c) Ophidia.
Gattung: Typhlops SCHNEIDER.
W urmschlange.
Boulenger, Cat. Snakes Brit. Mus. I 6896, p. 21. Snakes of Europe 1913, p. 144. — Schreiber, Herpet. Europ.
2. Aufl. 1912, p. 752, F ig . 153.
Die Wurmschlangen gehören neben den verwandten Blindschlangen (Leptotyphlops)
zu den kleinsten Sehlangen überhaupt und nur wenige erreichen eine Länge von % m. Der
Körper ist rundherum mit glatten, glänzenden, anliegenden Cycloidsehuppen bedeckt (16 bis
46 Keihen), der Kopf mit größeren, symmetrischen Schildern; das Auge ist klein und liegt
abweichend von allen übrigen Schlangen Griechenlands nicht von Schildern umgehen,
sondern unterhalb eines Schildes, des Oculare. Das die Schnauze bedeckende Kostralsehild
ist groß und schützt die Schnauze beim Graben im Sand oder Erde. Die Schnauze ist hufeisenförmig
und unterständig; der Schwanz ist sehr kurz und oft mit einem kurzen Endstachel
versehen. Manche Wurmschlangen sind verhältnismäßig kurz und dick, andere
wieder sehr schlank und gestreckt, stets aber ist weder der Kopf, noch der Schwanz deutlich
vom Rumpf abgesetzt und daher wird von der heimischen Bevölkerung Kopf und
Schwanz nicht unterschieden und die Tiere werden dann wohl als Schlangen mit zwei Köpfen
bezeichnet. In vielen Ländern werden die Wurmschlangen als außerordentlich giftig
gefürchtet und als „serpent minute“ (Minutensehlange) benannt, da der Biß hinnen einer
Minute tödlich wirken soll. In Wirklichkeit sind aber alle Wurmschlangen gänzlich
ungefährlich und wehrlos, da sie mit dem engen Maul keinen menschlichen Körperteil umfassen
und heißen können, auch die Zähne (nur im Oberkiefer vorhanden) mit keiner Giftdrüse
in Verbindung stehen. Der Name ist wohl abgeleitet von dem lateinischen Namen
„Serpens minutus“ (sehr kleine Schlange).
Die Wurmschlangen, von denen man über 160 Arten kennt, leben in der Erde, unter
Steinen, Brettern, Baumrinden, unter abgefallenen Blättern und dergleichen. Sie vermögen
sich aber 1 m tief in die Erde einzugraben. Sie sind eierlegend. Man kennt sie außer in denjenigen
Ländern, wo die europäische Art zu Hause ist, noch in ganz Afrika, mit Ausnahme
des Nordwestens, in Südasien, Australien und Polynesien, in Mittelamerika und den A u tig
len, sowie im nördlichsten Teil von Südamerika.
Typhlops vermicularis M e rrem .
Wurmsehlange (griechisch „Skouliki“).
B oulengeb, Cat. Snakes 1, p. 21- - B oulehgeb, Snakes o i Europe 1913, p. 144, Fig. 14, Tal. I. ■ Schreibeb, Her-
petologia Europaea 1912, p. 752, Fig. 153.
Die europäische Wurmschlange ist ein zierliches Schlänglein von rotbrauner oder graurötlicher
Färbung und von Stricknadel- bis Notizbleistiftdicke, bei einer Länge von höchstens
356 mm. Schuppen in 22— 24 Reihen rund um die Rumpf mitte. Wenn man sie unter
einem Stein findet, möchte man sie zuerst für einen Regenwurm halten, doch zeigt die in
lebhafter Bewegung befindliche Zunge und die Kraft, mit der sie sich um einen F inger zu
wickeln versteht, daß wir es mit einer Zwergschlange zu tun haben.
Die Wurmschlange ist in Griechenland weit verbreitet, aber nirgends häufig; außer im
Frühling sucht man sie auch an Orten, wo sie vorkommt, vergebens, da sie sich heim Eintrocknen
des Bodens tief in seihst gegrabene Erdlöcher zurückzieht.
Die Nahrung besteht aus kleinen, weichen Insekten und Insektenlarven, sowie aus
Würmern; doch bezweifle ich, daß jemand sie fressen gesehen hat.
Außer in Griechenland lebt diese kleine Schlange noch in Albanien, im südlichen Jugoslawien,
Bulgarien, in Kleinasien (sehr häufig bei Smyrna und Ephesus),
in Syrien, auf Cypern und nach Osten bis T ranskaukasien, Turkestan,
Afghanistan, Iran sowie in Unterägypten, wo sie erst vor
wenigen Jah ren entdeckt wurde.
V e r b r e i t u n g i n G r i e c h e n l a n d .
Thessalien u. Epirus: Prevesa (CONÉMENOS n. Boettger 5), Volos
(Beier n. Werner 5), Larissa (Werner 7), Arta (Beier).
Mittelgriechenland: Salamis (Gray n. Bedriaga, W erner 11), Ätolien
(Krüper n. Bedriaga), Tatoi (Münter n. Bedriaga), Hymettos
(Werner 7), Lidoriki, Doris (Oertzen n. Boettger 1), Euboea
(Boettger 5).
Peloponnes: Akrokorinth (Exp. Morée n. Bedriaga, Werner 4, 7, 9),
Troizen (Exp. Morée), Kambos, Taygetos (Holtz n. Werner), Va-
siliko, Taygetos (CYRÉN 1), Heiligtum des Asklepios bei Epidaurus
(Werner 11), Kythera (Storch n. Werner 4).
Ionische Inseln: Kerkyra (DE Bett A n.
Bedriaga), Levkas (Beier n. Werner
6); Nidri, Levkas (Beier).
Zykladen: Naxos (Exp. Morée n. Bedriaga),
Andros (Bir d ).
Kleinasiatische Inseln: Samos (Oertzen n. ^'mebMKop^vouTeT
Boettger 1, Werner 3), Mytilini Seite.)
(Werner 7).
Gattung: Eryx D a u d in .
Sandboa.
Abb. 38 b. Typhlops ve rmicularis
Merr. Insel
Salamis.
(H. W agner phot.)
Boulenger, Cat. Snakes I 1896, p. 125. Snakes of Europe 1913, p. 1 4 7 | |^ H C arevsky, Aperçu des représentants du
genre Eryx, principalement de l’Empire Russe et des pays limitrophes, p. 386, Fig. 1—11, Ann. Mus. Petrograd XX, 1915.
Die Sandschlangen sind in der alten Welt die am meisten nach Norden vorgedrungenen
Vertreter der Riesenschlangen (Boidae)*). Sie stellen an das Leben in der Erde oder im
Sande angepaßte Glieder dieser Familie vor und vereinigen die charakteristischen Merkmale
derselben mit Anpassungscharakteren, die speziell grabenden und wühlenden Schlangen
im allgemeinen zukommen. Die meisten Merkmale der Boiden sind im Kopfskelett zu
finden; nur der Besitz von sogenannten Afterklauen (Reste von Becken und Hintergliedmaßen
vorhanden, diese endigen zu beiden Seiten der Kloakenspalte, namentlich beim C?
sichtbar, mit einer kleinen Kralle), die zahlreichen Schuppenreihen (40—65) ebenso wie
das biologische Verhalten dieser Schlangen deutet darauf hin; die Anpassungserscheinungen
liegen in dem großen Schnauzenschild mit stumpfer Querschneide der unterständigen
*) B oulenger, Snakes of Europe, 146.