wand sich bald ablöst, ist als Anlage der ventralen Längsmuskeln zu betrachten, sie ist, wie
Fig. 51 erkennen lässt, etwas grösser als die dorsale Muskelanlage und besitzt auf dem Querschnitt
eine eiförmige Gestalt.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass an der Bildung der ventralen Längsmuskeln die somatische
Wand des ventralen Ursegmentabschnitts sich in erster Linie beteiligt. Während diese Wandschicht
früher (vergl. Fig. 45) verhältnismässig dick war, ist sie alsbald nach dem Auftreten
der ventralen Längsmuskelanlage erheblich dünner geworden und unterscheidet sich nach
einiger Zeit in dieser Hinsicht kaum mehr von der ihr gegenüber liegenden visceralen Wand.
Auch der laterale Abschnitt des Ur-
segments, der in der Extremitätenhöhle sich
befindet , wird zum Schauplatz mehrerer
Wucherungen und kleiner Ausstülpungen.
Auch hier treten Zellengruppen aus der
somatischen Wand hervor, und fügen sich
dem Ektoderm der Extremität an, um später
zu den verschiedenen Beinmuskeln zu werden
(Fig. 51 mskl.).
Fig. 51 stellt einen Schnitt durch einen
taschenmesserförmig in den Dotter eingekrümmten
Keimstreifen dar. Eine bessere
Übersicht gewährt die etwas schematisierte
Abbildung Fig. XIII.
Man erkennt, dass in diesen Stadien
die Bauchflächen der vorderen und hinteren
Körperhälfte sich gegenseitig berühren, so
dass die Ektodermschichten derselben gegen
einander gepresst sind. Auf das Ektoderm
bezw. die Membrana ventralis folgt nach
innen einmal das Darmfaserblatt und ferner
das Entoderm. Da Entoderm und Darmfaserblatt
innig Zusammenhängen, sind sie in
Fig. XIII nur durch eine einzige mit Punkten
versehene Linie" (in) dargestellt, sie liefern
eine sackartige Bekleidung für die central
gelegene Dottermasse.
"9o wi in
Fig. XIII. Transversalschnitt durch einen jungen Embryo von
.Scoi, cing., bald nach der Einkrümmung des Keimstreifens. Der
Körper ist in Folge der Einkrümmung zweimal getroffen worden,
cöl = Cölom, do = Dotter, in = Wand des Intestinums, md =
Membrana dorsalis, m v p Membrana ventralis, p = Extremität,
schl = lateraler Blutsinus (Schizocöl), sterni = laterale Sternit-
anlage, tergi = laterale Tergitanlage.
Es ist wichtig, dass in diesem Stadium sich der Dottersack an der ventralen Seite von
dem Ektoderm abgehoben hat. Dieses Abheben findet aber nur in den beiden lateralen Körperhälften
statt und führt daselbst zur Bildung zweier spaltförmiger Hohlräume (Fig. XIII schl),
die als erste Anlage der definitiven Leibeshöhle bezw. des Schizocöls zu betrachten sind.
Noch längere Zeit hindurch bleibt der paarige laterale Schizocölraum erhalten und stellt
den einzigen nachweisbaren Abschnitt der definitiven Leibeshöhle dar. Ich will ihn, da er mit
Blutflüssigkeit gefüllt ist, als lateralen Blutsinus bezeichnen. Abgesehen von der an Schnitten
in Form eines Gerinnsels erkennbaren Blutflüssigkeit enthalten die beiden Lateralsinus auch
einzelne isoliertB'rundliche oder ovoide. Mesodermzellen, in denen man die ersten Blutzellen
vor Augen hat. Dieselben lassen sich auf diejenigen Mesodermzellen zurückführen, welche
früher in der Medianlinie des Körpers zwischen den Cölomsäckchen sich vorfanden.
