 Paar Cölomsäckchen
P rä a n te n n en s egm e n t l n >>
A n te n n en s egm en t........................... 1 ,, ,,
In te rc a la rs egm e n t 1 ,, ,,
M a n d ib e ls e gm en t........................... 1 ,, ,,
M ax illen segm en te ..................................2 ,, ,,
Maxillipedsegment........................... 1 ,, ,,
Rümpfsegmente s. str.............................21 ,, ,,
Genitalregion............................................. 2 ,, ,,
T e l s o n ............................................. 0 ,, ,,
Gesammtsumme . . . . 30 Paar Cölomsäckchen.
Obwohl die Cölomsäckchen zur Zeit ihrer Bildung immer eine flache linsenförmige Gestalt
besitzen, so ändert sich diese Form doch schon sehr frühzeitig.
Sobald nämlich an den Körpersegmenten die Extremitäten hervorknospen, folgt die
somatische Ursegmentwand dem sich vorwölbenden Ektoderm und kleidet den Innenraum der
Extremitätenhöhle aus. Hierbei hebt sich natürlich die somatische von der splanchnischen
Schicht ab, das Cölomsäckchen wird grösser und sein Lumen erweitert (Fig. 45).
Entsprechend der Grösse der Antennen gewinnen auch die beiden Antennensäckchen
das ausgedehnteste Cölom. Das Cölomsäckchenpaar des Präantennensegments (prancöl) wird
ebenfalls ziemlich umfangreich, es kann sich ungehindert nach vorn ausdehnen und entsendet
einen flachen Fortsatz mit engem Cölom bis in den präoralen Teil des Keimstreifens hinein.
Letzteres Verhalten ist in Fig. 46 abgebildet, welche einen Teil eines Sagittalschnittes durch
den Kopf mit den vordersten 6 Metameren darstellt.
Zoologiwi. lieft 88. 1 0