mehr verschiedene Male sortiert, d.h. von den Innendienst-Tieren tiefer hineingezogen
oder wieder hinausbefördert, wobei keineswegs eine einheitliche Meinung über die Brauchbarkeit
herrschte. Unbrauchbar erscheinende Teile kamen auf Abfallhaufen, auf die
auch tote Ameisen sowie Puppenreste und dergleichen geworfen wurden. Endlich setzten
die Attinen dort auch ihren Kot ah. Frische Pflanzen teile wurden zerkaut und der Saft
aufgeleckt; die durchgekauten Teile kamen oft ebenfalls auf den Abfallhaufen und ebenso
abgeweidete Teile der Pilzgärten. Begannen dann auf dem Abfall erneut Pilze zu wuchern,
so wurden die Teile, welche Pilze trugen (Pflanzenreste sowie auch Puppenreste) wieder
hervorgeholt und dem Pilzgarten angefügt. Pilzgarten und Abfallhaufen konnten also ineinander
übergehen, und die gepflegten Mistbeete waren oft nur Haufen von allerlei Abfall,
der durch die Durchwachsung mit Pilzen wieder zur behüteten Nahrung geworden war.
6. Die Schleppzüge entstehen dadurch, daß Erkunder an irgendeiner Stelle etwas
finden, das sie besonders reizt; dies waren oft Blüten oder Früchte und können vermutlich
auch frische, saftreiche Pflanzenteile sein. Die Finder erregen daraufhin Alarm, und
die Alarmierten schneiden oder sammeln zunächst die Materialien, von denen aus alarmiert
wurde. Infolge der großen Arbeits- und Ortsstetigkeit schneiden sie dann aber an solchen
Stellen wahllos alles mögliche und können so auch an einer Reihe gleicher Sträucher oder
Bäume vorbeilaufen.
Die Hauptarbeitszeit liegt in den ersten Nachtstunden; es kann allerdings auch zu
jeder anderen Tageszeit gesammelt werden. Große Hitze und Trockenheit läßt die Schleppzüge
jedoch meist wieder verschwinden. Der einmal eingetretene Tagesrhythmus erhält
sich dann, wenn die Bedingungen g l e i c h bleiben, längere Zeit, wie sich bei Dunkel-
Nestern während der Rückfahrt nach Europa ergab. Die Tiere blieben dabei der Zeit ihres
Herkunftsortes treu (Tab.4), d.h. behielten den Rhythmus von 24 Stunden.
7. Der Alarm selbst ist wie überall nur eine Erregungsübertragung. Richtend wirkt
der Duft der Alarmierenden, der auch von einer gewissen Entfernung wahrgenommen wird
(Fern-Alarm), sowie die durch das Begehen des Wegs entstehende, nach und nach sehr
festwerdende Geruchsspur.
8. Der Spur wird meist so stark gefolgt, daß man dann, wenn sie über ein Papier
geht, durch Drehen des Papieres die Tiere in falsche Wege führen kann (Abb. 25 und 26).
Es war ferner möglich, künstlich Spuren herzustellen (Abb. 27).
9. Zur O rientierung benützt wird w eiterhin der Sonnenstand (Abb. 29), sowie richtungweisende
Wegränder und dergleichen, an denen entlang gelaufen wird, oder Erhebungen
wie Bäume und Sträucher, welche die Tiere ansteuern (vgl. Abb. 17 u. 30).
10. Kämpfe sind selten zu beobachten, da die Attinen sehr friedfertig sind und kaum
Feinde haben.
11. Die Verteilung der Arbeit geht so vor sich, daß zwei Tendenzen Zusammenwirken.
Einmal haben wir eine Arbeitskette, d.h. eine Verteilung der Tätigkeit nach dem Alter.
Junge Tiere leisten die Arbeit im Inneren (Pflege der Pilze, Aufzucht der Brut, Ausgraben
der Gänge u.a.m.); ältere Tiere findet man dagegen im Außendienst (Einschleppen von
Pflanzenteilen, Erkundung des Geländes, Verteidigung der Eingänge). Daneben gibt es aber
noch eine Arbeitsverteilung der Größe nach, so daß die kurzlebigen Kleinen den Innendienst,
die länger lebenden Großen den Außendienst bevorzugen (vgl. Tab. 5—30 und die
Kurven 2—18).
12. Die verschiedenen Kasten werden chromosomal, blastogen und trophogen bestimmt.
Männchen entstehen aus unbefruchteten, die weiblichen Tiere aus befruchteten
Eiern.D
ie Zwerge sind auf kleine Eier zurückzuführen, die Mittelformen auf große. Die aus
den großen Eiern entstehenden Larven werden je nach der Fütterung Mittelformen oder
Giganten.
13. Beim Hochzeitsflug folgen die ausschwärmenden Männchen und Weibchen zunächst
einer durch erkundende Arbeiter gebildeten Spur. Die Befruchtung erfolgt im Flug;
Nestbefruchtung wurde nicht festgestellt.
14. Bei der Nestgründung verschließen die untersuchten Acromyrmex-Weibchen die
Öffnungen der ersten Kammern nicht vollkommen und verlassen sie öfter, um Pflanzenmaterial
für die Pilzzucht einzuschleppen. Die Gründung mißlingt oft, da nicht immer alle
Vorbedingungen, wie Pilz, Befruchtung, günstige Nestlage u .a .m . Zusammentreffen.
15. Im Nestbezirk der Attinen wohnen eine größere Zahl von anderen Tieren, insbesondere
auch Ameisen, ohne daß sich immer besondere gegenseitige Beziehungen feststellen
lassen.
16. Die Staaten der Attinen sind ein Organismus höherer Ordnung; viele Einzeltiere
derselben Art bleiben zusammen und bilden neue größere Einheiten, die sich auch im
Wechsel der Individuen erhalten. Sie sind infolge ihrer Pilzzucht aber auch gewissermaßen
zusammengesetzte Individualitäten, vergleichbar einem Organismus mit Symbionten.