chenland aber Eryx, Typhlops, Algyroides nigropunctatus und Coluber caspius auf Ker-
kyra und vielleicht noch Levkas.
Der östliche Teil des Peloponnes h a t nur geringen Anteil an der Ägäis, weniger als
der westliche an den ionischen Inseln (keine einzige charakteristische Form der Ägäis
kommt im Peloponnes vor und umgekehrt); wohl aber gehen, wie bereits bemerkt, Testudo
marginata und Ophiomorus mehr oder weniger weit nach Norden (Thessalien) über.
Thessalien erhält von Mazedonien und Albanien eine fü r Nordostgriechenland und den
europäischen Anteil der ägäischen Inselwelt sehr charakteristische Eidechsenart, Lacerta
erhardi. Sie kommt als riveti (veithi) aus Albanien, geht im Olymp-Gebiete in die thessalica
über, die selbst wieder in Euboea, Böotien, A ttika und Korinth der kleinen livadhiaca Raum
gibt. Durch sie ist der griechische Osten mit dem ägäischen Faunengebiet verbunden.
Dieses selbst gliedert sich in einen europäischen und asiatischen Anteil; beide lassen
ihre Entstehung und Abgliederung von einer großen ägäischen Festlandsmasse sehr gut
erkennen. Zuerst ist durch einen tiefen Einbruch in ungefähr nordsüdlicher Richtung der
asiatische vom europäischen Anteil der Ägäis geschieden worden; dann erst sind die beiden
großen Landbrocken weiter zerfallen und haben eine Anzahl kleinerer Inseln gebildet, die
in ihrer Fauna mehr oder weniger charakteristisch sind. Es sind zum Teil kleine Archipele
mit oft sehr charakteristischer Reptilienfauna.
Wie ich schon früher einmal bemerkte, ist die gegenwärtige Verteilung der Landmassen
der Ägäis dadurch zu erklären, daß sich der Meeresboden im Pliozän etwa um 200 m
gesenkt hat. Die damaligen großen Ägäis-Komplexe entsprechen den jetzigen Insel-Komplexen
mit gleichartiger Laceria-Bevölkerung (Werner, S.B. Ak. Wiss. Wien, 142. Bd.
1933, p. 121).
Der Archipel der nördlichen Sporaden ist durch zwei besondere Formen der Gattung
Lacerta (je eine auf Skyros und den sogenannten magnesischen Inseln), durch das Vorkommen
von Malpolon (auf Skopelos) und Elaphe quatuorlineata (auf Skyros) sowie durch
das Fehlen von Coluber caspius besonders gekennzeichnet.
Dagegen zeichnet sich der Zykladen-Archipel außer durch den Besitz zahlreicher Formen
aus der Lacerta erhardi-Gruppe, einer endemischen Reptilienart (Elaphe rechingeri
auf Amorgos), durch das Fehlen von Malpolon aus.
Wesentlich verschieden von diesen beiden Inselgruppen ist dagegen der vulkanische
Milos-Archipel; er weist als äußerst charakteristische, sonst nirgends in Griechenland vorkommende
Faunenelemente Vipera lebetina, Lacerta muralis milensis und Natrix natrix
schweizeri auf.
In einem Punkte überkreuzt sich die Fauna dieser Inselgruppe mit derjenigen der
nördlich davon gelegenen Inseln, nämlich auf Siphnos; hier kommt auch Vipera lebetina vor,
und wir finden hier den auf Milos fehlenden Coluber caspius.
Schließlich ist im Anschluß an die nordsüdliche Einbruchslinie eine Reihe von Inseln
entstanden, die mehr oder weniger deutlich ihre Herkunft vom benachbarten anatolischen
bzw. thrazischen Festland erkennen lassen, wie ich dies bereits (1935, SB. Ak. Wiss. Wien,
p. 85) auseinandergesetzt habe. Thasos, Samothraki und Lemnos gehören mit Testudo
graeca, Lacerta viridis, Ophisops elegans und Coluber najadum, aber ohne Agama und
Contia zu Mazedonien-Thrakien; Mytilini, Chios, die kleineren Inseln Agiostrati, Psarrä,
schließlich auch Samos, Ik aria (diese letztere ohne Contia), alle m it Ophisops, sind von Anatolien
abgespalten.
