dem Bauchgefäss treten, sondern dorsal von ihm in der Medianlinie mit den gegenüber liegenden
Muskeln der anderen Körperhälfte verschmelzen. Hierdurch entsteht ein einheitlicher querer
Muskelstrang, welcher von der einen zur anderen Seite des Körpers hinüberzieht. Aus diesem
Grunde ist es auch ausgeschlossen, dass die transversalen Bauchmuskeln dieselbe Funktion wie
die Flügelmuskeln des Herzens besitzen, sie können jedenfalls nicht als Dilatatoren des Ventral-
gefässes dienen.
5. Peritoneum, Perikardialzellen, Fettkörper und lymphoide Gewebe.
Bei der Bildung des Perikardialseptums und der transversalen Bauchmuskeln, sowie endlich
bei der Bildung der longitudinalen und dorsoventralen Längsmuskeln ist allein die somatische
Ursegmentwand beteiligt.
Von der visceralen Wand bleibt nach Abspaltung des splanchnischen Mesoderms überhaupt
nur eine zarte Lamelle übrig, die den Dotter umwächst und sich hierbei zu einem sehr
dünnen und feinen Häutchen ausdehnt. Dieses Häutchen umspinnt die Aussenseite des Darmkanals
und ist als das Peritoneum desselben anzusehen (Fig. XIV, Fig. 66 tp).
Von dem Peritoneum konnte ich an einigen Stellen einen feinen bindegewebigen Strang
nach der Dorsalseite hin bis zur Genitalanlage verfolgen. Dieser Strang scheint möglicherweise
der letzte Ausläufer des „dorsalen Mesenteriums“ zu sein, welches, wie oben beschrieben wurde,
bei Scolopendra namentlich durch die Ligamenta dors. cord, und durch die Cardiogenitalbänder
hergestellt wird. Indessen konnte ich mich nicht an allen Schnittserien von dem Vorhandensein
eines solchen Stranges überzeugen und weiss daher auch nicht, ob. durch ihn eine konstante
und typische Verbindung zwischen Genitalanlage und Darmperitoneum vermittelt wird.
In Fig. 66 ist ein Querschnitt durch den Rumpfteil eines Fetus von Scol. cing. dargestellt,
der zwar nicht den Verbindungsstrang in seiner ganzen Länge zeigt, aber doch wenigstens
einen von der röhrenförmigen Genitalanlage ausgehenden paarigen Bindegewebsstreifen (bws)
erkennen lässt, der dem soeben besprochenen Verbindungsstrang angehört.
Das Darmperitoneum von Scolopendra kann, da es den Überrest der visceralen Ursegmentwand
darstellt, mit der medialen Schicht des die Leibeshöhle auskleidenden Peritoneums
von wurmartigen Tieren morphologisch verglichen werden. Eine Ähnlichkeit ist freilich kaum
noch vorhanden, denn während bei den Würmern das Peritoneum an die sekundäre Leibeshöhle
angrenzt, wird diese bei Scolopendra vom Fettkörpergewebe verdrängt. Fettgewebe
und Peritoneum schliessen sich dann so eng aneinander, dass streckenweise das letztere nur
als oberflächliche Schicht des ersteren erscheint.
Das Fettkörpergewebe ist mesodermaler Natur, und geht aus den bei der Muskelbildung
übrig gebliebenen Zellen, namentlich solchen der somatischen Wände hervor. Die betreffenden
Zellen gewinnen den Typus von Mesenchymzellen, indem es sich um rundliche oder unregelmässig
geformte Elemente handelt, die in losem Zusammenhänge mit einander stehen oder
sich nur in Gestalt von Ketten und Strängen locker zusammenschliessen. In ihrem Plasma
treten Fetttröpfchen auf.
Man kann anfangs einen ausgedehnten Fettkörperkomplex in den Seitenteilen des Körpers
erkennen, der aus den lateralen Ursegmentalschnitten (Fig. 50 fc) hervorgegangen ist und je einen
schmalen Fettkörperstreifen, der in dem Perikardialsinus sich vorfindet und dort dem Perikardialseptum
anliegt. Wenn später der Dotter zusammenfällt und die primäre Leibeshöhle sich
dementsprechend vergrössert, so dehnt sich das Fettkörpergewebe sehr stark aus und verteilt
sich ziemlich gleichmässig in der ganzen Leibeshöhle (Fig. 66 fc).
