L. major ist die größte Laeertide Griechenlands. Sie ist auch eine der schnellsten, die
nicht nur im Laufen, Springen und Klettern, sondern auch im Schwimmen geschickt ist,
und, wie ich selbst sah, im Notfälle ohne weiteres das Wasser annimmt, was- übrigens auch
andere Lacerten tun. Gegen den Fänger wehrt sie sieh heftig durch Beißen und Herumschlagen.
Es ist daher der Fang nicht sehr leicht, um so mehr als sie mit Vorliebe dichte
Stachelsträucher aufsucht, die sonst unzugänglich sind. Hie und da findet man unter einem
großen Stein ein Exemplar, namentlich bei Regenwetter, das sich dann eher fangen läßt.
Entsprechend ihrer Größe nimmt sie nicht allein große Heuschrecken, sondern auch Mäuse
an. W ie alle großen Lacerten verzehrt sie auch Obst, namentlich Kirschen und Weintrauben.
Ih r Hauptfeind dürfte Malpolon monspessulanus sein, nach diesem Coluber caspius.
Diese große Art ist über die ganze Balkanhalbinsel von Dalmatien (Zara) bis zum Tay-
getos, ferner Westkleinasien, Syrien und Nordpersien verbreitet. In Griechenland fehlt sie
nur im Gebirge, doch auch hier nicht ausnahmslos; sie ist auf dem Festlande, auf den Ionischen
Inseln, den Zykladen, nördlichen Sporaden, den kleinasiatischen Inseln stellenweise
häufig; auf Lemnos und Samothraki, andererseits auf Ik aria und Samos, und auch auf einzelnen
der Zykladen habe ich sie nicht gesehen.
V e r b r e i t u n g i n G r i e c h e n l a n d .
Mazedonien und Thrazien: Florina, Zeitenlik, Verria, Profet Elias, Koritsa bei Saloniki,
Hortaköj (Chabanaud).
Thessalien und Epirus: Prevesa (ConSmenos n. Boettger 5), Volos (Beier n. Werner 5),
Larissa (Cyren 1), Tempetal, Agias Trias, Sparmos, Kloster Skala, Kalabaka, Litokho-
ron, Thermopylen, Insel im Janina-See (Cyren 3).
Mittelgriechenland: Attika (Bedriaga), Agrinion (F. Müller n. Boe t tgerS , Parnaß,
Elevsis, Athen, Marathon (Bedriaga), Kephissia (Fiedler n. Boettger 1), Lavrion,
Cap Colonnaes (Fiedler n. Boettger 1), Delphi, Pentelikon, Athen, Kephissia, Agrinion
(Cyren 1, 2), Hymettos, Parnes (WERNER 7), Kryoneri, Akarnanien (Reiser
n. Werner 2), Pikermi (Cyren, i. litt.), Marmari, Euboea (Cyrün 3), Steni, Enboeä
(Werner 10), Chalki und Steni, Euboea (C y r i ::n 3).
Peloponnes: Nauplia (Bedriaga), Patras, Sparta, Ladha im Taygetos (Werner 4 t Akro-
korinth (Werner 9), Kalavryta-Sudena, Megaspilion, Kalämata, Vasiliko ®r'iu..\ 3),
Lala bei Olympia (ReisEr n. Werner 2), Kythera (Storch n. Werner 4), Ladha, Taygetos
(Cyr£n 3), Xechori, Taygetos (Werner 11), Heiligtum des Asklepios bei Epi-
daurus (WERNER 11).
Ionische Inseln: Kerkyra (Bedriaga, Boettger, Werner 1, 4), Kephallinia (Werner 1,
Beier n. W erner 5), Levkas (Beier n. Werner 5), Zakynthos (Heldretch n. Bed r iaga),
fProvati, Karlonisi, Kustos, Kalamos (Cyren 3).
West-Zykladen: K ea (Oertzen n. Boettger l),Kythnos (Werner 9), Seriphos (Bedriaga,
Werner 8), Siphnos (Bird), Milos (Bedriaga, E eiser n. Werner 2, Schweizer).
Übrige Zykladen: Syra, Tinos, Naxos, Mykonos (Bedriaga), Andros (Bedriaga, Bir d ,
W erner 10), Naxos (Reiser n. Werner 2), los (Werner 9).
Nördliche Sporaden: Skyros (Werner 7), Skopelos (Cyren 3), Arkonisi (Cyr£n 3), Chilio-
dromia (Cyrän 3).
Kleinasiatische Inseln: Mytilini (WERNER 9), Chios (WERNER 10).
