Gattung: Cha leides L a u r .
B o u le n g e r , Catalogue of Ihe Lizards in the British Museum (Natural History) 2. Aufl., Vol. III, 1887, p. 398. —
S c h r e ib e r , Herpetologia E u ro p a ea 2. Aufl., Jena .1912, p. 313.
Diese und die beiden folgenden Gattungen gehören in die ungemein artenreiche, aber
zum größten Teile in den wärmeren Teilen der Erde verbreiteten Familie der Glattechsen
(Scincidae), die den Lacertiden ziemlich nahe verwandt sind, aber sich durch die glatten,
meist fischschuppenartigen (zykloiden) und mit Knochentafeln unterlegten Schuppen (wie die
Anguiden) von ihnen unterscheidet. In dieser Familie findet man alle Übergänge von solchen
Formen, bei denen die Gliedmaßen kräftig und wohlentwickelt sind, zu solchen, die
langgestreckt, schlangenähnlich sind und der Gliedmaßen vollkommen entbehren. Auch
innerhalb der Gattung Chalcides ist diese Erscheinung zu beobachten. Gerade die griechische
Art Ch. ocellatus steht am Anfang einer Reihe, die mit fünfzehigen Arten beginnt
und über vierzehige (mionecton), dreizehige (lineatus und tridactylus), zweizehige (mauri-
tanicus und sphenopsiformis) zu einer einzehigen (guentheri) führt. Eine andere Reihe
leitet zu einer Reduktion der Schuppenreihen um den Körper hin, und zwar wieder von Ch.
ocellatus mit 28—88 Schuppenreihen zu Ch. mauritanicus mit nur 10 Reihen.
Wie die Mehrzahl der Scinciden sind auch die Chalcides-Arten Bodenbewohner, eine
große Zahl von ihnen Wüstentiere und Sandwühler. Auch die typische Form des Ch. ocellatus
kommt in Nordafrika auch in Sandwüsten vor, während die zweite Rasse Europas
(Ch. ocellatus tiligugu) steinige Mediterrangebiete in Nordafrika bevorzugt.
Chalcides ist durch die in der Mittellinie des Gaumens aneinanderstoßenden. Gaumenbeine,
wie Ahlepharus von der Gattung Ophiomorus (bei der sie in der M itte des Gaumens
getrennt sind) verschieden. Doch ist die Unterscheidung der drei griechischen Gattungen
nach den vorn angegebenen Merkmalen leichter und kann auch bei lebenden Exemplaren
durchgeführt werden, während die Untersuchung des Gaumens nur bei toten, konservierten
oder noch besser frisch getöteten Exemplaren möglich ist.
Die Gattung ist in etwa 1 Dutzend Arten über das ganze Mittelmeergebiet verbreitet,
geht aber weit in den Sudan und ist in Asien bis Nordindien verbreitet.
Chalcides ocellatus FERSK.
Boulenger, Cat. Liz. III 1887, p. 400. — S chreiber, Herpet. Europ. 2. Aufl. 1912, p. 318, Fig. 52. -
Diese Art ist die am meisten eidechsenähnliche von den griechischen Scinciden. Die
Gliedmaßen sind gut entwickelt, fünfzehig und werden beim langsamen Gehen benützt,
schnelle Bewegung geht dagegen durch Schlängeln des Körpers vor sich. Die Schuppen
sind wie bei den beiden ändern Scinciden Griechenlands vollkommen glatt, glänzend, anliegend,
aber in 28-—34 Reihen; die Oberseite ist hellbraun oder hellgrau mit schwarzen, unregelmäßigen,
meist kurzen Querbinden; die von diesen Querbinden durchzogenen Schuppen
haben weiße Mittelstriche, seltener weiße Punkte. Die Unterseite ist weiß. Die griechische
Form (ocellatus) ist viel kleiner als die sardinisch-sizilische (tiligugu), bei der auch der
Körper viel plumper, mehr abgeplattet, die Beine viel kürzer sind und an jeder Seite des
Körpers ein dunkles Längsband auftritt.
Länge griechischer Exemplare etwa 185 mm (Schwanz 95). Diese Schleiche ist ovo-
vivipar und bringt 3—10 lebende Junge zur Welt.
