Objekten treten solche nämlich im D o t t e r z e r s t r e u t auf und ihre Aufgabe ist eben, die
Dotterschollen zu verdauen. E is ig wies nach, dass vorher ein richtiges Urdarmepithel
besteht, das aber bald (bei Capitella schon nach 24 Stunden) aufgelöst wird. Die Kerne
liegen dann einige Zeit „nackt“ im Dotter verteilt, um sich erst nach einigen Tagen
(Capitella) mit „verzweigten Protoplasma-Ansammlungen“ zu umgeben. Die so entstandenen
Zellen formieren sich zunächst zu einem Gerüst, das die Dottermasse durchspinnt und endlich
zum Epithel des definitiven Mitteldarms wird. Von alledem findet man bei Polygordius,
Mitraria, Tornaria, Pilidium nichts ausser der Form der betreffenden Zellen, die hier neben
typischem Entodermepithel offenbar sekundär auftreten. Vor allem fehlt ganz der Dotter,
der doch den Anlass für das scheinbar ähnliche Vorkommnis bei Capitella etc. bietet. So
dürfte der Grund ihres Auftretens bei so verschiedenen Formen mit und ohne Dotter tiefer
liegen. In unserem Falle haben diese Zellen, wie ihr vom Darmepithel ganz abweichendes
chemisches Verhalten (gegen Farbstoffe) und die in ihnen auftretenden Körnchen andeutet,
zunächst v ie lle ic h t die Funktion irgend welcher D rü s e n , vor allem aber spielen sie bei der
Vorbereitung der Entodermzellen für die plötzliche' Darmverlängerung (Metamorphose) und bei
der „Erneuerung“ des Darmepithels eine wichtige Rolle, (cf. pag. 63.)
D ie D a rm k la p p e .
Die schon erwähnte Grenzlamelle' zwischen Magendarm und Enddarm besteht aus einer
Schicht verschieden, teils mehr vier- bis sechseckig, teils spindelförmig konturierter Zellen.
Kerne sind am Rande des Organs sowie in der Medianlinie, wo die Zellen meistens etwas
in das Magenlumen vorspringen, angehäuft, im übrigen spärlich verteilt. Die Zellen formieren
ein Gewebe von grösserer Resistenz als Magen und Enddarm, sodass man die ganze Platte
leicht herauspräparieren kann. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Zellen der Klappe secun-
där aus je zwei verschmolzen sind.
Auf Längs- und Querschnitten zeigen dieselben nämlich zwei deutlich unterschiedene
Hälften, b e id e Flächen sind mit Cilien bedeckt, die vordere (ventrale) mit den kurzen
Magencilien, die hintere (dorsale) mit den längeren Enddarmcilien. Die Kerne liegen meist in
den ventralen Zellhälften. (Taf. VII, Fig. 5, IX, 1 b.) Das Plasma dieser gleicht dem des Magenepithels,
es ist ziemlich homogen, manchmal etwas blasig, Amöbenzellen fehlen aber stets.
Das Plasma der Dorsalhälfte wird durch zahlreiche chromophile (bes. siderophile) Körnchen
und Vakuolen als Enddarmplasma charakterisiert. Die längsten Cilien finden sich an der
Pylorusöffnung. Der Verschluss der Darmklappe erfolgt einfach durch flaches Anlegen an
die Dorsalwand des Enddarms. So findet man sie meist, wenn letzterer leer ist. Dadurch,
dass die wachsende Wurmanlage die Magen wand vor der Klappe in die Höhe drückt, wird
vor der letzteren ein schliesslich recht langes Divertikel des Magens gebildet, das vor aem
Pylorus mit einer gleich grossen Oeffnung in den Magen übergeht. Dieser Umstand bringt
auf Längs- und noch mehr auf Querschnitten das täuschende Bild eines N e b e n d a rm s hervor.
Es Hess sich jedoch nachweisen, dass dieses schlauchförmige Magendivertikel, das dem
Enddarm an Länge oft beinahe gleichkommt, mit letzteren unten niemals kommuniziert. Der
Blindschlauch enthält auch nie Nahrungsteile. Eine solche Bildung, wie diese „Klappe“, ist
mir sonst nirgends zu Gesicht gekommen, ausser bei der Mittelmeerlarve, bei der sie fast
identisch auftritt, aber bisher verkannt wurde.
D e r „ E n d d a rm “
führt seinen Namen nur in topographischer Hinsicht zu Recht, da er bis zum After e n to -
d e r m a len Ursprungs ist, wie wir bei der Mittelmerrlarve sehen werden. Sein histologisches
Charakteristicum, die verschiedenartigen Körnchen und Brocken wurden bereits erwähnt. Dieselben
finden sich in allen Zellen des Enddarms vom Pylorus bis zum After in individuell —
wohl je nach dem Stande der Verdauung im Augenblick der Konservierung ^¡^¡verschiedener
Menge und Grösse. Ebenso verhalten sich die neben ihnen auftretenden Vakuolen. Das Cilien-
kleid des Enddarms ist weit dichter, die Wimpern sind erheblich länger und dicker, als im
Bereich des Magens. (Die des Oesophagus sind jedoch noch mehr ausgebildet.) Am längsten
und am meisten chromophil sind die Enddarmwimpern an den Zellen nahe dem Anus, welche
höher und unregelmässiger gestaltet sind als die übrigen und ein in viel Längsspalten zerlegtes
Lumen umschliessen. Von allen Darmabschnitten wird nur der Enddarm bei der Metamorhose
in ursprünglicher Gestalt und Länge in den Wurm übernommen.
Nach dem histologischen Habitus scheint somit der kurze Enddarm der hauptsächlich
resorbierende Teil des Darmtraktus zu sein, wir finden ihn oft mit Nahrungsteilen — allerlei
pelagischem Detritus, Protozoen, Peridineen etc. prall gefüllt, während der kuglige „Magendarm“
meist leer erscheint.