die isolierten Pilzzuchten, die mir Frau Professor Stoppel zusandte, sofort annahmen
spricht ebenfalls dafür, daß es sich um die Pilze der Mistbeete handelte.
Die A rt und Weise, wie sich die Attinen von den gezüchteten Pilzen nähren, ist
durch die klassische Arbeit von Möller schon so gut beschrieben, daß nichts Neues hinzu-
gefugt werden braucht. In jüngster Zeit h a t auch E idmann einige sehr gute Aufnahmen
der Pilzgarten von A tta sexdens veröffentlicht, auf die ich hinweisen möchte (Eidmann 1935
und 1937). Hinzufügen möchte ich aber noch, daß nicht nur die Ambrosia-Körperchen gefressen
werden, sondern auch die abgebissenen Mycel-Spitzen; und stets wird der dabei
austretende Saft in gleicher Weise aufgeleckt wie in anderen Fällen.
Dies erscheint mir wichtig für eine Frage, der wir uns jetzt zuwenden wollen: der Frage
wie die Pilzgärten wohl entstanden sein mögen.
5. Die Entstehung der Pilzgärten.
hatten bereits schon festgestellt, daß man die nestwärts geschleppten Materialien
oft zu Haufen um die Nesteingänge herum aufgestapelt findet. Diese Stapel haben meist
zweierlei Herkunft: einmal sind es B lätter und Stengel und Aststückchen, die ga r nicht erst
ms Nestinnere eingeschleppt wurden, und zum anderen solche, welche wieder hinausbefördert
sind. Denn im Nest findet dann stets eine Sortierung statt, die aber ebenfalls nicht
planmäßig, sondern wiederum durch Zusammenwirken verschiedener, keineswegs einheitlicher
Tendenzen vor sich geht. Wir sehen nämlich hier, wie bei Messctr, oft Einträger und
Austräger gegeneinander arbeiten, so daß manchmal ein und dasselbe Blattstück oder Asf-
teilchen mehrmals hin und her wanderjgHierdurch wird aber doch nach und nach eine
ziemlich scharfe Auslese gehalten; Brauchbares wandert immer tiefer ins Nest, und Unbrauchbares
sammelt sich außen an. F ü r Acromyrmex lobicornis bedeutet die Gewohnheit,
auch dürre Aststücke zu schleppen, einen Vorteil: es sammelt sich so auf den Nestern oft
ein so großer Haufen an wie bei Formica rufa und dient ebenso der Speicherung der Sonnenstrahlung
wie dort.
Eine Anzahl unbrauchbarer Dinge nimmt aber auch den Weg bis tief hinein ins N e st
innere; , wir finden sie dann auf Abfallhaufen und sogar in Pilzgärten, was mich zunächst
sehr überraschte, denn auch ich war der Meinung, daß die Pilzgärten eine bis ins einzelne
■ M h H s° rSfaltlSe Pflege genössen. Schließlich mußte ich aber feststellen, daß zwischen
Abfallhaufen und Pilzgarten oft ga r kein großer Unterschied bestand, wenigstens nicht
bei den genauer untersuchten Acromyrmex striatus, lundi und lobicornis. Ich hielt alle diese
Arten oft und lange Zeit unter verschiedensten Bedingungen im Kunstnest und habe eines
dieser Nester, welche die Reise überstanden, auch heute noch nach fast 1X J a h r in Breslau
m Kontrolle. In solchen Kulturen, zu denen neuerdings noch durch Luftpost übersandtes
Material aus Montevideo kam, zeigte sich nun folgendes:
In Nestern ohne Pilzgärten ließen sich alle Ameisen längere Zeit erhalten, wenn man
Fruchte oder Zuckersaft reichte. War Brut zugegeben, so wurden Eier und Puppen gefressen;
Larven erhielten sich am längsten und konnten, wie bei den HüBERschen Atta-Verg
eh en , auch ohne Pilze sich weiterentwickeln. Blätter blieben meist unbeachtet. Man konnte
die Tiere aber zum Abschleppen von Blättern aus angehängten Futtertuben bringen wenn
man ihnen zunächst „Leckerbissen“ gab; d. h. Fruchtteilchen oder Blüten. Dann interessierten
sich nach einiger Zeit einige Erkunder für diese Leckerbissen, trugen sie ein und
Abb. 22. Paraiso-Bäume der Estaneia Sta. Rosa in Guayapa bei Patquia (La Rioja). a) vor Besucli, b) nach Besuch von Alla
vollemoeideri f Atta polita), c) Heimweg, mit geschnittenen Blättern übersät.
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Abb. 23. Nest-Eingang von Acromyrmex M a r m s (bei in e r t e General Roca). a) Emgangsloch M I M Material
to s von den Eintragein nicht bis ins In n e ie geschleppt wu ide t» AbiallhaufSniimt Resten von Pil/gaiten, von Austrägern
hinausbefördert. Im H in t e r g r ^ vbn Abb 23 a H u tp ilz eM a h iei wie bei verschiedenen andeien Ne tem lieiausgewachsen
sind. Bei Abb. 23 b » ir d e n sie h e r f ^ e r i s s e » und dandhengelegt, da sfc sich nicht initphotograph|er.en lieiäen. c)” Hutpilze,
an einem Nest von Acromyrmex lundi gefunden (Buenos Aires).
W. G o e t s c h : Die Staaten argentinischer Blattschneider-Ameisen.