trotz zweitägiger Bahn- und Autofahrt gut durch; es baute aus Rosenblättern einen neuen
Pilzgarten auf und bettete darin die Eier ein, die vom 5. XII. an wieder beobachtet werden
konnten. Sie wurden oftmals herausgenommen, beleckt und wieder eingefügt.
Die letzte Reise nach dem Rio Negro, wiederum 30 Stunden im Eisenbahnzug und
Auto, warf von neuem alles zusammen; und davon erholte sieh das Weibchen nicht mehr.
Es starb am 10. I. 38.
Die Beobachtungen an Weibchen 101 brachten nicht viel anderes; es errichtete ebenfalls
2 Kammern, trug Gras, Rosenblätter und dergleichen ein und baute einen Pilzgarten,
in dem es die Eier pflegte. Der Pilzgarten wurde hier aber öfters umhergetragen und besonders
gern an einem Würzelchen aufgehängt, das sich zwischen der Erde befand, in ähnlicher
Weise, wie dies Atta sexdens ebenfalls gern tut. Oftmals befanden sich auch die Eier
an anderer Stelle als der Pilzgarten; dies ist wiederum in den Nestern von Acrom. striatus
sehr oft zu beobachten. Am 19. II. gab ich, um das Tier für die Reise zum Rio Negro besser
vorzubereiten, ein Stück Pilzgarten von Acrom. striatus P 1/2 hinzu. Es wurde sofort ergriffen,
in die Nestkammer gezogen und etwas aufgelockert. Dann fügte das Weibchen
Teile der von ihm selbst zerkauten Blätter an und gab die Eier dazu. Auch wurde der
Pilzgarten dann am 20. XII. durch zerkaute Rosenblätter vergrößert.
Die Reise wurde hier gut überstanden; am 23. XII., nach der Ankunft in Roca, war
der Pilzgarten vergrößert und frisch angehängt. E r blieb die nächste Zeit über dauernd
gut und wurde gepflegt und durch zerschnittene Pflanzenteile vermehrt; auch Papierstückchen
dienten zur Vergrößerung.
Die Zahl der Eier wechselte; sie wurden vermutlich zum Teil auf gezehrt, aber am
15. I. war wohl bereits die erste Larve geschlüpft. Ganz genau ließ es sich nicht feststellen,
da ich das Tier nicht zu sehr stören wollte. Denn längere Beobachtung wurde stets als
Störung empfunden und angriffslustig abzuwehren gesucht.
Nach Auftreten der Larven, die sich danach vermehrten, verschwand der Pilzgarten
nach und nach; allem Anschein nach wurde er jetzt vom Weibchen, das sich der Brut widmete,
vernachlässigt. Ich gab deshalb am 16. I. Pilzkuchen von Acrom. lobicornis zu,
den das Weibchen am 17. I. neu zurecht gemacht hatte.
Nach der Rückreise nach Buenos Aires (2 5 .1.) war der Pilzgarten sowie auch die Brut
verschwunden, und das Weibchen geschwächt. Ich gab ihm neue Pilze von Acrom. lobicornis,
und setzte es nun in ein Gipsnest, da es auf der Seereise, die am 28. I. begann, in
der Tube doch dauernd umhergeschüttelt worden wäre. Weiterhin gab ich einige kleine
Arbeiter aus dem Nest der Abbildung 17 hinzu. Sie wurden zunächst von dem Weibchen
aus dem Pilzgarten hinausgeworfen, wobei sie sich aber gar nicht wehrten; nach 3 Stunden
war völlige Gewöhnung eingetreten.
Trotz aller Vorsicht ging Weibchen A 101 auf der Schiffsreise ein; es hatte aber
immerhin doch die Gründung am besten durchgeführt.
Als Ergänzung zu den Versuchen an Acromyrmex lundi seien noch folgende Daten
angeführt.
Ein Weibchen von Acrom. lobicornis fand ich am 1. I. 38 bei Roca in Freiheit unter
einem Stein; es hatte dort in ähnlicher Weise eine Nestkammer angelegt, wie die Acrom.
lundi in den Tuben. Der Ausgang nach oben war hier ebensowenig fest verschlossen wie
bei einer an ähnlicher Stelle gefundenen Acrom. striatus, so daß wohl auch diese Arten
einen Zugang zur Außenwelt und zum Einschleppen von Pflanzenmaterial lassen. Daß sie
wirklich auch solches Material zu Pilzgärten verarbeiten, zeigte das Weibchen von Acrom.
lobicornis; in ein Kunstnest eingesetzt, holte es sich sofort zugegebene Rosenblätter, und
das gleiche taten auch einige Weibchen von Acrom. striatus.
