
dem 21. Rumpfsegment ein Paar kleiner Querfurchen zu bemerken. Durch diese Furchen
wird ein kleines schmales vor dem Telson gelegenes Zwischenstück (xsm) abgeschieden, dessen
weitere Entwicklung ich unten schildern werde.
Ehe ich die folgenden Entwicklungsvorgänge bespreche, will ich noch einige W orte über
den bereits erwähnten in der Medianlinie des Körpers befindlichen Ventralstreifen anschliessen.
Der letztere ist an der Segmentierung nicht beteiligt worden, sondern er durchbricht in der
Mittellinie des Körpers die gesamte Segmentreihe. Wenn die hierdurch verursachte mediane
Trennung der Metameren im allgemeinen nicht so deutlich, wie man erwarten sollte, hervortritt,
so ist dies nur dem Umstande zuzuschreiben, dass die Segmenthälften bald nach ihrer Ausbildung
sich etwas näher in der Medianlinie aneinanderschieben und im hinteren Teil des
Keimstreifens (Fig. 10), besonders häufig aber in der Mitte desselben sich sogar bis zur völligen
Berührung an einander legen können. Im letzteren Falle, d. h. wenn die Segmenthälften sich
berühren, ist natürlich auch der bisher dort vorhanden gewesene Ventralstreifen verschwunden.
Stets handelt es sich aber hierbei nur um eine vorübergehende Erscheinung. Ist die oben
genauer beschriebene Segmentierung beendet, so weichen auch die Keimstreifhälften wieder
lateralwärts auseinander, und der Ventralstreifen tritt mit der früheren Deutlichkeit hervor. Da
das Auseinanderweichen am stärksten in der Körpermitte vor sich geht, so wird natürlich daselbst
auch der Ventralstreifen am breitesten, während er vorn und hinten schmaler bleibt.
Während die beiden Keimstreifhälften auseinander weichen, lassen sich an den Segmentwülsten
bemerkenswerte Veränderungen nachweisen (Fig. 9).
Ich hatte schon oben darauf aufmerksam gemacht, dass in jeder Körperhälfte die Mitte
des hinteren Segmentrands verdickt ist. Diese Verdickungen haben inzwischen an Umfang
gewonnen und nehmen jetzt die Form kleiner nach hinten gerichteter Zapfen an, in denen
die Beinanlagen zu erblicken sind. Obwohl also die erste Spur der Extremitätenanlage ganz
am Hinterende des betreffenden Segments sich vorfindet, so nimmt sie doch sehr bald die
ganze Breite des Segments in longitudinaler Richtung in Anspruch. Ist dies geschehen, so
zeigt sich alsdann eine jede Segmenthälfte aus drei Teilen zusammengesetzt, nämlich 1 ) aus
dem in der Mitte befindlichen Extremitätenhöcker (p), 2) aus einem lateralen (tergl) und 3) aus
einem an dem helleren Ventralstreifen sich anschliessenden medialen Teil (sternl): Der laterale
Teil stellt die Anlage des Tergits, der mediale diejenige des Sternits dar. Fig.- 9 lässt diese
Verhältnisse deutlich erkennen.
Die Entwicklung der Extremitätenhöcker vollzieht sich im allgemeinen in der Richtung
von vorn nach hinten. Gewisse Modifikationen von dieser Regel ergeben sich aber insofern,
als die Kieferfüsse (von den oben erwähnten Antennenanlagen abgesehen) zuerst auftreten, die
zweiten Maxillen sich gleichzeitig mit den vorderen Rumpfbeinen bilden, während erst dann
die vorderen Maxillen und noch später die Mandibeln zum Vorschein kommen.
Diese Abweichung von der allgemein gültigen Regel, dass die Körpergliedmassen in der
Richtung von vorn nach hinten sich ausbilden, ist aber nur auf die vordere Körperregion beschränkt
und dort auch nur durch die verschiedenartige Entwicklung der Kieferpaare bedingt
worden. Diejenigen Kopfanhänge, welche die bedeutendste Grösse erlangen, wie die Kieferfüsse
entstehen zuerst, während die dauernd verhältnismässig unansehnliche Zapfen darstellenden
Mandibeln zuletzt angelegt werden.
Am Intercalarsegmente treten bei Scolopendra niemals Extremitätenanlagen hervor.
