Der Kopf ist mit kleinen Schildchen bedeckt, die auf der Schnauze und Stirn mitunter
glatt, meist aber ebenso wie die des Hinterkopfes gekielt sind; sieben bis zwölf Längsreiben
von Schuppen stehen zwischen den Augen, zwei bis vier auf der Scbnauzenkante, von denen
wenigstens das vorderste P a a r (Supranasalia) vergrößert ist. Um das Auge bilden 12—18
Schuppen einen King, in dem die Supraoeularschildchen die größten sind; 2 oder 3 Reiben
von Schuppen zwischen dem Auge und den Oberlippenschildern,
3 oder 4 senkrechten Reihen von
Schuppen zwischen dem Nasale und den Präocula-
ren, das erstere ist deutlich vertieft und häufig zum
Teil mit dem Nasorostrale verschmolzen. Ober-
lippenschilder sind 9—12 vorhanden, von denen
gewöhnlich das 4. und 5. unter dem Auge gelegen
sind. Die Sehläfenschuppen sind gekielt, vier oder
fünf Unterlippenschilder grenzen jederseits an das
einzige P a a r von Kinnschildern.
Abb. 54 a. Vipera lebetina L. Kopf.
(Insel Siphnos.) (Aus W e rn e r 9.)
Wie bereits erwähnt, haben die Zykladen-ieheima meist 23 Schuppenreihen, seltener
25, die Schuppen sind stark gekielt, nu r die der Außenreihe glatt oder schwach gekielt. Die
Zahl der Ventralia beträgt 126—156, der Subcaudalia 33— 45. Die F ärbung ist in der Regel
hellasehgrau bis sehwarzbraun, ausnahmsweise auch sandgelb, rotbraun oder lieht rosafarben,
mit großen, undeutlichen, dunkler grauen oder braunen Flecken oder breiten Querbinden,
die abwechselnd gestellt sind; ein dunkles Schläfenband, wie es sonst den meisten
Vipern zukommt, ist häufig ganz verloschen und der Kopf dann einfarbig; ein weißlicher
Längsstreifen auf jeder Seite der Rückenzone ist bei jungen Exemplaren häufig,
mitunter auch noch bei erwachsenen zu beobachten. Die Unterseite ist rötlichgrau, oft mit
grauer Punktierung, die,.des Schwanzes hellgelb. In seltenen Fällen findet man einfarbig
gelbe oder rotbraune Exemplare (Milos, Siphnos), auch schwarze (wohl nur dunkle) soffen
auf Siphnos Vorkommen.
Diese Otter dürfte auf Milos nach Schweizer, dem besten Kenner der Art, fast einen
Meter Länge erreichen. Mein größtes Exemplar; ein $ aus Milos, das ich auch H errn Schweizer
verdanke, ist 84 cm lang, es sind also diese Levante-Ottern in Griechenland bedeutend
größer als die Sandotter. Eine sehr bemerkenswerte Erscheinung ist der Umstand, daß diese
Form ovipar ist, während sonst alle Vipern-Arten ovovivipar sind. Sie teilt diese Eigentümlichkeit
mit der Gattung Echis und vielleicht auch Cerastes.
Die Levante-Otter heißt auf den West-Zykladen abweichend von den übrigen Schlangen
„echidna“. Sie wird überall sehr gefürchtet und auf Siphnos ist ein P reis von 25 D rachmen
auf die Erlegung und Einlieferung eines Exemplares ausgesetzt.
In Gärten wird sie wohl nicht mehr angetroffen, wie B e d r i a g a und (wohl nach ihm)
S c h r e ib e r angeben; dazu ist das Bestreben, sie auszurotten, zu groß. Andererseits ist es
auch nicht richtig, daß sie in der Dämmerung auf Beute ausgeht; sowohl S C H W E IZ E R wie
ich haben sie nu r bei Tage, in den Vormittagsstunden, gefunden. Die Zahl der abgelegten
Eier ist nach S c hw e iz e r 7, das frisch ausgeschlüpfte Junge wird etwa 15 cm lang. Die
Nahrung besteht aus Mäusen, kleinen Vögeln; ja auch Schlangen werden gefressen.
In Gefangenschaft gewöhnt sie sich sehr bald gut ein und nimmt Mäuse und sogar
mittelgroße weiße Ratten gerne an. Nach einiger Zeit werden namentlich kleinere Mäuse
nach dem Biß nicht mehr losgelassen, sondern gleich freßgerecht gedreht und verschlungen.