Leider erwies sich auch das Weibchen von Acrom. lobicornis als unbefruchtet, und ebenso
ein zweites, das ich dann zur Beobachtung der abhängigen Nestgründung verwandte.
Es blieben also auch hier trotz natürlicher Verhältnisse oft Weibchen ohne Befruchtung.
Daß sie trotzdem Pilze haben und auch züchten können, war schon früher erwähnt; bei
einigen derselben war sogar die Buccal-Tasche so vollgefüllt, daß die Zunge heraustrat.
Einige solcher Weibchen, die ich auch bei Acrom. lundi fand, vermochten dann die Pilze
nicht wieder auszuspeien und starben daran. Aus dem Munde dieser toten Weibchen
konnte dann der Pilz her aus wuchern, und nach einiger Zeit auch aus den Gelenken heraustreten.
E r war deutlich unterscheidbar von anderen Pilzen (wie Schimmel) und wurde auch
von den Ameisen so bewertet: sie begannen sofort dort zu fressen, wenn man solche toten,
mit Pilzen durchsetzten Weibchen ins Nest tat.
Wie heftig die Weibchen sich vor dem Hochzeitsflug mit Pilzen zu beladen suchen,
konnte ich in einigen Kunstnestern sehen. Um klarere Verhältnisse zu schaffen und genauer
zu beobachten, wurden Weibchenpuppen von Acrom. striatus in Nestern ohne Pilze
aufgezogen und dann Pilze zugegeben. Die Weibchen stürzten sich manchmal förmlich auf
die Pilze; in einem Fall riß ein Weibchen einem Soldaten, der ein Stückchen Pilz umhertrug,
dieses aus den Mandibeln und trug es davon, um es dann zu verschlingen. Sie bereiten
sich demnach im allgemeinen gut für den Hochzeitsflug vor, wenn auch nicht
immer, wie die pilzlosen Weibchen zeigen.
Nach der Entdeckung von B ü n z l i ist übrigens diese Mitnahme von Lebenswichtigem
durch geflügelte Weibchen kein Einzelfall mehr: Die von ihm untersuchten Acropyga-
Ameisen verfrachten nämlich beim Hochzeitsflug Sc h i l d l ä u s e . Und daß geflügelte Termiten
vor ihrem Abflug Symbionten aufnehmen, die sie vorher nicht besaßen und später
wieder verlieren, wenn sie ihre Jungen damit infiziert haben, ist ja ebenfalls bekannt
( G o e t s c h 1936).
Bei den Termiten sind übrigens auch nicht alle Männchen und Weibchen beim Hochzeitsflug
mit Symbionten versehen, wie meine Untersuchungen an Termiten in Misiones
zeigten; es ist immer n ur ein gewisser Prozentsatz. Die Gründungen, bei denen keine Symbionten
den jungen schlüpfenden Arbeitern überlassen werden können, sind dann also in
gefahrvoller Lage, wie die Attinen ohne Pilze, die allerdings, wie H u b e r angibt, gelegentlich
auch ohne Pilze wenigstens die ersten Jungen aufzuziehen vermögen. Es ist demnach
nirgends alles so fest eingefahren und so planmäßig organisiert, wie es zunächst scheint.
Dies gilt übrigens auch für die Acropyga-Ameise: denn die Weibchen, welche die Schildläuse
mitnehmen, werden nach den Angaben von B ü n z l i regelmäßig in ein Nest aufgenom-
men, in dem es von Schildläusen wi mme l t ; so daß also der ganze Aufwand umsonst
vertan wird. Vielleicht ist auch dort das Herumtragen von den Gästen des Staates nur eine
Tätigkeit, welche das Weibchen ebenso wie die Arbeiter in der Aufregung unternimmt.
Nach allem hier Beschriebenen ist es verständlich, daß die Attinen sehr große
Schwärme von Geschlechtstieren aussenden müssen, um zum Ziele zu kommen; d. h. zu
einem eigenen, von einem Einzelweibchen allein gegründeten Staat. Es gelingt nur, wenn
sie viele Male hintereinander Glück haben: Sie müssen, um nur das Wichtigste herauszugreifen,
Pilze mitnehmen, was nicht immer der Fall ist. Sie müssen befruchtet werden,
was wohl oft ausbleibt, und sie müssen in der nächsten Nähe ihrer Gründungskammer
passendes Material finden, um sich Pilzgärten herzustellen. Treffen diese Bedingungen,