
die nicht nur dem Darmepithel als solchem eigentümlich ist, sondern bei Scolopendra auch
an anderen embryonalen aus Cylinderepithel bestehenden Zellschichten regelmässig vorzukommen
scheint, wie namentlich am äusseren Keimblatt an verschiedenen Stellen leicht nachzuweisen
ist. In Fig. 58 kk sind beispielsweise im Ektoderm des Keimstreifs Teilungsfiguren
erkennbar, die derartigen Zellkernen angehören, welche zum Zwecke der Teilung an die Oberfläche
der Epithelschicht gerückt sind.
Die Degenerationsprozesse im Entodermepithel, die also von dem eben besprochenen und
auch nur in spärlicher Anzahl vorhandenen Teilungserscheinungen wohl zuunterscheiden sind, spielen
sich zum Teil übrigens auch derartig ab, dass einzelne Zellen sich überhaupt aus dem Verbände
des Epithels gänzlich loslösen, in das Darmlumen hineingelangen und dort zerfallen. (Fig. 66 A.)
Der Degenerationsprozess pflanzt sich allmählich von dem hinteren verengerten Abschnitt
auf den vorderen Abschnitt des Mitteldarms fort. Auch in letzterem findet eine massenweise
Auflösung und Ausstossung von Entodermzellen statt, vermutlich solcher Zellen, die während
der Embryonalzeit die Resorption des Dotters besorgt hatten und deren Kraft mit der Aufzehrung
der Dottermasse alsdann erschöpft ist. Durch Teilung von Entodermzellen, die nicht
an der Dotteraufnahme sich beteiligt hatten und vor allem durch Nachschub vom hinteren
Abschnitt des Mitteldarms her, wird für den nötigen Ersatz gesorgt. Bei diesem Vorgänge
wird das Lumen des vorderen sackartigen Abschnitts des Mitteldarms immer enger, bis es
sich schliesslich gar nicht mehr von dem hinteren Abschnitt unterscheidet.
Es erfolgt mit anderen Worten gegen Ende der Fetalzeit, in welcher die Dottermasse
aufgebraucht wird, eine Regeneration des gesamten Entodermepithels’. Dieselbe beginnt am
Hinterende und nimmt ihren Ausgang von den aus der Entodermscheibe hervorgegangenen
Entodermzellen, sie setzt sich dann aber allmählich über die ganze Länge des Mitteldarms
fort und führt schliesslich dahin, da$st dieser ein gleichweites oder richtiger ausgedrückt ein
gleichmässig enges von hohen cylindrischen Epithelzellen ausgekleidetes Rohr darstellt (Fig. 66).
Mit dem Übergang von der Fetuszeit zum Adolescensstadium findet der soeben geschilderte
Vorgang seinen Abschluss. Das Epithel ist alsdann in der ganzen Länge des
Mitteldarms zu einem gleichmässigen geworden. Der in Fig. 15 abgebildete Querschnitt zeigt,
dass die Epithelzellen des Intestinums hierbei gruppenweis beieinander liegen und Büschel bilden,
die durch kleine Einkerbungen getrennt werden. Dieses vom Adolescensstadium an zu beobachtende
Verhalten bleibt bei Scolopendra dann zeitlebens erhalten. Die gleiche Zusammensetzung
des Mitteldarmepithels ist auch von Balbiani (1890) an Cryptops festgestellt worden
und von ihm, jedenfalls wohl mit Recht, bereits so erklärt worden, dass die Zellen eines
Büschels alle Abkömmlinge einer Regenerationszelle sind und also eine Zellenfamilie darstellen.
Obwohl der in Fig. 15 abgebildete Schnitt, bereits regeneriertes, jugendfrisches Epithel aufweist,
so sind doch noch Überreste der bei dem oben erwähnten Degenerationsprozesse gegen
Ende der Fetalzeit ausgestossenen Entodermzellen erkennbar. Man bemerkt nämlich eine frei im
Darmlumen liegende mehrfach gefaltete Membran (tm), die einige in Zerfall begriffene Zellkerne
(enxk) nebst Plasmaresten und undeutlichen Chromatinhaufen enthält. Die Membran scheint mir ein
Ausscheidungsprodukt der Epithelzellen des Mitteldarms zu sein, während die von ihr umschlossenen
Kerne und Plasmareste den zerfallenden Überbleibseln der abgestossenen Entodermzellen entsprechen.
