mäßigkeiten bei manchen Symbiosen zwischen Tieren und Bakterien oder Hefen, Symbiosen,
bei denen doch sicher keinerlei bewußte, absichtliche, durch Intelligenz geleitete Vorgänge
im Tierkörper Vorkommen. Daß ich gerade diese erwähnte und nicht irgendwelche andere
Wunder der Natur, wie etwa die Zweckmäßigkeit bei der Vererbung, der individuellen Entwicklung
oder der Regeneration, geschieht deswegen, weil mir die Monokultur der Pilze
im Attinen-Staat und die später noch zu besprechende zweckmäßige Übertragung auf die
Neugründungen mit symbiontischen Erscheinungen große Ähnlichkeit zu besitzen scheinen.
Auch dort leugnen wir die Wunder nicht, sondern geraten in immer tieferes Erstaunen, je
genauer wir die Vorgänge untersuchen. Und um mit einem allgemeiner bekannten Beispiel
zu schließen: Wir sehen in den Sonnen- und Mondfinsternissen auch jetzt noch wunderbare
Erscheinungen, gerade we i l wir wissen, daß die sich abspielenden Vorgänge nur
Glieder des großen Naturganzen sind. Obwohl es vielleicht poetischer ist zu meinen, der
Engel des Propheten verdecke mit seinen Schwingen dabei die Gestirne, eine Anschauung,
die ja wohl auch heute noch die Araber hegen und für die einfachste, glaubwürdigste E rklärung
halten.
6. Arbeitsbeginn und Arbeitsausrichtung.
Durch den 4V2 Monate langen Aufenthalt in Argentinien war es mir möglich, Nester
vom Beginn des Südfrühjahrs (September) bis zum Hochsommer (Januar) unter einer stets
nur kürzere Zeit unterbrochenen Kontrolle zu halten. Ich konnte infolgedessen auch gut
sehen, wie nach Ablauf der kalten Zeit die Acromyrmex aus den Nestern auslaufen und
dann nach und nach die Schleppzüge beginnen. Oftmalige Rückschläge des Wetters stellten
außerdem auf natürliche Weise wieder winterliche Verhältnisse her, und Umgraben der
Beete mit den Nesteingängen zwangen die Ameisen ebenfalls, von neuem zu beginnen. Den
gleichen Erfolg hatten dann in Patquia kurz vorausgegangene Vergasungen der Staaten
von Acromyrmex striatus und Acrom. rugosus sowie von A tta vollenweideri oder A. polita.
Ein erstes Auslaufen von Acromyrmex lundi konnte ich am 1 6 . IX. 18 Uhr beobachten.
Nach einem heftigen Kegen, welcher fast den ganzen Tag gedauert hatte, erkundeten einige
ältere Tiere in der Umgebung des Nesteinganges, der in der Abb. 17 oben links eingezeichnet
ist. Sie liefen ziemlich langsam umher, vermutlich wegen der Kühle des Regentages, und
beschrieben dabei Orientierungsschleifen, ganz in der Art, wie sie von Messor oftmals abgebildet
wurden (vgl. G o e t s c h , 1 9 3 7 , S. 8 2 /8 3 ), d. h. kreisförmige oder spiralige Umgänge,
die mit dem spanischen Wort „vuelta“ eine kurze charakteristische Bezeichnung linden.
Ein solcher Erkunder begann dann schließlich, ein kleines am Boden liegendes Blattstückehen
abzuschleppen. Gezählt und schließlich weggefangen wurden an diesem Tage insgesamt
7 Tiere. Am 1 8 . IX. morgens früh, als nach vortägigem Kegen die Sonne hervorkam, ließ
sich ganz derselbe Vorgang erneut beobachten. Auch diesmal fing ich die Erkunder weg.
Um ein Bild aus dem menschlichen Leben heranzuziehen, benehmen sich die Acromyrmex
und ebenso die meisten anderen Ameisen bei diesen ersten Erkundungen so wie
eine Gruppe von Forschern, Siedlern oder auch Goldgräbern, die von dem Lager aus in die
Umgebung heraustreten. Jeder einzelne sucht sich dadurch ein Bild zu machen, daß er bald
hier, bald dort einen kleinen Vorstoß unternimmt, immer darauf bedacht, stets an die erste
Ausgangsstelle zurückkehren zu können.
Ein ähnliches Bild bot sich am 9. X. mittags 1415 Uhr beim Nesteingang N (Abb. 17).
Nur war hier der Betrieb schon etwas mehr fortgeschritten: Die Tiere waren bis zum
Tabelle 4. Acromyrmex striatus. Beginn der Hauptarbeitszeit des Außendienstes.