Kreta: Lasithi-Gebirge (Oertzen n. Boettger 1), Knossos (Kühnelt),.
Lacerta taurica PALL.
Taurische Eidechse.
Boulenger, Monograph of Lacertidae I, p. 152. — Schreiber, Herpet. Europ., p. 436, Fig. 9 (ionica) und p. 439, Fig. 92
(taurica).
Mit dieser Art beginnt die Untergattung Podarcis. Von dieser Gruppe (im Sinne von
Mertens & Müller, nicht nach Boulenger), der vier griechische Arten angehören, die
leicht im Freien nach dem ganzen Habitus, aber schwierig nach Alkohol-Exemplaren zu
unterscheiden sind E - scheinen noch drei Arten eine Reihe zu bilden, die von taurica über
erhardi zu muralis führt.
Die Untergattung Podarcis läßt sich in erster Linie durch das einfache Postnasale,
durch den geraden Hinterrand der Ventralschilder, die Zahl derselben (6—8), die Zahl der
Femoralporen (12—31) und der Lamellen unter der 4. Zehe (19—36) erkennen. Leichter
ist aber die Unterscheidung, wenn man sie in zwei Untergruppen zu je zwei Arten teilt,
von denen die eine, die ¿awrica-Gruppe, einen dickeren Kopf und fast ausnahmslos Zähne
auf dem Pflugscharbein besitzt während die zweite, die muralis Gruppe, an dem mehr
niedergedrückten Kopf und den fehlenden Zähnen am Pflugscharbein erkennbar ist.
Die taurische Eidechse läßt vier Formen unterscheiden, von denen drei in Griechenland
Vorkommen. Sie ist durch den relativ kurzen und dicken Kopf, das gezähnelte Halsband
und die stumpfwinkeligen oberen Schwanzschuppen erkennbar. Daß das Rostrale
ans Nasenloch angrenzt, ist durchaus nicht eine so normale Erscheinung und ich habe
gerade bei griechischen Exemplaren das Gegenteil öfters beobachtet.
Alle Formen der taurica sind normalerweise oberseits grün, nur bei der ostadriatischen
fiumana kommen auch braune oder dunkelkupferrote Exemplare vor. Die Unterseite
ist beim cf gelb oder rot, beim 9 weiß; nur bei der subsp. gaigei von Skyros ist auch
beim Cf die Unterseite weiß.
Die morphologischen Merkmale in dieser Art sind im wesentlichen recht konstant oder
besser gesagt, sie schwanken bei jeder Unterart innerhalb derselben Grenzen. Das Masse-
tericum ist häufig sehr groß und stößt dann oben an das Supratemporale an. Zwischen Supra-
ocularen und Supraciliaren befindet sich eine öfters zusammenhängende Reihe von Körnerschuppen;
Gularquerreihen 19—32, Halsbandschildchen 8—12; das Halsband am Rande deutlich
gezähnelt. Die Rückenschuppen sind mehr oder weniger deutlich diagonal gekielt oder
ganz g latt und etwas gewölbt, 42—64 quer über die Leibesmitte. 25—30 Querreihen von
Ventralen beim cf, 25—32 beim 9, 19—31 Lamellen auf der Unterseite der 4. Zehe; Femoralporen
14—27.
Die Färbung ist bei den drei griechischen Formen charakteristisch verschieden:
L. taurica: Oberseite mit zwei hellen Längslinien, die von der äußeren Hinterecke jedes
Parietale nach hinten ziehen; Rückenzone aus drei gleichbreiten Streifen bestehend, von
denen die m ittlere leuchtend g rün ist und einer dunklen Mittellinie stets entbehrt; die beiden
Seitenzonen sind bräunlich, m ehr oder weniger dunkel gefleckt; diese Flecke können oft hell
gesäumt sein. Seiten dunkler und heller gefleckt oder marmoriert. Ein blauer, schwarzgesäumter
Schulterfleck ist nicht sehr deutlich vorhanden. Unterseite typisch, gelb bis
orangerot beim d", weiß beim 9.
L. ionica (Lehrs, Zool. Anz. 1902, p. 232; Boulenger, Proc. Zool. Soc. London, 1907,
p. 557, Taf. XXX): Oberseite schön grün, eine helle Dorsallaterallinie, wie bei der vorigen
Form ist m eist vorhanden. Eine Abgrenzung von drei Zonen des Rückens in der Färbung ist
nicht ausgesprochen, aber einwärts von den hellen Seitenstreifen ist eine mehr (9) oder weni-
Zoologica, Heft 94.