des Landes, vom Norden ebenso wie vom Osten her erfolgt und die östliche verhältnismäßig
geologisch jungen Datums ist, so sind diese Zonen nicht sehr scharf auseinander zu halten.
Gehen wir von dem kontinentalen Hauptgebiete aus, so sehen wir, daß es nicht allein
fast alle endemischen Arten von Griechenland überhaupt enthält, sondern daß diese Endemismen
fast ausschließlich auf die südlichen zwei Drittel des Peloponnes entfallen, woher
nur zwei endemische Arten nach Norden vorgedrungen, eine an der Westküste (Algyroides
moreoticus), eine an der Ostküste (Testudo marginata) während zwei Arten eben in ihrem
Stammland verblieben sind.
Ferner fällt es auf, daß ein großer Teil der mitteleuropäischen Arten ausschließlich
das Festland bewohnt, so Salamandra, Triturus cristatus und alpestris, Bombina, Lacerta
viridis, muralis muralis, Elaphe longissima, Coronella austriaca', von ihnen haben etliche
das Südende des Peloponnes erreicht (Salamandra, Lacerta viridis, muralis), während
andere (die Wassermolche, Bombina, Elaphe longissima und Coronella) nicht über Mittelgriechenland
hinausgekommen sind.
Eine Anzahl anderer Arten sind zwar Griechenland mit Mitteleuropa gemeinsam,
kommen aber nicht allein auf dem Festlande, sondern auch auf den Ionischen Inseln vor;
hierher sind zu rechnen: Rana dalmatina, Emys orbicularis, Anguis fragilis. Diese Arten
müssen also, vom Norden kommend, früher als die vorher erwähnten, also vor Abtrennung
der Ionischen Inseln West-Griechenland erreicht haben, um sich dort ausbreiten zu können.
Einige Reptilien sind für die Verbreitungsverhältnisse auf dem griechischen Festlande
besonders kennzeichnend. In erster Linie gilt dies fü r Coluber gemonensis, deren Verbreitung
in Griechenland zwar sehr kontinuierlich, aber soweit wir bisher wissen, nicht in Zusammenhang
mit dem nördlichen (Istrien, Dalmatien bis Herzegowina) ist. Innerhalb Griechenlands
ist aber ih r Verbreitungsgebiet bis Euboea im Osten, Kythera und Kreta nach
Süden ausgedehnt, sie fehlt aber dem Ionischen wie dem Ägäischen Zykladen- und Sporaden-
Archipel. Die erstgenannten Inseln waren demnach sicherlich vor relativ kurzer Zeit noch
in Verbindung mit dem griechischen Festlande.
Eine beträchtliche Anzahl von Arten ist von Osten her nach dem europäischen Griechenland
gekommen, es bezieht sich das namentlich auf Schlangen. Ob diese E inwanderung
über Thrazien oder über Kleinasien erfolgt ist, kann schwer gesagt werden, doch ist die
Wahrscheinlichkeit für die erstere Eventualität größer. Wir sehen hieraus, daß die Einwanderer
aus dem Osten nicht alle gleich weit gegen Westen gelangt sind und gegenwärtig
auf den verschiedensten Etappen stecken geblieben sind. So ist Clemmys zwar über die
ganze südliche Balkanhalbinsel vorgestoßen, ist aber in Süddalmatien an das Ende ihrer
Wanderung gelangt, Ophisaurus, Lacerta major, Elaphe situla und quatuorlineata, Malpo-
lon und Tarbophis haben noch Dalmatien und Istrien erreicht. C. najadum nur ersteres.
Dagegen ist Typhlops, E ryx, Coluber caspius bis Albanien, Gymnodactylus nur bis Bulgarien,
Agama gar nur bis Saloniki und nach den ostägäischen Inseln gekommen.
Es muß darauf hingewiesen werden, daß die Einwanderung aus dem Osten durchaus
nicht erst postpliozän, also zur Zeit, da das zykladische Festland schon in Inseln zerklüftet
war, erfolgt sein muß. Es scheint mir im Gegenteil wahrscheinlich, daß die Invasion der
kleinasiatischen Reptilienfauna im Zykladenarchipel großenteils in breiter Front vor sich
ging.
