beobachtet man, dass sich die an die Gangliengrube unmittelbar angrenzenden Ektodermzelleil
(hyp.2) proximal fadenförmig ausgezbgen haben. Es handelt sich hier um' ein Übergangsstadium.
Die fadenförmige Verlängerung geht bald darauf verloren und die betreffenden Ektodermzellen
ziehen sich damit an die Oberfläche zurück, um zur Hypodermis zu werden. Hierdurch wird
die Gänglienmasse an ihrer lateralen Seite vom Ektoderm entblösst und kann ungehindert in
das Innere des Körpers rücken.
Die gleiche Erscheinung konstatiert man auch medial von der Gangliengrube. An dieser
Seite sind indessen schon früher einzelne Mittelstrangzellen an die Basis des Ektodermepithels
gerückt. Ist darauf später ihre Abtrennung von den fadenförmig verlängerten oberflächlichen
Zellen, die zur Hypodermis werden (hyp1), vor sich gegangen, so stellen, wie"die einem etwas
älteren Stadium angehörende Fig. 68 zeigt, die Mittelstrangzellen alsdann eine strangförmige
Verbindung (mst) dar, die sich zwischen der Ganglienanlage und dem noch weiter medial gelegenen
Ektodermepithel ausspannt und dort bis zu der Stelle (Fig. 68 ew) reicht, an welcher
noch die Sonderung in dermatogene Elemente (Hypodermiszellen) und neurogene Elemente
(Mittelstrangzellen) vor sich geht.
Der weitere Entwicklungsverlauf ist namentlich durch eine starke Erweiterung und Ver-
grösserung der paarigen Gangliengruben charakterisiert. In Verbindung hiermit erfährt natürlich
auch die Zahl der als Ganglienzellen in die Tiefe gelangten Elemente durch wiederholte
Teilungen eine beträchtliche Zunahme. An der in die Tiefe gelangten Masse; von Ganglienzellen
ist alsdann eine Trennung in zwei differente Teile zu erkennen, welche ungefähr die
Form von zwei Halbmonden besitzen, die sich mit ihren konvexen Seiten berühren. Die
Konkavität des medialen Teils (Fig. 68 pst, Fig. XXI ggl) ist hierbei nach der Dorsalseite,
die Konkavität des lateralen Teils (Fig. 68 und XXI ggv) nach der lateralen und ventralen
Körperseite gewendet.
Der erstere Teil wird von denjenigen Ganglienzellen zusammengesetzt, die schon annähernd
fertig ausgebildet sind. Die Zellen entsenden bereits feine Plasmafortsätze nach der
Dorsalseite in den von ihnen umschlossenen Raum hinein und geben auf diese Weise zur
Bildung der Nervenfibrillen bezw. der Punktsubstanz (pst) Veranlassung.
Der laterale Teil einer jeden Ganglienanlage wird dagegen noch von der ursprünglichen
Gangliengrube und den dieselbe begrenzenden Zellen gebildet. Die Gangliengrube ist inzwischen
aber von den angrenzenden Ektodermzellen schon grösstenteils überwallt worden (Fig. 68). Bei der
Ablösung vom Ektoderm hat die Gangliengrube eine kleine Drehung erfahren, so dass nunmehr
ihre Öffnung nicht mehr wie früher ventralwärts, sondern wie erwähnt lateralwärts gerichtet ist, wie
dies namentlich in etwas späteren Stadien noch deutlicher erkennbar wird. Die Gangliengrube ist
auch jezt noch als die eigentliche Bildungsstätte für neue Ganglienzellen anzusehen, von ihr aus findet
durch Zellteilungen fortwährend eine Vergrösserung des medialen Teils der Ganglienanlage statt.
