eine Reihe von Löchern in die Tiefe, in der sich bald mehr, bald weniger von der Oberfläche
myrmex lundi oder Acromyrmex lobicornis wird nie erreicht, und darauf ist es ebenso wie
auf die versteckte Lebensweise der meist bescheidener schneidenden Arbeiter zurückzuführen,
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entfernt die Pilzgärten befinden. Eine so große Bevölkerungsziffer wie bei Acro-
m
daß Acrom. striatus weniger auf fällt.
Acromyrmex striatus baut in trockenen Gegenden große und tiefe Nester, während man
an feuchteren Stellen, wie z.B. Luzerne (Alfalfa)- oder Weinpflanzungen, schon recht oberflächlich
Pilzgärten aufdecken kann. Die Eingänge sind in solchen Fällen meist nahe bei-
4 einander, während sie auf dürrem Boden oft mehrere Meter weit voneinander
liegen. Die Art und Weise, wie die Gänge angelegt werden, zeigten
Kunstnester (Abb. 21).
Im Süden von Patagonien verschwindet dann Acromyrmex striatus
allmählich, und zwar etwas früher als Acrom. lobicornis. Sie ist allem Anschein
nach in ähnlicher Weise an bestimmte Temperaturen gebunden wie
alle Ameisen. So kommt es auch, daß sie n icht hoch in die Berge steigt. Bei
Chilecito fand ich sie nur noch vereinzelt in einer Höhe von etwa 1200 m,
und ähnlich war es in Neuquen.
Die A ttine der feuchteren Gras-Pampa ist Acromyrmex lundi, weichein
den mittleren Provinzen überall häufig ist und als Kultur-Folger in Massen
die Gärten besiedelt, so daß sie in Buenos Aires und seiner Umgebung n irgends
fehlt. In der Anlage ihrer Nester paßt sie sich außerordentlich an;
ich fand sie unter gepflasterten Straßen, sowie in Kellern von Fabrikräumen,
und besonders beliebt sind die Grundflächen von Häusern, von wo
aus dann nach den Pflanzen im Hofe, in den Parks oder an der Straße Wege
führen. Auch in die Häuser selbst bahnt sie sich ihren Weg, um in Küche
und Keller zu schneiden.
Acrom. lundi wird im Süden ersetzt durch A c r o m y r m e x l o b i c o r ni
s Em., die typische Ameise der trockenen Gebiete. Sie dominiert am Rio
Negro, kommt aber auch weiter nördlich an geeigneten Stellen vor. Ihre
Nester zeichnen sich durch große Hügel von Ast- und Blatt-Teilen aus, die
an die Haufen von Formica rufa erinnern. Sie kommen dadurch zustande,
Abb. 21. Zucht-Tube
mit Anlage eines
Nestes von Acromyrmex
striatus (P.
13). (In ähnlicher
Weise, nur mit 2 bis
gründende Weibchen
von Acromyrm
ex lundi.)
daß die Tiere von oft weither Holzstückchen heranschleppen, von denen nur die kleineren
in die Nesteingänge selbst eingetragen werden. Das was brauchbar ist, findet für die
Pilzgärten Verwendung. Es ist oft mehr als man annehmen sollte; denn auch auf ganz
dürrem Holz wuchert noch das Pilz-Mycel, wenn es mit dem gelben Kot dieser Acromyrmex
gedüngt wird. Die ausgelaugten Holzstückchen werden dann von den Ameisen
an einer den Haupteingängen entfernten Stelle angehäuft; da das Holz nur geringwertig
ist, sind große Massen zur Pilzkultivierung nötig, und dementsprechend groß sind auch die
Abfallhaufen, die durch gelbe Farbe (Kot) sich vor anderen Abfällen auszeichnen. Die zweiten
Haufen bestehen aus den nicht für die Pilze geeigneten Holzteilen. Sie werden wieder
nach außen befördert und vermehren die eigentlichen Hügel, an denen und auf denen sich
die Nesteingänge befinden (Abb. 2 3 ) . 'Diese oft 3 m breiten und 1 m hohen Hügel haben
sekundär dann sicher dieselbe Aufgabe zu erfüllen wie bei den Formica-Nestern; nämlich
die Sonnenstrahlen aufzufangen und so Wärme zu speichern (vgl. Go e t s c h , 1937, S. 46).
