und Genitalsegment vorhanden ist. Infolge derselben befinden sich die dem Gemtalsegment
angehörenden beiden Genitalhöcker in der Tiefe, um beim Weibchen dauernd eingesenkt zu
bleiben, während beim Männchen wenigstens noch während des Fortpflanzungsakts ein Hervorstülpen
derselben Vorkommen kann.
Ein unpaarer ektodermaler Ausführungsgang fehlt dem weiblichen Scolopender, weil das
ektodermale Atrium genit.ile desselben eben nur von der eingestülpten intersegmentalen Körperhaut
hergestellt wird. Auch beim männlichen Scolopender ist der ektodermale Ausführungs-
gang (Canalis ejacnlatorhis) nur in relativ unvollkommener Form als eine zwischen den Genitalhöckern
gelegene Genitalrinne entwickelt. Ein selbständiger aus dem Ektoderm hervorgehender
unpaarer Ausführungsgang kommt bekanntlich bei Peripatus in beiden Geschlechtern
vor und fehlt in der Gruppe der Insekten nur in vereinzelten Fällen (Ephemeriden) dem Weibchen,
Die beiden Paare ektodermaler Anhangsdrüsen, die sich meiner Deutung nach bei Scolopendra
auf das Prägenitalsegment und Genitalsegment verteilen, stehen weder beim Männchen
noch beim Weibchen mit dem eigentlichen ausführenden Abschnitte des Genitalsystems (mesodermaler
Ausführungsgang, Canalis ejaculatorius) im Zusammenhang, sondern münden unabhängig
und ausserhalb desselben in das Atrium genitale ein. Diese Drüsen geben sich hiermit
als typische Hautdrüsen zü erkennen, die möglicher Weise den oben beschriebenen Extremitätendrüsen
der weiter vorn gelegenen Rumpfsegmente entsprechen dürften.
Beim Weibchen hat das dem Prägenitalsegment angehörende Drüsenpaar eine Modifikation
erlitten, es dient nicht mehr zur Sekretion sondern fungiert als Receptaculum seminis. Es
sei darauf hingewiesen, dass gerade bei den niedrig stehenden Insekten die Receptacula seminis
gleichfalls ektodermaler Natur siud und in vielen Fällen (Blattiden, Dermapteren) in ganz
ähnlicher Weise wie bei Scolopendra unabhängig von der eigentlichen Mündung der Geschlechtsorgane
in einer durch Einstülpung der Körperhaut entstandenen Genitaltasche sich öffnen.
IV. Der Darmkanal.
A. Untersuchungen an Scolopendra.
Die drei Hauptabschnitte des Darmkanals, Vorder-, Mittel- und Enddarm entstehen bei
Scolopendra wie bei den Vertretern der meisten Arthropodengruppen in bekannter Weise
aus drei differenten Anlagen. Man unterscheidet bereits in frühen Embryonalstadien 1) das
ektodermale von der Mundöffnung ausgehende Stomatodäum, 2) das ektodermale von der
Afteröffnung ausgehende Proktodäum, 3) die Masse der zwischen diesen beiden Teilen gelegenen
Entodermzellen, welche später den Mitteldarm liefern.
Auf die Entwicklung der Entodermzellen bin ich bereits oben eingegangen. Letztere
setzen noch vor der Ausbildung der Cölomsäckchen eine einschichtige aus abgeflachten Zellen
bestehende Epithellage zusammen, die an der ventralen oder vegetativen Seite des Eies sich
vorfindet. Dieses Entodermepithel kommt durch Aneinanderschliessen der ursprünglich isolierten
Entodermzellen zustande und stellt demzufolge eine dünne aber kontinuierliche der
Oberfläche des Dotters anliegende Membran dar (Fig. 35, 43, 45, 61 e.nc),
Man beobachtet alsdann, dass das Entodermepithel sich sehr rasch ausbreitet und dass
es, noch ehe die Differenzierung der Cölomsäckchen in verschiedene Abschnitte vor sich gegangen
ist, bereits den gesamten Dotter in Form eines dünnwandigen Sacks einschliesst. Das
rasche Wachstum des Entodermepithels scheint hauptsächlich, vermutlich sogar ausschliesslich
durch Ausdehnung Und Vergrösserung der ursprünglich nur ventral vorhandenen Entoderm-
schicht zu erfolgen. Es ist vielleicht nicht ganz ausgeschlossen, dass auch von der dorsalen
(animalen) Fläche des Eies Sich vom Ektöderm einzelne Elemente abgespalten haben, die
ebenfalls zur Vergrösserung der Entodermschicht beitragen, doch habe ich mich von einer
solchen Beteiligung nicht durch direkte Beobachtung überzeugen können und halte es überhaupt
für wahrscheinlicher, dass die wenigen dorsal abgetrennten Zellen nur zu Mesenchymzellen
(Blutzellen) nicht aber zu Entodermzellen werden.
