Von Guayapa aus unternahm ich dann noch größere Ausflüge nach den Mogotes, einem
roten Gebirge mit weiß und gelbblühenden Kakteen, sowie nach der Stadt La Rioja seihst
und ihren umliegenden Gebirgen (Velasco, Paganzo). Sie gaben mir die Möglichkeit, die
Verbreitung der Blattschneider auch in den Höhenlagen zu untersuchen, und ein mehrtägiger
A ufenthalt in Chilecito, am Fuße der schneebedeckten Sierra Famatina, diente dazu,
diese Kenntnisse zu erweitern (Abh. 10).
Chilecito, 1100 m hoch gelegen, ist wie die anderen großen Ansiedlungen dort eine Oase;
denn die Monte-Region nimmt in dieser Höhe nach und nach ein Ende. Die charakteristischen
Pflanzen, wie Espinillo (Acacia cavenia), Retama (Bulnesia), Quebracho blanco
(Aspidosperma Quebracho) und Algarrobo (Prosopis) verschwinden immer mehr, und zuletzt
verkümmern auch die Ja rilla s (Larrea), die es noch am längsten aushalten, aber etwas weiter
von Chilecito etwa nur handhoch sind. Die Kakteen nehmen dagegen zu; an manchen Stellen
erreichen sie gewaltige Ausmaße, bis auch sie spärlicher werden, und das Land dann Punacharakter
annimmt. Von dem gar nicht weit entfernten Tinogasta, das ebenfalls an der Sierra
de Famatina liegt, begann seinerzeit P enck seine Erforschung der Puna de Atacama, die
mir von den Expeditionen in Chile zum Teil schon bekannt war. —
Die Tierwelt erinnerte übrigens ganz an die der chilenischen Seite; die Eidechsen und
Walzenspinnen glichen im Aussehen und Benehmen den schon bekannten, obgleich es ganz
andere Arten waren, und ähnlich war es mit den Ameisen. Die Blattschneider allerdings
nahmen schon eher ein Ende, und zwar bereits früher als die Pflanzenwelt auf hörte. Die letzten
fand ich jedenfalls iñ nächster Umgebung des Ortes selbst; es handelte sich um einige
kleinere Nester von Acromyrmex striatus, während die übrigen Formen wie Atta vollenwei-
deri (polita) schon früher ihre Grenze gefunden hatten.
Die Monte-Region zieht sich in breiten Streifen durch ganz West-Argentinien nach
Süden, um schließlich abwärts von Rio Colorado allmählich in die Patagonische Buschsteppe
überzugehen. Geologisch gesehen beginnt südlich vom Rio Colorado, der ebenso wie der Rio
Negro etwa die Länge des Rheins besitzt, eine ganz andere Region, die sich durch die gehobenen,
terrassenförmigen Tafelgehirge oder Mesetas auszeichnet, um im Westen über die
Vorkordillere in die Hochkordillere üherzugehen (vgl. Abb. 2 unten). Floristisch ist zunächst
kaum eine Änderung zu verzeichnen; die Buschsteppe erscheint oft geschlossen und waldartig,
und die von der Monte-Region bekannten Pflanzen herrschen noch vor. Immerhin sind
es schon zum Teil andere, wenn auch verwandte A rten, wie der Algarobillo (Prosopis algaro-
billa), der den Algarrobo (Prosopis nigra) des Nordens ersetzt. Auch die Ja rilla , übrigens
einer der wenigen stachellosen Sträucher, gehört zum Teil anderen Arten von Larrea an
(Abb. 13). Sie ist aber auch noch im Gebiete des Rio Negro die typische Pflanze, neben den
an manchen Stellen stärker hervortretenden Chañaren (Gourliea), Mata de sebo (Monttea)
und Pipillín (Condalia) u. a. m. Auch schieben sich weiter südlich immer mehr Büschelgräser
ein, insbesondere Stipa-Arten (Coirón genannt), sowie Polster aus Mulinum spino-
sum, während die für die Monte-Region typischen Kakteen immer seltener werden.
In das Gebiet des Übergangs und später in die patagonische Buschsteppe sowie die Vor-
und Hoch-Kordillere ging die dritte Reise, die von Buenos Aires zunächst durch die zentralen
wiesigen Pampa-Regionen führte. Diese riesigen Weideflächen, von tausenden von Vieh
sowie vielen Straußen belebt, ziehen sich bis etwa Bahia blanca, dem ersten Ziel der Reise.
Nach kurzem Aufenthalt ging es dann weiter nach Fuerte General Roca, wo mir wiederum
Freunde schönste Arbeitsmöglichkeiten boten.
Abb. 6 a
Abb. 9 a.
Abb. 7.
Abb. 6. Vegetation itf Guayapa bei Patquia; Heimat von Atta vo llenweideri (A lta p olita), Acromyrmex striatus und rugosus.
a) Lichter Wald, b) Strauchsteppe mit Düne, die Nest von Atta enthielt, c) Anlage von Baumwollpflanzungen.
Abb. 7. Gästehaus der Estancia Sta. Rosa in Guayapa bei Patquia. Auf dem Dach befand sich ein Nest von Acromyrmex
rugosus. Weitere Verteilung der Nester s. Abb. 8.
Abb. 9. An der Sierra de Velasco. a) Bei La Rioja, b) etwa 1000 m hoch; Grenze der Acromyrmex-Verbreitung.
W .S o e t s c h : Die Staaten argentinischer Blattschneider-Ai