Ganz konstant treten „Fettkörperzellen“ unmittelbar zu den Seiten des Herzens auf.
Sie befinden sich später in dem engen Raum, der einerseits vom Herzen, andererseits von
den beiden an die Adventitia desselben herantretenden Lamellen der Perikardialmembran begrenzt
wird. Die daselbst befindlichen Zellen sind als Perikardialzellen (Fig. 55, 66 pc) beschrieben
worden, sie sind wie die echten Fettkörperzellen wohl zweifellos von den somatischen
Ursegmentwänden herzuleiten. Irgend ein histologischer Unterschied zwischen Fettkörperzellen
und Perikardialzellen ist überhaupt anfangs nicht im geringsten zu ziehen, und auch später
beruht derselbe hauptsächlich nur darin, dass in den Perikardialzellen eine grössere Menge
•von bräunlichen Konkrementen auftritt, während die Fettkörperzellen zum Teil von letzteren
ganz frei sind oder doch nur ein geringeres Quantum von Konkrementen enthalten.
Auf das Mesoderm sind endlich noch die zarten bindegewebigen Membranen zurückzuführen,
welche im Körperinnern alle grösseren Organe umspinnen und eine dünne peritoneale
Hülle1 um letztere bilden. Die bindegewebige Adventitia des Nervensystems, das Perimysium
der Muskulatur, die zarte bindegewebige Scheide, welche die Matrix grösserer Tracheen umkleidet
u. a. gehören hierhin. Alle diese Bildungen können in histologischer Hinsicht mit einem
gewissen Recht als Derivate des mesodermalen Fettkörpergewebes betrachtet werden, da sie
meist durch zarte Stränge und Zellbrücken mit dem letzteren noch in lockerer oder festerer
Verbindung stehen.
Auch die Cutisschicht der Körperhaut gehört in diese Kategorie von Geweben. Ihre
Bildung vollzieht sich in den späteren Stadien der Embryonalentwicklung (Fig. 55 cs). Es
legen sich dann Mesodermzellen von innen an alle diejenigen Stellen der Hypodermis an,
welche noch von Muskelinsertionen frei geblieben sind. Die betreffenden Zellen breiten sich
rasch aus und bilden eine aus spindelförmigen Elementen bestehende, oft nahezu fibrilläre
Schicht, die der Basalmembran der Hypodermis fest anliegt und welche als Cutis bezeichnet
werden kann. Letztere stellt zusammen mit der Hypodermis (besser Epidermis) und der oberflächlichen
Chitinlage die Körperhaut des Tieres dar.
Im Laufe des Adolescensstadiums treten in dem Plasma der Cutiszellen bläuliche oder
grünliche Pigmentkörnchen auf, die später (Fig. 67 cs) in grösser Menge vorhanden sind und
auf deren Anwesenheit die blaugrüne Grundfarbe der jugendlichen Scolopender beruht, die
für die beiden von mir untersuchten Arten charakteristisch ist. Bei den jungen Individuen
von Scol. cing. findet sich im Hinterkopf, im Kieferfusssegment und 21. Rumpfsegment ziegelrotes
Pigment vor, welches die auffallende rote Färbung der genannten Abschnitte veranlasst.
Das Cutispigment erhält sich bei Scol. dalm. zeitlebens, während es bei Scol. cing. grösstenteils
später wieder verschwindet und eigentlich nur an der Dorsalseite noch in beträchtlicher
Menge zurückbleibt. Bei den ausgewachsenen Tieren von Scol. cing. pflegt aber auch dorsal
von dem Cutispigment meist nichts mehr äusserlich erkennbar zu sein, weil es durch die dicke
gelbliche Chitinschicht verdeckt wird. Nur zur Zeit der Häutung wird das betreffende Pigment
wieder sichtbar, wie sich an frisch gehäuteten Tieren von Scol. cing., die dorsal blaugrün gefärbt
sind, feststellen lässt.
Als echte Bindegewebsschicht ist die Cutis gegen das Körperinnere nicht überall scharf