Mit der Entwicklung der Entodermzellen aufs innigste verknüpft ist die Umgestaltung
des Nährungsdotters Und der in ihm enthaltenden Dotterzellen oder Trophocyten. Letztere
und die Entodermzellen Sind, wie schon oben äusgeführt wurde, als genetisch gleichwertige
Elemente änzüsehett, zwischen denen eine scharfe Grenze zu ziehen weder in physiologischer
noch in morphologischer Hinsicht möglich ist. Es wird in diesem Abschnitte infolge dessen
auch die endgültige Entwicklung der Dotterzellen noch zu besprechen sein.
Wenn die Bildung der Embryonälänlage vor sich geht, lässt sich eine bestimmte Anordnung
der Dotterzellen nicht verkennen. Dieselben zeigen sich nämlich vorzugsweise in den
peripheren an den Embryonalkörper angrenzenden Teilen des Dotters und liegen dort zwischen
Dotterballen und Fettkügeln eingestreut (Fig. 43, 45 de). Diese Zellen Unterscheiden sich in
der Regel schön histologisch ein wenig durch die Gestalt und Struktur ihrer Kerne von den
eigentlichen Embryonalzellen. Während die rundlichen Kerne der letzteren verhältnismässig
viel Chromatin enthalten, das ziemlich zusammengedrängt den ganzen Kern erfüllt, so ist bei
den Dotterzellen die Chromatische Substanz mehr verteilt, der Kern selbst wird meist grösser,
er ist vielfach unregelmässig geformt und in ihm pflegen ein oder mehrere Nucleolen sehr
deutlich hervorZutre'ten.
Die hervorgehobenen Unterschiede gelten Zwar nicht für alle, aber doch für die Mehrzahl
der dem Embryonalkörper benachbarten Dotterzellen, an denen ich ferner nach Anlage
des Keimstreifs niemals Mitosen bemerkt habe. Sofern die Dotterzellen sich überhaupt noch
teilen sollten, was ich indessen nicht für wahrscheinlich halte, so dürfte ihre Vermehrung jedenfalls
wohl nur mittelst direkter Kernteilung erfolgen können. Dem Plasmakörper der Dotterzellen
fehlt in der Regel eine schärfe Begrenzung, er pflegt unregelmässige Fortsätze auszu-
seüden, Welche sich häufig ohne Grenze in der umliegenden Döttersubstanz verlieren. Die
geschilderten Eigenschaften machen es wahrscheinlich, dass die Dotterzellen im Begriffe stehen,
die Dotterballen aufzulösen und sie dem in der Entwicklung begriffenen Körper zugänglich
zu machen.
Vereinzelte Dotterzellen der beschriebenen Art, welche ebenfalls als Trophocyten fungieren,
finden sich äuch an verschiedenen anderen Stellen, nicht nur am Embryonälkörper in der Regio
gerininailis, sondern auch unterhalb des Ektoderms der Regio embryönalis vor. Noch andere Dotter-
zell'en zeigen sich im Innern des Fies bald hier bald dort unregelmässig in der Dottermasse zerstreut
und endlich ist auch noch imCentrum der letzteren die Ansammlung der centralen Furchungs-
zellen (Fig. 33 ec) anzutreffen, auf welche bereits bei Beschreibung der Furchung hingewresen wurde.