Euboea besitzt eine verarmte attische, Kythera und K reta eine noch dürftigere pelopon-
nesische F auna ohne Spur auch nur von endemischen Rassen.
Innerhalb dieser Inselkette kann man nun Gruppen mit übereinstimmender Fauna
erkennen. Der nördlichen Insel Lemnos fehlt Agama, die auf den größeren bis Ikaria, aber
nicht auf Agiostrati und Psarrä vorkommt. Die Inseln Samos und Ikaria, denen andererseits
wieder L. strigata major fehlt, werden von Lacerta anatolica bewohnt.
Bemerkt muß werden, daß diese Art nach C y r £ n auf dem kleinasiatischen Festlande
viel weiter nach Norden geht als auf den Inseln.
Es ist anzunehmen, daß die einzelnen Inseln oder Inselgruppen sich selbständig von
dem gegenüberliegenden Teile des kleinasiatischen Festlandes abgeschnürt haben, so
Mytilini von der nordwestlichsten Ecke von Kleinasien, Chios von der klazomenä-
ischen Halbinsel, Samos, von dem wieder Ik a ria abgebrochen ist, vom südwestlichen Zipfel
Kleinasiens. Mit Kos und Rhodos beginnt eine neue zoogeographische Region, die sich
durch die Arten: Blanus Strauchi, Mabuia septemtaeniata, Coluber ravergieri kennzeichnet
und mit der wir uns hier nicht zu befassen haben.
Bemerkenswert ist die eigentümliche Verteilung der Viperiden in Griechenland. Vipera
ammodytes fehlt auf dem griechischen Festlande wohl nirgends auf größere Strecken, vielleicht
mit Ausnahme von Wiesen, Sümpfen oder dichten Wäldern; ebenso dürfte sie auf
allen Ionischen Inseln Vorkommen. Sie fehlt dagegen bestimmt auf den Nördlichen Sporaden,
den West-Zykladen, sowie allen kleinasiatischen Inseln (auch auf den Dodekanes-
Inseln), kommt aber auf Euboea, Andros, Tinos, Mykonos, Delos, Naxos, Syra, los und
Sikinos vor.
Schlangen sollen überhaupt auf Antiparos, Pholegandros, Psarrä nicht Vorkommen.
Die Vipera lebetina bewohnt nu r den Milos-Archipel (Milos, Kimolos, Polinos) sowie
Siphnos.
Einige Bemerkungen und Ratschläge über den Biß der griechischen Vipern und seine Behandlung.
Nach dem Biß einer Viper (meist in Finger, Hand, Fuß) bemerkt man an der Bißstelle
zwei nadelstichförmige Wunden, die von den beiden Giftzähnen herrühren. Es sind nun
sofort folgende Vorkehrungen zu treffen.
Vor allem muß die Weiterverbreitung des Giftes im Körper verhindert werden. Zu diesem
Zweck legt man eine Ligatur an, indem man von der Bißstelle gegen den Körper zu
mit einem Taschentuch, Strick, Gürtel, Hosenträger oder dergleichen fest abbindet. Diese
Ligatur muß aber nach einer halben Stunde g e l o c k e r t werden, um das Brandigwerden
des gebissenen Gliedes zu vermeiden.
Nach der Anlegung der L igatur wird mit einem r e i n e n Messer die Wunde erweitert,
um sie ausbluten zu lassen. Man macht am besten einen Schnitt, der die beiden Bißstellen
verbindet, und noch einen kreuzweise dazu; aber nicht zu seicht; bei der immerhin vorhandenen
Lebensgefahr ist Wehleidigkeit nicht am Platze. Aussaugen ist gefährlich, da man
nicht wissen kann, ob die Mundschleimhaut und das Zahnfleisch unverletzt sind; jedenfalls
muß der Speichel ausgespuckt und darf in keinem Falle verschluckt werden. Das Ausbrennen
der Wunde, ebenso der Genuß von Alkohol wird neuerdings nicht mehr empfohlen.
Dagegen ist das beste und verläßlichste Mittel die Injektion eines Serums, welches von Pfe rden
entnonimen ist, die mit einer steigenden Menge von Viperngift allmählich immunisiert
wurden. In Griechenland besitzen bereits viele Ärzte das ER.-Serum, das vom Institut
P a s t e u r in Paris hergestellt wird; auch im Serotherapeutischen Institut in Wien VIII