Die nun folgenden Entwicklungserscheinungen werden nur dann verständlich, wenn man
sich vergegenwärtigt, dass von der noch auf die Lateralseiten des Eies beschränkten Körperanlage
aus ein Waöhstumsprozess ¡sowohl nach der ventralen, wie ganz besonders nach der
dorsalen, Medianlinie hin stattfindet. Dieser Wachstumsprozess bezweckt eine gleichmässigere
Verteilung des Mesoderms und die allseitige Umhüllung des vom Entoderm eingeschlossenen
Dotters durch mesodermale Gewebe. Es ist klar, dass bei einem solchen Vorgänge die Ursegmente
eine mehr langgestreckte Form annehmen müssen, und dass hierbei auch das Ur-
segmentlumen spältförmig werden wird, bis es ^schliesslich fast ganz zu Grunde geht.
Ich bespreche zunächst ein Stadium, in welchem die Umwachsung des Dottersacks durch
das Mesoderm zur Hälfte sich vollzogen hat (Fig. 5 0 ):'i
Hier fällt zunächst auf, dässi die beiden lateralen Blutsinüs (sch) bedeutend schmäler
geworden sind, während sie jetzt freilich sehr viel weiter nach der Dorsalseite hinaufreichen.
Hiermit ist Platz für die Ausbreitung des Mesoderms, gewonnen.
¡Die ventralen Teile?.der Ursegmente ¡usv) sind zur Zeit noch am wenigsten in Mitleidenschaft
gezogen worden. Sie bestehen, . ehe eine Vereinigung der paarigen Ganglienanlagen
in der ventralen Medianlinie erfolgt ist, aus zwei dünnen Mesodermlamellen, welche ein streckenweise'kaum
noch wahrnehmbares Lumen zwischen sich lassen. Die1 beiden Lamellen, die der
somatischen und visceralen Wand entsprechen, sind aus Zellen zusammengesetzt, welche infolge
der starken Streckung eine spindelförmige Gestalt erlangt haben.
Der bisherige' laterale Abschnitt der Ursegmente ist als solcher schon fast vollständig
verschwunden: Seine somatische Wand hat nicht nur die verschiedenen Extremitätenmuskeln
(mskl) geldbferti)I'S®Adern ist auch noch zur Bildung der Dorsoventralmuskeln (dmm) verwendet
worden. Verschiedene dieser Muskelanlagen, welche in dem in Rede stehenden Stadium aller-
dings. erst lediglich' aus Anhäufungen von rundlichen Mesodermzellen bestehen, sind bei dem
in Fig. 50 abgebildeten Schnitt getroffen worden. Da ausserdem der laterale Ursegment-
abschnitt auch noch an der Bildung des Darmperitoneums und Eettkörpergewebes Teil genommen
hat, so ist in'seiner Region das iCölom gänzlich geschwunden.
Die dorsalen Ursegmentabschnitte (cöl *) erinnern in ihrem Habitus noch am meisten an
das Aussehen in früheren Stadien, Allerdings sind auch diese Abschnitte gegen früher bedeutend
in die Länge gezogen und vieb weiter nach def ¡©orsalseite geschoben worden. Man
kann indessen ohne Schwierigkeit noch die beiden charakteristischen Wände, die somatische
und viscerale, unterscheiden.
Verfolgt man diese beiden Schichten nach der Ventralseite, so ist zu bemerken, dass
die viscerale Wand allmählich in die entsprechende zu einer zarten Lamelle gewordenen Schicht
des in Auflösung begriffenen lateralen Ursegmentabschnitts übergeht Die somatische Wand
lässt sich auch ziemlich weit ventralwärts verfolgen, sie umgreift den dorsalen Längsmuskel
und man erkennt an geeigneten • Stellen, dass sie sich unterhalb (ventral) desselben an das
Ektoderm anheftet.
Anders verhält es sich am dorsalen Ende des dorsalen Ursegmentabschnitts, wo somatische
und viscerale Wand in einander übergehen. Die Zellen, welche an der Übergangsstelle sich