Nur dadurch wird es vermutlich dieser Ameise möglich, auch die kühlen Teile höher gelegener
Orte zu besiedeln. Daß in der Vorkordillere tiefe Temperaturen sogar zur Sommer -
zeit Vorkommen, m ußte ich selbst feststellen, als ich im dortigen Hochsommer am 10. Jan u a r
1938 durch einen wilden Schneesturm nach Zapala zurückfuhr, wo in der Nacht die Temperatur
auf 5 Grad unter Null fiel.
Auch Acromyrmex lobicornis steigt nicht sehr hoch in den Bergen auf. Im Gebiete von
Neuquén fehlt sie meist in Höhen von über 1200 m, um dann aber in Senkungen wieder
aufzutreten. Da auch diese Ameise Kulturfolger ist, weil sie naturgemäß an bebauten Stellen
sich leichter verproviantieren kann, findet sie an vorgeschobenen Ansiedlungen gleichsam
Stützpunkte fü r die Ausbreitung, in der sie sich allem Anschein nach befindet (vgl.
Mac Donagh).
Ich wies schon in einer im Frü h jah r 1938 geschriebenen Arbeit darauf hin, daß
wir deshalb vielleicht diese Attine auch bald in Ch i l e treffen werden, wo sie vorläufig
noch fehlt, da sie die Kordillerenmauer nicht überschreiten und die dortigen feuchtkühlen
Urwälder nicht durchqueren kann (Goetsci-i 1938b). Daß diese Vermutung nicht ungerechtfertigt
ist, zeigen einige Ameisenproben, die ich von Herrn Dr. Schwabe aus Südchile bekam:
sie enthielten zwar nicht Attinen, aber die mit Acrom. silvestri und Acrom. lobicornis
in Patagonien stets zusammen gefundenen Solenopsis-Arten, die bisher für Chile ebenfalls
unbekannt waren. Sie stammten aus der Gegend von Aysen, in der auch ich 1931 gesammelt
hatte. Dort wurde schon damals eine Straße nach dem nur wenig entfernten argentinischen
Patagonien angelegt, wobei natürlich rechts und links die Wälder fielen und menschliche
Ansiedlungen entstanden. D adurch war vermutlich auf beiden Seiten der Straße das Gelände
„steppig“ geworden und so fü r das Vordringen der Ameisen eine Bresche geöffnet, und
außerdem waren noch Stützpunkte angelegt, da es sich auch in diesem Falle um Kulturfolger
handelte, die Gartenanlagen und dergleichen bevorzugen.
Eine unmittelbare Besiedlung durch geflügelte Weibchen ist deswegen nicht anzunehmen,
weil die Solenopsis-Arten ebenso wie Acromyrmex schlechte Flieger sind und gegen
die starken Westwinde, die dort ausschließlich wehen, nicht ankommen können. Wie stark
die Westwinde und -stürme dort sind, begreift man erst, wenn man sie selbst erlebt hat,
und versteht dann auch, daß man manche Pässe der Hochkordillere auch auf Expeditionen
nur von Westen nach Osten überschreiten kann, wie P enck erzählt. Eine Verbreitung chilenischer
Formen in Argentinien ist daher weit eher möglich als umgekehrt, und so fand ich
denn auch einige fü r Chile typische Solenopsis-, Dorymyrmex-, Pogonomyrmex- und Cam-
ponotus-Arten bis weit in das Gebiet von Neuquén und Rio Negro hinein.
Auch fü r Acrom. lobicornis ist die systematische Frage noch nicht ganz geklärt. Nach
Gallardo kommen 3 Formen vor:
1. Vollkommen schwarz (Acrom. lob. lobicornis) von Sta. Cruz, Choele-Choel, Puerto
Madryn, Pampa, Tandil und Resistencia; also in einem Gebiet von Patagonien bis zum
Chaco. Die von Mac Donagh in Carmen de Patagones und von mir im Gebiete des Rio
Negro und von Neuquén gesammelten Tiere gehören alle ebenfalls hierher.
2. Dunkelfeuerrot, mit mehr oder weniger dunklem Hinterleib (Acrom. lob. pencosensis
F orel), von Choele-Choel, San Luis (Alto Pencoso), Córdoba, La Rio ja und Misiones.
3. Hell feuerrot (Acromyrmex lobicornis ferruginea Em.) von Misiones. Die schwarzen
dunklen und die rötlichen hellen Formen übersehneiden sich danach; d. h. an gewissen Stellen
kommen b e i d e vor. Immerhin ist nicht zu verkennen, daß die hellen (pencosensis und
ferrugineus) mehr im Norden, die schwarzen (lobicornis) im Süden vorherrschen. Ich selbst
habe in Patagonien jedenfalls nie eine rötliche Form gefunden, und im Norden keine
schwarze.