Bemerkenswert ist der Modus, in welcher die vollständige Ablösung der Gangliengrube
von der Ektodermschicht vor sich geht (Fig. 68). Es werden hierbei nämlich einige Ektodermzellen
mit in die Tiefe hinabgezogen. Die letzteren Zellen (nex) werden aber nicht zu Ganglienzellen,
sondern breiten sich auf der Oberfläche der Ganglienanlage aus, um später das äussere
Neurilemm derselben darzustellen.
Bis zu diesem Stadium ist die Anlage des Bauchmarks eine vollkommen paarige. In
jeder Körperhälfte ist eine isolierte Ganglienanlage entstanden, deren lateraler (oder nunmehr
ventraler) Teil noch die weite Gangliengrube umschliesst, während der mediale (dorsale) Punktsubstanz
führende Teil der Ganglienanlage mit einigen langgezogenen, von der ektodermalen
Membrana ventralis
sich ablösenden
Mittelstrangzellen im
Zusammenhang steht.
Der, hiermit in der
Reine der aufeinanderfolgenden
Rumpfsegmente
zu Stande
gekommene und vom
Ektoderm abgelöste
Strang mag Neuralstrang
heissen, er ist
von dem der anderen
Körperhälfte noch
durch die Membrana
ventralis getrennt,
welche bekanntlich
bei der ventralen Einknickung
des .Keimstreifens
sehr erheblich
ausgedehnt wurde
(Fig. XXI),
Zur Bildung des
Fig. XXI. Transversalschnitt durch die ventrale Körperhälfte eines jungen Embryo von
Scot: ciug. Die paarige Ganglienanlage hat sich vom Ektoderm abgelöst, steht aber noch vermittelst
der paarigen Mittelstranganlage mit der Membrana ventralis in Zusammenhang, ek =
ektodermale Membrana ventralis, fk = Fettkugèln dès Eidotters, ggl = Punktsubstanz .enthaltender
Teil der Ganglienanlage, ggv = Gangliengrube, in = den Dotter begrenzende Darmwand,
mskl = Muskelanlagen, mst = Mittelstrang, p = Extremität, sch = Schizocöl, usv =
ventraler Teil des Ursegments.
Bauchmarks muss es zu einer Vereinigung der beiden Neuralstränge kommen. Bei derselben
spielt nun der Mittelstrang eine Rolle, indem er gewissermassen als Leitband; oder
Gubernaculurh dient. Ich habe schon oben gesagt, dass der Mittelstrang durch eii?£ache
Ablösung von Zellen aus dem Ektoderm entsteht. Die Abspaltung der Mittelstrangzellen
ist aber nicht an einen bestimmten Punkt gebunden, sondern schreitet von der Gariglien-
grube aus, über die ganz $ Membrana ventralis hin allmählich nach der Medianlinie des Körpers
fort. Freilich wird hierbei die Mittelstranganlage etwas ausgedehnt, doch nicht in dem Mä^^e,
wie man es seiner fortlaufenden Bildungsweise nach erwarten sollte.. Man erhält vielmehr den
Eindruck, dass der Mittelstrang das energische Bestreben hat, sich zu verkürzen, und das§
er; hierbei den mit ihm verwachsenen Neuralstrang. (Ganglienhälfte samt der Gangliengrube^
der seinen Zusammenhang mit der Körperhaut eingebüsst hat, nach sich zieht.
Es dauert nicht lange, so ist die Abtrennung des paarigen Mittelstrangs von der- Membrana
ventralis in der Medianlinie der Ventralseite angelangt. Die Mittelstränge der rechten
und der linken Körperhälfte verschmelzen dann unverzüglich, und die mit ihnen verbundenen
Neuralstränge gelangen damit gleichfalls in der Körpermitte aneinander. Ein solches‘Stadium
veranschaulicht Fig. 69.
Nachdem die Mittelstrangzellen auch in der ventralen Medianlinie von der Hypodermis
abgetrennt sind,'ist mithin der eigentliche unpaar$ Bäuchstrang (Bauchmark) schon im wesent-