Hier in Nordpatagonien liegt die südliche Grenze für die Blattschneider-Ameisen, die
dort noch als Feinde der Wein- und Obstplantagen sehr gefürchtet sind. Allem Anschein nach
macht sich dort sogar eine Zunahme geltend, da hier wie überall diese Ameisen als Kulturfolger
zu betrachten sind. Dies wird verständlich, wenn man sich die Verhältnisse am Rio
Negro etwas näher anschaut. Nur am Fluß selbst und seinen Lagunen gibt es wirklichen
Baumwuchs, bei dem die Weiden (Sauce Colorado = Salix versch. Sp.) vorherrschen, und an
den Rändern solcher Galleriewälder finden die Attinen die günstigsten Bedingungen. Sie
siedeln sich nicht am Fluß selbst an; dort ist es zu feucht. Wohl aber an den Dämmen; und
dort, an der Außenseite der Dämme, fand ich auch die riesigsten Nester.
Durch Besiedlung der U fer werden solch günstige Gelegenheiten vermehrt; beruht doch
der ganze Wohlstand der Kolonie Roca auf dem Kanal, der, kurz nach der Vereinigung der
beiden Flüsse Rio Neuquen und Rio Limay, bei der Stadt Neuquen (200 m hoch) beginnt und,
dem Rio Negro etwa parallel laufend, bis etwa Chimpay ein Bewässerungsland schafft (vgl.
Abb. 11 und 12). Mit den vielen Seitenkanälen zum Zu- und Abfluß des Wassers und den
Abb. 1 1 . Anlage der Kolonie Fuerte General Roca, Heimat von Acromyrmex striatus und Acromyrmex lobicornis. Im Hintergrund
Terrassen und Tafelberge (Mesetas); davor Strauchsteppe. Dann Kanal mit Weiden und Pappeln; von dem Hauptkanal
gehen alle 100 m Abzweigungen auf die Obst- und Weinpflanzungen. Parallel des Kanals läuft die Eisenbahn (Südbahn
F.C.S.) sowie eine Straße (vgl. Abb. 12 u. 13).
„Azequias“, welche die Wein- und Obstplantagen durchziehen, gibt es eine Fülle neuer
Siedlungsmöglichkeiten für die Acromyrmex-Weibchen, welche solche Möglichkeiten auch
reichlich ausnützen. Und da die angehauten Pflanzen außerdem viel saftigere Blätter haben
als die oft ganz dürren, sperrigen Holzgewächse der Steppe, ist auch für den Fortbestand
gesorgt. Jedenfalls sind, wie wir noch sehen werden, die Nester in Ortsnähe bei den K anälen
weit größer und blühender als die der mehr sterilen Steppen auf der Höhe der Mesetas. —
Da, wo die Vegetation zurücktritt und die Steppe immer mehr zur Wüste wird, verschwinden
auch die Blattschneider. Dies ergaben sowohl die Ausflüge von Roca aus nach
den nördlichen, zwischen Rio Negro und Rio Colorado liegenden Tafelbergen (Abb. 13 a), wie