sterben verantwortlich zu machen sind; in verschlossenen Tuben von Kontroll-Experimen-
ten starben bis zu 10% ohne Vergiftungsmittel (d. h. ohne den Petroleumzusatz der eigentlichen
Versuche). Wie die Beobachtungen immer wieder zeigten, gehen beim Einsetzen in
Kunstnester ältere Tiere oft einfach an A u f r e g u n g ein; sie können sich ebensowenig an
neue Umgebung gewöhnen wie ältere Menschen, die aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen
sind (Go e t s c h , 1937, S. 122). Als besonders hinfällig erwiesen sich bei den
Attinen ältere Arbeiter der kleinsten Form; hier genügte manchmal eine Wegnahme von
Pilzen und Brut, um einen sofortigen Tod herbeizuführen. Junge Exemplare aller Größenordnungen
passen sich dagegen oft überraschend an; wie Beobachtungen an A tta zeigten,
wurde sogar Petroleum- und Schwefelgestank als Bestandteil des Nestgeruchs willig hingenommen.
Daß durch I s o l i e r u n g psychische Schädigung und baldiger Tod bewirkt werden
kann, wurde von mir schon früher festgestellt (1924). Diese Erscheinungen hängen sehr
von der Höhe der staatlichen Organisation der einzelnen Arten ab. Im allgemeinen sind
Myrmicinen weniger empfindlich als Formicinen und am wenigsten die primitiven Pone-
rinen. So war es mir möglich, verschiedene Ponera-Arbeiter von Misiones wochenlang isoliert
zu halten, und den Rekord hielt bisher eine Dinoponera granáis. Von dieser Spezies,
die auch in der Natur eine große Selbständigkeit der Arbeiter zeigt, lebte ein etwa 3 cm
großes Tier aus Sto. Pipó 15 Monate im Gipsnest. Es starb unter typischen Alterserscheinungen.
Bei den Attinen wirkt Einzelhaft ihrer hohen staatlichen Organisation gemäß
aber stark schädigend.
Von manchen Eigentümlichkeiten der Einzeltiere hängen auch Besonderheiten des
Gesamtstaates ab. Der dicke feste Hautpanzer sowie die starke Wehrhaftigkeit der Großtiere
ist die Ursache, daß die Staaten der Attinen keine Feinde haben. E idmann gibt an,
daß er während seines 2 Monate langen Aufenthaltes in Mendez (Estado do Rio) nie Angriffe
insektenfressender Säugetiere oder Vögel auf Atta sexdens sah, und ich selbst habe
bei meiner 6 Monate dauernden Reise ebenfalls nie etwas dergleichen beobachtet. Auch
die Acromyrmex-Arten sind also stark geschützt. Die Baue werden allerdings bei A tta und
Acromyrmex manchmal von Gürteltieren heimgesucht, wie E idmann mitteilt und ich auch
in Patquia sah, während ich einen Überfall von Treiberameisen leider niemals beobachten
konnte. Daß die in Misiones „La Corrección“ genannte Eciton praedatar Sm., deren Überfall
dort die Menschen aus den Betten treibt, ein Attinen-Nest dezimieren kann, wird jeder
zugeben, der einen Angriff auf sich erlebte, wie es mir geschah, als ich ein Termiten-Nest
öffnen wollte, ohne zu wissen, daß es von der „Corrección“ in Besitz genommen war.
Wie die Attinen wirklich stärker geschützt sind als andere Ameisen, zeigten Beobachtungen
an der auf dem Hochplateau zwischen Rio Colorado und Rio Negro vorkom-
menden Eidechse Liolaemus goetschi (MÜLLER-Hellmich). Kot- und Magen-Untersuchungen
ergaben dort, daß von dieser Eidechse, die übrigens darin eine Ausnahme bildet, große
Massen von Ameisen-Ar beiter innen gefressen werden. Unter den vielen hundert Resten
aller dort lebenden Ameisen fanden sich aber nur ein einziges Mal zwei kleine Acromyrmex,
trotzdem sie dort die häufigsten Formen waren. Die Acromyrmex-Arten sind also wirklich
gut geschützt; wahrscheinlich hatten die Eidechsen schon früher mit ihnen ihre E rfahrungen
gemacht und ließen sie in Ruhe. Daß manche Kröten sich anders verhalten können,
lehren die Beobachtungen von N. H. Weber (1938), der in Bufo marinus sogar Atta
sexdens fand.