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auch selbst überzeugte, einen dicken Ring zahlreicher langer Nervenfasern, dem wenige Ganglienzellen
angehängt sind.
Da^e^en werden wir durch den diffusen Ganglienplexus an Kl.’s 6 „Reflexzellen“ dei
Lop.-Umbrella erinnert. Durch die neue grosse Lopadorhynchus-Arbeit'Eduard Meyers,
welche bald nach derersten Veröffentlichung der vorliegenden Befunde (deutsch Mitt. Neap. 1900)'
erschien, sind wir bei dieser Larve mit einem ungemein reichen Netz von Ringnerveh,
R a d iä rn e rv e n und eingeschalteten Ganglienzellen der Larvenhaut bekannt geworden. Da
auch die Mittelmeerlarve von Polygordius in dieser schönen Arbeit berücksichtigt ist, werden
wir uns später noch eingehender damit zu beschäftigenv haben.
Es ist wohl kein Zweifel, dass als die ursprünglichere Form des Nervensystems der
diffuse, vielfach anastomosierende Ganglienzellenplexus im Gegensatz zu der isolierten Nervenleitung
mit ausgesprochenen Zentren zu betrachten ist. Das Vorkommen b e id e r Systeme
auf der phylogenetisch so wichtigen Trochophora ist besonders interessant, zumal deshalb,
weil das ältere System nur dem Larvengewebe angehört und mit diesem abgeworfen wird,
während von den isolierten Strängen, das stärkst entwickelte und allein beide Hemisphären
umspannende Paar mit dem Zentrum, dem späteren Oberschlundganglion, yom Wurm übernommen
wird.
Die Ähnlichkeit des Ganglienzellenplexus mit dem der Cölenteraten und zumal der
Ctenophoren ist eine überraschende, nur sind bei der Wurmlarve die Zellen spärlicher^ grösser
und viel reicher verästelt, als das von Cölenteraten bekannt, ist. Leider konnte bei Ctenophoren
der Zusammenhang des Plexus mit den Meridiannerven noch nicht nachgewiesen werden.
Die Natur der letzteren als Nervenfasern ist ja auch noch nicht zweifelsohne: während z. B.
Hertwig*) 1880 auf Tafel XXI Fig. 13 seiner Ctenophorenarbeit deutlich parallele F a s e r n
mit einigen Anastomosen darstellt, spricht Chun**) 1891 nur ,,in physiologischer Hinsicht“
von „Nerven, insofern sie durch Zellenkontakt einen die Bewegung der Cilien . . . auslösenden
Reiz weiterleiten.“
Bethe***) stellte 1895 den Ganglienzellenplexus von Cydippe mit Metylenblau dar, sagt
aber nichts über die Natur der „Meridiannerven“ resp. Flimmerrinnen.
Also ist die Frage nach dem Vorhandensein nervöser F a s e r n noch nicht erledigt; jedenfalls
aber ist die Übereinstimmung der acht leitenden Radiärstränge nebst apicalem Zentrum
und diffusem Ganglienplexus der Rippenquallen mit den acht Radiärnerven, Scheitelplatte und
Ganglienplexus unserer Trochophora eine ins Auge fallende: Ausser bei Cölenteraten wurde
ein solcher primitiver Plexus noch bei Sagitta von O. H e rtw ig (Jenaische Zeitschrift 1880)
beschrieben und ferner von R. S. B e rg h (Die Metamorphose von Aulostoma gulo. Arb. a.
d. Zool. Institut Würzburg Bd. VII). Er schreibt (p. 238): „Zwischen den Muskelzellen findet
sich überall an der Leibeswand zerstreut eine ziemliche Anzahl spindelförmiger oder mehrfach
verzweigter Zellen, deren Ausläufer oft ungeheuer lang und fein ausgezogen sind. Diese Aus-
*) R . H e r t w i g . Ü b er d en B au d e r C ten o p h o ren . Je n a isc h e Z eitsc h rift B d. 14. 1880.