Man darf nicht glauben, daß die ingr edier enden Tierformen sich bei ihrem Vordringen
auf die jetzt bestehenden Inseln als Landbrücken gehalten hätten; die Inselreihe Rhodos—
Karpathos—Kreta—Kythira—Peloponnes kann höchstens als Südrand des einstigen ägäischen
Festlandes, aber nicht als eine solche Landbrücke betrachtet werden, da auf diesem
Wege kaum eine charakteristisch-anatolische A rt nach dem europäischen Griechenland
gekommen ist.
Die verschiedenen Auswanderer haben jedenfalls ganz verschiedene Wege nach Westen
eingeschlagen. So ist Coluber caspius durch Mazedonien nach Albanien und Kerkyra gekommen
und ist auf bisher noch unbekannte Weise noch bis zur Insel Lagosta gelangt; denn die
Art fehlt auf dem ganzen griechischen Festlande wie auf der Mehrzahl der Ionischen
Inseln und vielen Zykladen und hat von den Zykladen her (außer der Trözen-Halbinsel) niemals
den Peloponnes erobern können.
Auch E ry x scheint mir vorwiegend auf demselben Wege nach Westen gewandert zu
sein und ist bis Albanien und Kerkyra gekommen; sie dürfte aber auf einem zweiten Wege,
von Süd-Kleinasien her, über eine erhebliche Anzahl der Zykladen das östliche Festland von
Griechenland, nicht aber Nordgriechenland (Thessalien), auch nicht Euboea erreicht haben;
mir ist auch kein Fundort aus Epirus und dem westlichen M ittelgriechenland bekannt.
Einigermaßen ähnlich, aber durch das vollständige Fehlen derzeitiger Verbindungsbrücken
sehr unklar, muß man sich die Ausbreitung folgender Asiaten vorstellen. Ophio-
morus (Kleinasien-Ostgriechenland), Chalcides ocellatus (Libyen-Kreta-Attika), Lacerta
graeca (von L. danfordii über anatolica zum Taygetos — also eine Artenwandlung während
der Wanderung) und schließlich Vipera lebetina (Kleinasien-Milos-Archipel). — Wie es
kommt, daß von allen Landbrücken, deren Existenz allein eine Vorstellung von der Art
der Einwanderung dieser kleinasiatischen Arten ermöglichen würde, aber schon gar nichts
erhalten geblieben ist, bleibt rä ts e lh a ftE - es müßte nur sein, daß diese Brücken durchwegs
vulkanischer Natur waren, wie der Santorin- und Milos-Archipel, und gerade sie infolge
vulkanischer Tätigkeit eingestürzt und verschwunden sind, was sehr unwahrscheinlich ist.
Die tiergeographischen Regionen Griechenlands.
Das Areal des heutigen Griechenland besteht tiergeographisch aus sehr ungleichen Teilen.
Große Gebiete sind sehr gleichmäßig in bezug auf ihre Herpetofauna, in anderen Teilen
häufen sich wieder die Subregionen. Daß sich diese oft überschneiden, ist erklärlich, nicht
nur in den Festlandsgebieten greifen benachbarte Faunen übereinander, es war dies auch
auf den jetzigen Inselgebieten so, ehe sie durch Senkungen des Meeresbodens zu Inseln oder
aus wenigen großen viele kleine wurden.
Das größte Gebiet mit ziemlich gleichmäßig verteilter Reptilienfauna ist Mazedonien
mit Thessalien, Epirus und Mittelgriechenland, wozu noch das nördliche Drittel des Peloponnes
gehört. Dieses weite Land bildet m it dem N. Peloponnes zusammen einen Festlandskomplex
mit einem recht großen Anteil an den mitteleuropäischen, auch vielen mediterranen
Arten, aber meist ohne ausgesprochen westasiatischen Einschlag. Von den Endemismen
des Peloponnes gehen im Osten allerdings Ausläufer bis Thessalien hinauf
(Testudo marginata) und Coluber gemonensis geht als verbindendes Element durch
einen großen Teil des Gebietes, wie schon bisher erwähnt wurde. Dieses Gebiet läßt
aber noch eine westöstliche Unterteilung zu, die mit der Nordgrenze von Lacerta
peloponnesiaca im Peloponnes einen peloponnesischen Teil, der fast alle griechischen
Charakterformen enthält, von einem weniger reichen nördlichen abgrenzt. Beide
Hälften, die Nord- und Südhälfte, haben aber noch etwas Anteil an den Ionischen Inseln. Zu
dem südwestlichen Peloponnes (Messenien) mit Algyroides moreoticus, Lacerta taurica
ionica gehört auch noch Kephallinia, Ithaka und Zakynthos, zum südwestlichen Mittelgrie