Am Hinterende fällt besonders auf, dass am 21. Rumpfsegmente sehr viel stärkere Extremitätenanlagen
zu Tage treten, welche sehr bald mit alleiniger Ausnahme der Antennen
sämtliche übrigen Gliedmassenhöcker an Grösse nicht unwesentlich überflügeln. Die betreffenden
Extremitäten des 21. Rumpfsegments werden zu den sogenannten Endbeinen. Fig. 9 (p 21)
zeigt am besten ihr Grössenverhältnis im Vergleich zu den übrigen Rumpfbeinen während der
Keimstreifperiode.
Wichtige Umgestaltungen gehen ferner am Vorderende des Keimstreifens vor sich und
sind gleichfalls in dem in Rede stehenden Stadium (Fig. 9) bereits erkennbar.
Am Vorderende fällt eine im Vergleich zu den bisherigen Stadien (Fig. 10) eingetretene
Lageveränderung der einzelnen Teile auf. Eingeleitet wurde dieselbe eigentlich schon früher
dadurch, dass die hinteren Mundränder nach vorn wucherten und die weite Mundöffnung auf
einen schmalen Spalt reduzierten. Ähnlich wie eine solche Verschiebung nun in der Medianlinie
vor sich gegangen ist, so rücken auch die weiter seitlich gelegenen Körperpartieen mehr
nach vorn. Die Folge dieser Bewegung zeigt sich bald darin, dass die Antennen, welche ursprünglich
ziemlich weit hinter der Mundöffnung ihren Platz einnahmen, sich jetzt in gleicher
Höhe mit dieser vorfinden, oder dass sogar ihre Basis eher noch etwas vor die Mundlinie gerückt
ist.
Auch die Anlage des Clypeus, auf welche bereits oben hingewiesen wurde, hat sich inzwischen
verändert. Abgesehen davon, dass sie sich erheblich vergrössert hat, ist es namentlich
an ihrem Hinterrande zu einer starken Wucherung gekommen, so dass sich eine unpaare
Hautduplikatur vom Hinterende der Clypeusanlage her über die Mundöffnung hinüber geschoben
hat. Diese Hautfalte wird zum Labrum oder der Oberlippe, welche also nur durch eine mediane
Verlängerung der Clypeusanlage nach hinten zustande gekommen ist. Da das Labrum die
Mundöffnung von vorn und oben her überdeckt, so ist die letztere bei einer Ansicht von der
Ventralseite her dann nicht mehr sichtbar. Bei Fig. 9 musste die Oberlippe (lab) künstlich
etwas in die Höhe gehoben werden, um die Mundöffnung zu zeigen. Das vor der Oberlippe
gelegene und aus der ursprünglichen Anlage hervorgegangene rundliche Feld stellt dann den
eigentlichen Clypeus dar (Fig. 9 clyp). Labrum und Clypeus werden durch eine schmale, vorn
konvexe Furche von einander getrennt.
Von grossem Interesse ist die Ausbildung, welche inzwischen die beiden vor den Antennen
gelegenen und bereits in einem früheren Stadium beschriebenen quergestellten wulstförmigen
Vorsprünge erlangt haben (Fig. 10 pran). Durch die erwähnten Verschiebungsprozesse sind
sie ebenfalls, obwohl sie anfangs zu den Seiten, eher sogar noch ein wenig hinter der Mundöffnung
sich befunden haben, nunmehr vor dieselbe gelangt (Fig. 9 pran). Ihre Gestalt ist dabei
die von zwei vorspringenden Höckern geworden. Die beiden Höcker sind jetzt aber sowohl
vorn wie hinten durch tiefe Furchen ganz deutlich abgesetzt, sie haben überhaupt eine derartige
Grösse und Selbständigkeit gewonnen und zeigen ferner in ihrem ganzen Habitus eine
so weitgehende Ähnlichkeit mit anderen Extremitätenanlagen, dass an ihrer Extremitätennatur
kein Zweifel obwalten kann. Ich will die vor dem Antennenpaar gelegenen beiden Gliedmassenhöcker
als Präantennen bezeichnen.
Ungeachtet ihrer präoralen Lage, welche die Präantennen zur Zeit ihrer grössten Entfaltung
besitzen, können dieselben nicht als präorale Anhänge im morphologischen Sinne
bezeichnet werden. Denn da die Präantennen zur Zeit ihres ersten Auftretens als unschein