Die Verbreitung des Ch. ocellatus in Griechenland ist eine sehr merkwürdige. Sie
erstreckt sich von der Südspitze von Euboea über Attika bis zur Insel Kea von hier ab
ist eine große Lücke bis zu seinem Vorkommen auf Kreta. Das Vorkommen in Griechenland
entspricht ebenso dem in Nordafrika. Da nämlich Ch. ocellatus ocellatus in Nordafrika
ein Wüstenbewohner ist und in dem gegenüberliegenden Teil Nordafrikas die Wüste bis
an die Küste heranreicht, fehlt tiligugu dort auch vollständig (wie auch aus demselben
Grunde in Ägypten) und so kam nur die typische Form zur Besiedlung Griechenlands in
Betracht. Gegenüber von Sardinien und Sizilien liegt aber eine mediterrane Zone Nordafrikas
mit ocellatus tiligugu, und daher sind auch die beiden Inseln mit dieser Form
besiedelt.
Ch. ocellatus bewohnt in zahlreichen Rassen fast das ganze Mittelmeergebiet (die meisten
Rassen in Marokko), fehlt aber auf der iberischen und apenninischen Halbinsel, dem
nördlichen Teil der Balkanhalbinsel, ist aber im südlichen Kleinasien, Cypern, Syrien, P alästina,
Iran, Arabien, ganz Nordafrika, dem Sudan, Abessinien, Somaliland und Nordindien
gefunden worden und an vielen Orten häufig. Diese Art lebt an steinigen, wenig
bewachsenen Orten; öfters unter Steinen; durch ihre Glätte entkommt sie noch häufiger
als durch Schnelligkeit.
Der von E. Ahl beschriebene Ch. moseri von Santorin ist, wie mir Herr Kustos Wett-
STEIN mitteilte, nichts anderes als der marokkanische Ch. mionecton Bttgr. und jedenfalls
infolge Fundortsverwechslung für diese griechische Inselgruppe angegeben. Ch. moseri
ist demnach aus der griechischen Fauna zu streichen.
V e r b r e i t u n g in G r i e c h e n l a n d .
Mittelgriechenland: Phaleron, Mavrussi, Levsina (Bedriaga), Stura, Euboea (Oertzen n.
Boettger 1 ), Lycabettos, Hymettos, Phaleron (Werner 7), Kryoneri, Akarnanien (Re iser
n. Werner 2), Insel zwischen Aegina und Angistri (Oertzen n. Boettger 1), Insel
Makronisi (Werner 11), Eliasberg, Laurion-Gebirge (Fiedler n. Bedriaga).
Kreta: Kanea, Kandia (Oertzen, Maltzan n. Boettger 1 ), Hagia T rias, Akrotiri-Bai, Suda-
Bai; Knossos bei Kandia, Catives, Siva, Kavusi, Mirabella-Bai (Wettstein), Knossos
(Kühnelt).
Gattung: Ablepharus F itz in g e r .
Boulenger, Cat. Liz. III 1887, p. 344. — Schreiber, Herpet. Europ. 2. Aufl., Jena 1912, p. 324.
Die Arten dieser Gattung sind sehr kleine und zierliche Eidechsen, die mit Chalcides
im Besitz glatter, glänzender anliegender Cycloidschuppen, aber m it der Laeertidengattung
Ophisops dadurch übereinstimmen, daß das untere Augenlid mit dem oberen verwachsen
ist und eine uhrglasförmige durchsichtige Kapsel vor dem Auge bildet; diese Kapsel ist
von einem Ring winziger Schuppen umgeben. Die Ohröffnung ist sehr klein.
Ahlepharus ist über Südosteuropa, West- und Mittelasien, das tropische Afrika und
Australien verbreitet, eine A rt ist innerhalb des Tropengürtels kosmopolitisch. Die Arten
sind bodenbewohnend und ovipar.
Ablepharus kitaibelii B ib r . B o ry .
Johannisechse.
Boulenger, Cat. Liz. III 1887, p. 354 (pannonicus) .— Schreiber, Herpet. Europ. 1912, p. 325, Fig. 64 (pannonicus).
Die Johannisechse gehört zu den kleinsten Eidechsen Europas, in dessen Südosten sie
weit verbreitet ist.