Eine andereDeutungder im Darmlumen befindlichen Zellreste dürfte deswegen ausgeschlossen
sein, weil in dem bezeichneten Stadium eine Nahrungsaufnahme noch nicht stattgefunden hatte.
B. Über entodermale und ektodermale Darmbildung bei den Arthropoda atelocerata.
In sehr ähnlicher Weispfwie bei jftolopendra vollzieht ¿sich die Bildung des Darmkanals
auch bei Geophilus^wi^ • aus den bezüglichen Untersuchungen hervorgeht, die seiner Zeit
Zogt af (1SS3) an dieser Form vorgenommen hat. Bei Geophür.s nimmt das Mitteldarmepithel
seinen Ursprung aus Dotterzellen, welche sich zu einer einfachen epithelialen Schicht aneinander-
sehliessen iä|d hiermit die Entodermsj||ieht därstellen. Man erkennt an den vom Autor Gegebenen
anschaulichen Abbilggngen die charakteristische Aufnahme von Dotterpartikelchen in
das Innere der Darmepithepzellen, ,w||jhe bei Geophilus in ganz entsprechender Weise sich
vollzieht, wfe ich es eben für Scolopendra geschildert habe..-Ob auch am Hinterende der
Geophilusembryonen eine mit der Entodermscheibe von Scolopendra zu vergleichende Bildung
vorhanden ist, vermag ich freilich nicht zu entscheiden. Jedenfalls wird man aber wohl schon
jetzt sägen können, dass die im vorigen Abschnitt geschilderter. Entwicklungsvörgänge nicht
nur fui Scolopendra, zutreffen^ondern dass, sie überhaupt wahrscheinlich im grossen und
ganzen die für Chilopoden typischen sind.
Bei den Diplopoden liegen demgegenüber,, wie 'au s iden Beobachtungen von Heathcote
(1886) und Cholodkowsky an Julus hervorgeht, und wie ich nach eigenen noch nicht
veröffentlichten Untersuchungen an Glomeris bestätige J lk a n n , die Verhältnisse erheblich
anders, indem hier das Mitteldarrnepithel nicht an derBberflShe, sondern inmitten der Dottermasse,
pntsteht.. :;ijjj||!wird daher bei den Dipiopoder. der Dotter nicht in das Innere des
Darmrohrs, eing^||lossen, spndern derselbe gelangt in die Leibeshöhle hinein und wird dort
allmählich resorbiert. Gerade infolge dieser eigenartigen Entstehungsweise des Mitteidarms
nehmen .die Di^ip;odt-n eine etwas (s||l|irte Stellung; ein und unterscheiden sich, wie auch
b e r e l| im Lehrbuch von Kor^phelt und Heij§er ®B92$ bsjjnders hervorgehoben ist, wesentlich
von den Chilopoden, deren Dottermasse gerade umgekehrt von dem Darm umgeben wird.
Uber die Herkunft der zur Bildung des Mitteldarmepithels bestimmten Zellen liegen für
¡^¿.Diplopoden n&^h keine ausreichenden Untersuchungen vor. Bei Julus|ÄU es nach Cholod-
kowsky (189-5) zur Ausbildung einer vorderen und hinteren Hmodernumlage kommen, die auf
einander hin wachsen, schliesslich verschmelzen und Ä n n die im Innern des Dotters gelegene
Mesenterönanläge bilden. Ähnlich verhält, es sich diesem Forscher zufolge auch bei Polydesmus..
Zweifellos bedürfen aber diese Verhältnisse doch noch weiterer Aufklärung, und ich
muss mich daher hier darauf beschränken, die Darmbildung von Scolopendra mit derjenigen
von Insekten, die-schon genauer, bekannt ist, zu vergleichen.
Vergegenwärtigt man sich vorerst den für Scolopendra beschriebenen Entwicklungsverlauf,
so fällt, wohl besonders der bedeutende, Aufwand von Embryonalzellen! au f, der notwendig
ist; um die gewaltige Dottermasse, die dem Ei ||b Reservematerial; zur Ernährung
mitgegeben ist, zu verarbeiten und sie dem inWildung begriffenen Embryonalkörper zuzuführen.
Es handelt sich genau genommen um drei gesonderte Kategorien von Zellen, die zu dem angegebenen
Zwmcke nacheinander aufgeopfert werden müssen.
Zunächst, finden sich, in der Mitte des. Eies, die centralen Dötterzellen oder Furchungszellen
vor. Durch die Thätigkeit ihrer Kerne wird die Dottermasse segmentiert, es kann sich