Die dritte und vierte benimmt sich in ähnlicher Weise und die folgenden desgleichen, und
so schiebt sich die Spur immer weiter vor. Wenn die Erkunder auf einen Ast oder dergleichen
vorwärts laufen oder, wie sie es gern tun, an einer Erhöhung entlang, wie in
Abb. 17 der Rabatte nach links und rechts, oder endlich eine Erhöhung ansteuern, wie in
Abb. 17 den Baum A, so ist von Anfang an auch eine bestimmte Richtung gegeben, in die
sich die Spur vorschiebt. Vergleichbar wäre dies etwa mit dem Legen einer Feldbahn, wo
immer wieder ein Stück Schiene angefügt wird. Da auf lockerem Boden sich durch das
Laufen der Ameisen und das Wegräumen von Hindernissen bald ein vertiefter sichtbarer
Weg bildet, drängt sich der Vergleich mit einer Feldbahn noch mehr auf.
Am Ende der jeweils gebildeten festeren Spur gibt es dann stets allerlei Verzweigungen;
das sind die Wege, die bisher erst von w e n i g e n Erkundern belaufen sind, E rkundern,
die sich schon mehr auf ihre eigene Orientierung verlassen müssen. Und das sind
endlich auch die Stellen, wo Alarmierte zu s u c h e n beginnen, die den festeren Teilen der
Spur oft sklavisch folgten (vgl. Abb. 30).
Auch die Heimkehrer verlassen sich auf solche festeren Spurteile oft unbedingt. Schaltet
man Papierstücke in eine begangene Spur ein und läßt die Ameisen erst eine Zeitlang
darüber laufen, so kann man A larmierte sowohl wie Heimkehrer von der R ichtung ablenken.
Die Versuche an Pheidole, Solenopsis, Crematogaster u. a. ( G o e t s c h 1937, S. 98) konnten
also im allgemeinen bestätigt, z. T. sogar ergänzt werden.
In den Versuchen der Abb. 25 hatten die ausgelegten Papiere beispielsweise eine Nacht
über im Freien gelegen. Als Tags d arauf der Betrieb begann, wurde der Weg der Heimkehrer
durch eine Reihe von Punkten
bezeichnet, und dann das Papier
um etwa 20 Grad gedreht. Alle
Acromyrmex liefen darauf ohne jedes
Zögern den gespurten Weg. Das
Verhalten nach Auf hören der Spur
war verschieden; manche suchten
sich am Ende neu zu orientieren,
andere liefen zurück. Ein Tier
machte dreimal kehrt und suchte
herum; um dann aber stets w i e de
r der Spur zu folgen, sobald
es darauf stieß, und andere benahmen
sich ähnlich. Es konnten alle
möglichen Varianten des Verhaltens
aufgeschrieben werden, da die
Abb. 25. Bespurtes Papier, das gedreht wurde. Die Schlepper von Acromyrmex
lundi folgen auch nach der Drehung der durch die Punktreihe
bezeichneten Spur (ausgezogene L in ie ); nach und nach wird aber der
Umweg abgekürzt (gestrichelte Linie).
Tiere durch ihre verschiedenen Lasten leicht zu unterscheiden und zu verfolgen waren.
Der Spur folgten übrigens auch Acromyrmex, die von dem Nest herausgenommen und
einige Zeit in Kunstnester gehalten waren, wie z. B. einige Tiere, die ich im Gipsnest stark
mit Zucker gefüttert und dann wieder ausgesetzt hatte. Sie folgten indessen der Spur oft in
v e r k e h r t e r Richtung, also vom Nest weg, und lieferten den Beweis dafür, daß nicht
etwa stets Belastung mit Fu tter zum Nest führen muß. Sie zeigten auch weiterhin, daß die
Spur nicht sehr stark polarisiert sein kann. Ve rwi s c h t e man die Spur vor ihnen eine
Strecke weit, dann tra t sofort Verwirrung ein, und das gleiche, wenn man etwa bespurtes
Papier wegnahm.
Abb. 26 a. Abb. 26 b.
Abb. 24. Papier, von Acromyrmex geschnitten (a, b) und ins Nest geschleppt (c). Bei a und b sieht man, wie die Ameisen
geschnitten hatten, bei a, daß an einer Stelle zwei Tiere arbeiteten.
Abb. 26. Nest-Eingang von Acromyrmex lundi (vgl. Abb. 17 N), mit bespurtem Papier. Der Weg der Schlepper wurde zur
besseren Veranschaulichung auf der Photographie punktiert, a) Weg eines Schleppers vor, b) nach einer Drehung; die Spur
wird beibehalten, wie die über das Papier laufende Ameise zeigt.
W. G o e t s c h : Die Staaten argentinischer Blattsclnteider-Ameisen.