In der nachfolgenden Beschreibung der Ergebnisse meiner histologischen U ntersuchungen
bin ich von der Anheftungsstelle der Antenne am Kopfe ausgegangen, um sodann die
einzelnen aufeinander folgenden Glieder zu besprechen. Die histologischen Einzelheiten der
Ansatzstelle der Antenne, der Insertion der M uskulatur und des Verlaufs des Antennennervs
sind aus dem Längsschnitt Abb. 4 ersichtlich. Ähnlich wie bei den Culiciden und den Musci-
den ist der Scapus bei den Nepiden so tief in den Kopf versenkt, daß er nur unvollständig
aus demselben hervorragt. Es besteht jedoch der Unterschied gegenüber jenen, daß man nicht
von einer eigentlichen Einsenkung in der Kopfkapsel reden darf, sondern daß vielmehr die
Kopfwand selbst im Umkreis an der Anheftungsstelle der Antenne eine vorspringende ringförmige
Falte bildet, welche die Basis des Scapus umschließt. An der Gelenkhaut I inseriert
die Muskulatur (M) des Kopfes, die in breiter Ausdehnung an dem Deutocerebrum (Dtcr),
dem „zweiten Gehirn“, vorbeistreicht. Es handelt sich, wie Abb. 4 zeigt, um getrennte einzelne
Muskelzüge, die keinen geschlossenen Ring bilden. An der Ansatzstelle der Muskulatu
r (M), der Gelenkhaut I (Gh.I), befinden sich zahlreiche dichtgedrängte Kerne, die wahrscheinlich
von der Epidermis der Gelenkhaut herstammen.
E g g e r s (1924, p. 301) hebt hervor, daß er im Basalglied von Nepa keine Muskulatur
gefunden hat. Trotz genauester Nachprüfung konnte auch ich im Scapus weder auf Längs-
noch auf Querschnitten Muskulatur feststellen. Es liegt also so gut wie sicher die Ausnahme
eines völligen Fehlens einer antennalen M uskulatur vor. Die antennalen Glieder können also
nicht gegeneinander bewegt werden. Es bestünde daher nach den histologischen Befunden
lediglich die Möglichkeit einer Bewegung der Gesamtantenne mit Hilfe der Kopfmuskulatur.
Indessen ist es mir nicht gelungen, bei lebenden, festgelegten Tieren durch Reizung ein
Ausweichen oder überhaupt eine Bewegung der Antenne herbeizuführen.
Der seiner äußeren Form nach zylindrische Scapus besitzt nach der dem Auge zugekehrten
Seite hin (vorn) eine Einbuchtung. Bei bestimmter Schnittrichtung kann durch diese
Einbuchtung der Eindruck erweckt werden, daß sie die Verschmelzung oder die Gelenkhaut
zwischen zwei Gliedern darstellt. Hieraus ist auch zu erklären, daß E g g e r s (1924, p. 301)
vom Funiculusglied I und I I spricht, die Antenne von Nepa also als viergliedrig ansieht.
Ähnlich liegen die Verhältnisse bei der anderen Nepidenart Ranatra linearis. W eb er (1930,
p.76, Fig. 62) übernimmt eine Zeichnung von H u n g e r f o r d (1919, p. 303; Tafel XVIII,
Fig. 4), die ganz deutlich eine Viergliedrigkeit der Antennen von Ranatra erkennen läßt.
Andererseits möchte ich hervorheben, daß K u h lg a t z (in B r a u e r 1909, p. 6 5 ; Fig. 60, u.
p. 67; Fig. 63) die Antennen der Nepiden als dreigliedrig zeichnet und beschreibt. Meine
Untersuchungen haben einwandfrei ihre Dreigliedrigkeit ergeben. Das klarste Argument ist
die Feststellung des JOHNSTONschen Organs im zweiten Antennenglied. W ürde dieses Organ
fehlen, so könnte man darüber diskutieren, ob nicht die Ringfalte des Kopfes ein modifiziertes
basales Glied des Kopfes darstellt, um so mehr, als wir im Scapus keinerlei Muskulatur
fanden und deshalb die Vermutung berechtigt sein könnte, daß es sich um den Pedi-
cellus handle.
Der Scapus weist keine besonderen Differenzierungen auf. Hautsinnesorgane scheinen
dem Basalglied bei äußerer Betrachtung zu fehlen. Der antennale Nerv (N) verläuft nach
seinem E in tritt in den Scapus im Gegensatz zu dem anderer Insekten nicht in der Zentralachse
desselben, sondern legt sich vorn1) eng der Scapuswand an. Nach dem E in tritt in den
*) Ich benutze auch im weiteren Verlauf meiner Arbeit die Bezeichnungen: vorn (v), hinten (h), oben, unten,
basal- und spitzen- oder apikalwärts bei der Normallage der Antenne, wie sie in Abb. 2 vorliegt.