**) C. C h u n . B ro n n s K lassen u n d O rd n un g en . C o elentata p. 142.
***) A . B e t h e , d e r su b ep ith eliale N erv en plex u s d e r C ten o p h oren . B iol. C en tralb l. 15VBd. p . 140.
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läufejr- . . . setzen oft die. einzelnen Zellen mit einander in Verbindung, sodass ein deutlicher
Plexus hergestellt wird . . . Es wird wohl eine, nicht unberechtigte Hypothese sein, diese
Zellen als Nervenzellen zu betrachten.“ Die Larve. besitzt nämlich auf diesem Stadium zwar
ausgebildete Muskulatur, aber ausser diesen Zellen kein Nervensystem, da ,,das definitive
Nervensystem des Blutegels noch nicht in Ganglienzellen und Fasersubstanz ausgebildet“ ist;
Diese Angaben sind für uns ganz besonders interessant, da auch hier das Larvenepithel abgeworfen
und durch das definitive Ektoderm ersetzt wird. Ich werde auf die wichtigen Arbeiten
B e rg h s bei der Fortsetzung dieser Publikation noch näher einzugehen haben, wie ich
überhaupt die allgemeinen Gesichtspunkte später ausführlicher behandeln möchte.
F. Der Lokomotionsapparat der Larve.
Die wichtigste Modifikation der Larvenhaut finden wir in den beiden Wimperkränzen
des Äquators, deren Zellen (Wimper- und Drüsenzellen) daher besonders besprochen werden
sollen. Die zugehörigen kontraktilen und nervösen Elemente sind pag. 11 und pag. 17 schon
betrachtet worden.
Der P ro to tro c h * ) besteht aus einer Doppelreihe grösser Wimperzellen, die nach oben
(dem Scheitelpole zu) von einer dicken Larve von Drüsenzellen („Drüsenwulst“) begleitet
werden, während unten (analwärts) einige kleinere mit kurzen Wimpern besetzte Zellen sich
anschliessen.
Der M e ta tro c h besteht aus e in e r Reihe viel kleinerer und vor allem flacherer Wimperzellen
und ist analwärts von einer einzigen Reihe grösser Drüsenzellen begleitet.
Der I n t e r t r o c h a l r a u m besteht aus. einer oberen, nicht wimpernden, von Cuticula
bedeckten Hälfte und einer unteren, in den Metatroch übergehenden Hälfte, die von dicht
mit feinsten Wimperhärchen besetzten Zellen gebildet wird.
Innerhalb des .Drüsenwulstes finden, sich, wie oben dargestellt, einzellige Ringmuskelbänder,
innerhalb der Prototrochwimperzellen ein starker, innerhalb des Metatrochs ein schwächerer
Ringmuskel. Dazu kommt das bereits beschriebene Trochnervensystem, bestehend aus zwei
kingen von Ganglienzellen mit ihren äquatorialen und meridionalen (intertrochalen) Fortsätzen.
Die Drüsenzellen
beider Troche zeigen den gleichen Bäu wie die beschriebenen ambulanten Drüsen der Leibeswand,
die von ihnen auch zum Teil (bes. Hyposphäre) abstammen. (Die grosse Mehrzahl der
Hautdrusen, zumal der Episphäre, scheint jedoch an Ort und Stelle (aus Epithelzellen?), zu
entstehen):
Im P r o to t r o c h (Taf. IV, Fig. 5—10; V, 1 -S ) finden.wir bei weitem dr|gröbste Anhäufung.
dieser Elemente.: Sie bilden hier in l- f |J SeiuGhten horizontal und 3—7 Schichten
vertikal -—je nach 'Kontraktionszustand der zugehörigen Muskelfasern S . einen flacheren oder,
dickeren Wulst. Auf Schnitten sieht man gut die drei Bestandteile diesM(2ellen, den meist
*) D e r P ro to tro c h d e r L arv e von P . ap p en d iculatu s u n te rsc h e id e t s ic h 'v o n dem jenigen d es P . lacteu s d ad u rch , dass,
e r zw isch en d e n W im p erzelien am o rp hes b rau n g elb es P ig m e n t au fw eist, d as dem des A fterw u lsfes'b eid er S p ezies gleicht. .