Lfd.
Nr.
Nest Bemerkungen Standort
Datum Herkunftsort
B e obachtungsUhr
Zeit am
Herkunfts- I Beobacht.-
ort ort ort
1
3
G
Gn
Pu
Naturnest normal
19.-16. XI. 37 Patquia Patquia
1 22—24h 22—24 h
4 P J 9.-16. XI. 37
} 2* - 23h 22—23 h
5
6
Pi 1 Kunstnest
> von P
J stammend
hell
dunkel
9.-16. XI.
28.XI.-5.XII. B ’Aires
22 h
22 h
c. 2 2h
c. 22h
8
P 2 1 Kunstnest
> von P
J stammend
h ell
dunkel
9.-16. XI.
28. XI.-16. XII.
i Patquia
B’Aires
22 h
22 h
c. 22 h
c. 22 h
9
10
P 1/2 1 Kunstnest
> v er ein igt
J P , und P ,
dunkel
dunkel
9. XII.-19. XII.
21. XII.-15.1. Boca
22h
22h
c. 22 h
c. 22 h
1 1 Boca Naturnest normal 23. XH. 37 Boca 2 2h 22 h
12 Bo 1 5 .1 .38. 22 h 22 h
13 Bo 150 dunkel 1 5 .1.-21.1. „ 22 h c. 2 2 h
14
Kunstnest
2 5 .1.-28.1. B'Aires 2 2 h c. 22h
15 ■ von Bo 3. H. 38 - bei Bio 22h 23 h
16 stammend 16.H. 38 bei Madeira 22 h c. 2 h
17 23.-26. II. Breslau 22 h 4—5 h
18 hell ab 3. III. 15—16 h 2 1—22 h
19 Bo 151 dunkel 2 8 .1 .38 B’Aires ) noch kein richtiger
20
21
Kunstnest
gezüchtetaus
• Puppen von
3. II. 38
16. H . 38.
b e i Bio
bei Madeira
/ Außendienst feststellbar
1 unsicher ; zu verschiede-
22 Boca u. Eiern 23.-26. H . Breslau / nen Zeiten
23 in Breslau hell” ab 3. HI. 15—16 h 2 1—2 2 h
24 | 18. IV. 38 22 h 22 h
Tabelle 5. Zählversuche an Schleppern von Acromyrmex lundi (10. X.—24. XI. 1937), Buenos Aires.
Nr. Nest f 1
geschleppte Last Tiere mit
sichtbarer
Last
Versuchs-Dauer l . V ersc h ied e n es
(E rd e , H o lz , P a p ie r e tc.)
2. T ro ck .
B la tte r
I 3. W e lk e
B l ä tt e r R ä t t e r 16
5. B lü te n - | 6.
T e ile
F ru c h t-
T e ile
T.unbeladen
(d .h . o hne
s ich tb . Last)
1 . I A er. 2 10.X.113»—123oh 12 10 40 11 1 1 7 = 9®/0 73= 91%
2‘ ” 10.X.171®—18« 10 7 55 21 1 1 14=15°/0 82= 85%
3. „ 11. X. 11°®—12»® 4 8 — 6 6 12=35®/o 20= 65%
4- „ 11. X. 1510—16lü 6 3 17 7 — 27 —= 0®/o 60=100%
5. „ 12. X. 19«—11« 12 15 65 8 | 2 2 24=19% 104= 81%
6 - ” 12. X. 12«— 13°° Verteilung hnlich wie früher; nicht aufgeschrieben 4 = 7°/o 48= 93%
7. .. 13. X. 12«—1230 2 10 — ! _ I 5=25% 15= 75%
8. 1 „ - 1 14.X. 16«—17« j 2 10 2 . . | — 1 21=25 % 1 63= 75%
Baum A vorgedrungen und hatten mit dem Einträgen begonnen. Geschleppt wurde alles
Mögliche, in derselben Art, wie es in Tab. 5 wiedergegeben ist. Ich legte den Tieren dann
in der Nestumgebung bei B und bei C je 24 kleine Stückchen einer Orangenschale hin sowie
je 24 Papiersehnitzel, die mit Orangensaft bestriehen waren. Von C wurde bereits 1420 Uhr
ein Papierstückchen weggenommen; bis 16% Uhr waren 12 Schalen- und 4 Papierstücke
abgesehleppt, und bis 17 Uhr von B 5 Schalen- und 2 Papierschnitzel.
Über C nach A hatte sich inzwischen ein etwas geregelter Betrieb entwickelt, der am
10. X. bereits eine richtige Straße darstellte. Die Zusammensetzung der Schlepper ist in