Die Art hat, wie bereits bemerkt, ein weites Verbreitungsgebiet, in Nordafrika von
Marokko bis Tripolitanien, Westasien von S.-Anatolien bis Syrien, Cypern, Transkauka-
sien, Mesopotamien, Iran, Nord-Belutschistan, Afghanistan und Kaschmir; in Europa
kommt sie bei Stambul in der Rasse xanthina G r a y (= bornmülleri W e r n . ) , sowie in der
typischen Form auf den nachstehenden Inseln vor. Die Angabe bei B o u l e n g e r p. 266 von
ihrem Vorkommen auf Tinos beruht zweifellos auf einem Schreibfehler. Ebenso ist über
ihr Vorkommen auf Erimomilos, das B i r d (wohl nach einer Vermutung von B e d r i a g a )
und darauf fußend S c h w a r z angibt, absolut nichts Sicheres bekannt.
V e r b r e i t u n g in G r i e c h e n l a n d .
West-Zykladen: Milos ( B e d r i a g a , R e i s e r n. W e r n e r 2, W e r n e r 7, 8, S c h w e i z e r ,
B i r d ) , Kimolos, Polinos ( S c h w e i z e r ) , Siphnos (W e r n e r 9).
Reptil und Mensch in Griechenland.
Während Frösche und Kröten als „Watrachi“ nicht nur allgemein bekannt sind, sondern
auch überall ohne Scheu berührt und gefangen werden, ist dieses Verhältnis dem
Kriechtier gegenüber ein wesentlich verschiedenes. Wenn auch die als harmlos bekannten
Schildkröten allgemein, wenn schon nicht geschont, so doch niemals absichtlich getötet werden,
verhält sich der Grieche den Eidechsen gegenüber entweder indifferent (wie hinsichtlich
der meisten Eidechsen) oder eher feindlich (Blindschleiche, Chamäleon, Geckos, Schlangen).
Das sieht man aus dem Verhältnis der Eidechsen, die lebend gebracht werden: Lacerta,
Agama, Gymnodactylus zu der Zahl derjenigen, die man auch gegen Bezahlung fast niemals
anders als in zerschlagenem Zustande erhalten kann (Hemidactylus, Chamaeleon), oder
aber gar nicht, sei es, daß ihr Fang zu viel Mühe kostet, oder aber weil sie fü r besonders
giftig gelten.
Was nun die Schlangen anbelangt, so werden sie sehr unterschiedlich behandelt, aber
ga r nicht so sehr gefürchtet, wie man es bei dem Verhalten der Bevölkerung gegen manche
ganz harmlose, aber abergläubisch gemiedene Eidechsen annehmen sollte. Im allgemeinen
werden Giftschlangen zwar als solche erkannt und gefürchtet, jedoch nicht so sehr, als
daß man nicht für Geld und gute Wort (namentlich erster es) jede gewünschte Anzahl
erhalten könnte — tot oder halbtot. Auf Sikinos und los hatten die Leute vor Vipera ammo-
dytes wenig Furcht, desto mehr aber vor der harmlosen Eryx; dagegen sind auf Milos die
Hirten und Bauern oft bereit, lebende Exemplare von Vipera lebetina zu bringen.
Auf Euboea, Mykonos, los und auf anderen Inseln erhielt ich lebende Nattern, die
zwar mit Vorsicht, aber doch gefangen wurden; im allgemeinen kann m an aber sagen, daß
auch dort, wo die Leute wissen, daß in ihrer Gegend keine Giftschlangen existieren, sie es
doch vorziehen, Schlangen zu erschlagen, bevor sie sie bringen. Zeigt man ihnen, daß sie
ganz harmlos und unschädlich sind, dadurch, daß man sich von ihnen beißen läßt, so können
sie sich das auf natürliche Weise nicht erklären und kommen mit den merkwürdigsten
Deutungsversuchen daher; so behaupteten sie auf Sikinos, die Schlangen hätten mit mir
eine A rt V ertrag gemacht, demzufolge sie mir, solange ich auf der Insel wäre, nichts zuleide
täten usw.
Kinder und junge Leute sind im allgemeinen, da sie auch oft mehr auf Drachmen aus
sind als ältere Leute, weit eher geneigt, auf die Schlangenjagd auszugehen. Eine Sage, die
ähnlich der vom Hl. Pa trik auf Irland, auf der Insel P sarrä verbreitet ist, erzählt, daß ein